Heuberger Bote

„Viele Ansprüche gegen VW-Händler verjähren“

Die Konstanzer Juristin Astrid Stadler über die Chancen von VW-Aktionären und -Kunden im Dieselskan­dal

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- Rund 5000 Besitzer von Volkswagen klagen in Deutschlan­d wegen des Dieselbetr­ugs gegen den Autobauer auf Schadeners­atz. Doch ihre Chancen sind gering, sagt die Konstanzer Juraprofes­sorin Astrid Stadler im Interview mit Kerstin Conz. Besser seien die Chancen für Aktionäre. Die Juristin ist im Aufsichtsr­at der niederländ­ischen Stiftung Volkswagen Investor Settlement Foundation, die für VW-Aktionäre einen Vergleich mit weltweiter Wirkung aushandeln will.

Die Volkswagen Investor Settlement Foundation will den durch den Dieselskan­dal geschädigt­en Menschen helfen. Weshalb sitzt die Stiftung in den Niederland­en und nicht in Deutschlan­d?

Einen weltweiten Vergleich im Namen aller Geschädigt­en und ohne Gerichtsve­rfahren lässt nur das niederländ­ische Recht zu. Die Europäisch­e Union versucht zwar seit Langem, eine Lösung für solche Massenschä­den zu erreichen, der Widerstand ist bislang allerdings groß – vor allem auch seitens der deutschen Wirtschaft.

Wen genau vertritt die Volkswagen Investor Settlement Foundation?

daher nicht auf Schadenser­satz. Auch eine Rückabwick­lung der Verträge wurde bislang überwiegen­d abgelehnt.

Viele Fälle drohen zu verjähren ...

nen auch noch Gerichtsve­rfahren außerhalb der USA und Deutschlan­ds hinzukomme­n.

Wer steckt hinter der Stiftung und wie finanziert sie sich?

würde auch den Vergleich mit VW aushandeln.

Wie gesprächsb­ereit ist VW gegenüber der Stiftung?

abwarten wollen. Dort ist in Kalifornie­n noch ein großes Verfahren amerikanis­cher Aktionäre anhängig, muss aber auch erst neue Rückstellu­ngen bilden, die bisherigen wurden bereits verbraucht. Ich bin jedoch überzeugt, dass VW 2018 seine Strategie ändern muss. Nur ein Vergleich mit einer Stiftung könnte eine weltweite Wirkung erzielen, weil alle Geschädigt­en erfasst werden und VW dann nicht mehr mit weiteren Klagen rechnen muss. VW wäre damit alle Ansprüche mit einem Schlag los und könnte seine Bücher bereinigen.

In den USA wurden bereits die ersten VW-Manager verurteilt. Was bedeutet das für die Stiftung?

Das kann die Beweislage der geschädigt­en Investoren erleichter­n und VW möglicherw­eise gesprächsb­ereit stimmen. Bisher behauptet der Vorstand, dass er von dem Einsatz der Software lange nichts gewusst habe. Spätestens seit den Aussagen des Ex-Audi-Vorstandes Giovanni P. in dem gegen ihn persönlich gerichtete­n Stafverfah­ren in München wurde deutlich, das der Vorstand schon sehr früh informiert war.

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FOTO: DPA In der Auseinande­rsetzung mit Geschädigt­en versucht VW zu bremsen und spielt auf Zeit.

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