„Wir haben eine Million Euro in die Digitalisierung investiert“
Desma-Geschäftsführer Martin Schürmann spricht über die Zukunft seines Unternehmens in Fridingen
- Digitalisierung und Industrie 4.0 sind für die örtlichen Unternehmen ein großes Thema. Die Firma Desma in Fridingen beschäftigt sich seit einiger Zeit mit den digitalen Entwicklungen und hat ihr Kundenevent „Desma Open House“deswegen unter das Motto „Let’s talk future“(auf Deutsch: Lassen Sie uns über Zukunft sprechen) gestellt. Lilia Ben Amor hat mit Desma-Geschäftsführer Martin Schürmann über die Zukunft des Unternehmens gesprochen.
Herr Schürmann, Sie sind Geschäftsführer der Firma Desma. Was stellt Ihr Unternehmen her und welche Bedeutung hat es?
Wir stellen Spritzgießmaschinen und Produktionslösungen für Gummi und Silikon her. Das ist unsere Spezialität. Und wir hören es gerne, wenn man über uns sagt, dass wir ein Hidden Champion und Weltmarktführer seien. Der für uns relevante Weltmarkt hat im Moment ein Volumen von 320 Millionen Euro und wir werden dieses Jahr erstmals die 100 Millionen Euro Umsatz Marke knacken.
Wie kommt der Otto Normalverbraucher mit Ihren Produkten in Kontakt?
In Kontakt mit unseren Maschinen kommt der Otto Normalverbraucher nicht. Aber ich würde so weit gehen, zu sagen, dass jeder in unserer Region mit einem Produkt in Berührung kommt, das unsere Kunden mit den von uns produzierten Maschinen hergestellt haben. Im Straßenverkehr würde zum Beispiel nichts mehr laufen: Die Motoren würden ohne Dichtungssystem nicht mehr funktionieren. Autos würden ruckeln und Fahrgeräusche wären laut, weil der Antriebsstrang nicht entkoppelt und der Motor nicht gelagert wäre. Oder die Stromund Wasserversorgung würde brach liegen, weil Leitungen nicht verbunden werden können, Isolatoren und Ventilmembranen fehlen oder es Undichtigkeiten gäbe.
Der Titel der „Desma Open House“ist: „Let’s talk future“. Wie sieht die Zukunft Ihrer Firma aus?
Zukunft ist für uns ein spannendes Thema. Es gibt viele Möglichkeiten und Risiken. Wir empfinden alle, dass sich vieles sehr schnell dreht, man digital präsent sein muss und jetzt müssen wir klären, wie die Zukunft der Branche und für Desma aussieht. Es gibt verschiedene Punkte, die uns beschäftigen und für die wir bereits Lösungen parat haben oder entwickeln: Beispielweise Industrie 4.0, Smart Factory, Robotertechnik, Individualisierung von Produkten oder die Verknappung der Ressourcen. Wir haben beispielsweise unseren Umsatz in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt und unseren Stromverbrauch trotzdem um 30 Prozent gesenkt. An unserem Standort in Indien hat Desma ein Projekt angeschoben, um eine Solaranlage zu bauen. Und neben der deutlich gestiegenen Material- und Energieeffizienz, die unsere Produkte ermöglichen, ist das unser Beitrag zum Klimaschutz.
Wie zieht die Digitalisierung bei Ihnen ein?
Mit großen Schritten. Wir haben bisher gut eine Million Euro in die Digitalisierung investiert. Desma hat ein Team aus Youngstern zusammengestellt, das sich nur um das Thema kümmert. Auch intern arbeiten wir an einer Digitalisierung der Arbeitsprozesse, um die Zeit besser zu nutzen und eine höhere Kundenorientierung erreichen zu können.
Am 27. und 28. September laden Sie viele Gäste nach Tuttlingen und Fridingen ein. Wer kommt zur „Desma Open House“?
Nächste Woche kommen gut 400 Gäste aus 26 Ländern. Das ist ein Kundenevent. Wir laden Partner, Lieferanten und Fachpresse ein und bieten eine Möglichkeit zum Netzwerken. Wir müssen uns gemeinsam mit unseren Gästen in der Zukunft positionieren und klären, was uns wichtig ist.
Wie kann man sich die Veranstaltungen nächste Woche konkret vorstellen?
Wir bieten ein zweitägiges Programm an. Am Mittwoch gibt es eine Kongressveranstaltung in der Stadthalle Tuttlingen. Ein Höhepunkt dabei ist der Gastvortrag zum Thema „Digitalisierung und Mobilität in der Zukunft“von Thomas Bauernhansl, Leiter des Fraunhofer Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung, aus Stuttgart. Neben den Vorträgen gibt es ein vielfältiges Workshop-Programm und Zeit für Dialoge. Am Donnerstag laden wir die Gäste dann ins Werk in Fridingen ein und zeigen, welche Entwicklungen wir derzeit in die Praxis umsetzen.
Was ist Ihr Highlight an den Tagen?
Ich glaube, es ist ein Querschnitt aus allen Sachen. Das Gesamtkonzept unserer Veranstaltung ist der Knüller. Aber wenn ich mich auf eines festlegen muss, dann ist es das Future Lab, unsere Zukunftswerkstatt. Hier vereinen wir unsere Maschinentechnik, unsere Verfahrens- und Werkzeugkompetenz mit intelligenten Digital- und Roboteranwendungen und laden unsere Kunden ein, den Arbeitsplatz der Zukunft zu schaffen. Im wahrsten Sinne des Wortes „Let’s talk future“.