Botschaftsbesuch schwappt nach Wehingen
Sohn des umstrittenen kambodschanischen Staatschefs besucht die Region
WEHINGEN/TROSSINGEN/WELLENDINGEN - Die kambodschanische Botschafterin, Botschaftspersonal sowie der Sohn des kambodschanischen Premierministers, Hun Manet, haben am Samstag die Region besucht und dabei Gegenwind bekommen. Der Schwarzwälder Bote hatte die Geschichte der angekündigten Benefizgala, zu der die kambodschanische Botschafterin in die Wellendinger Festhalle eingeladen hatte, am Samstag veröffentlicht. Und auch, dass sich Opposition angekündigt hat, weil das Land einen verstärkt autoritären Kurs fahre.
Doch der Staatsbesuch verbrachte schon den ganzen Tag in der Region, in die es wohl persönliche Beziehungen gebe. Der Hintergrund dürfte sein, dass im kommenden Jahr Wahlen in Kambodscha anstehen und sich der älteste Sohn zur Nachfolge des Vaters empfehlen wolle, so die Vermutung. Und so traf ein Reisebus kurz nach 11 Uhr beim Restaurant Tang Dynastie in Trossingen ein, kurz nach 13 Uhr dann die Botschaftsfahrzeuge und nach dem Essen fuhr die Gesellschaft wieder davon. Abends sollte in Wellendingen gefeiert werden, 300 Gäste waren angekündigt.
Dort war eine Demonstration angekündigt und genehmigt. Insgesamt rund 50 Personen nahmen an der Demonstration teil und sammelten sich in einem mit der Polizei unter Rottweils Revierleiter Michael Schlüssler vereinbarten Sicherheitsabstand zur Halle, die Polizei war mit rund 30 Beamten vor Ort.
Dort warben die Demonstranten mit einer Vielzahl von Schildern und Transparenten für die Freilassung des verhafteten Oppositionsführers Kem Sokha sowie für faire und gerechte Wahlen im kommenden Jahr 2018. Mit Kundgebungen in kambodschanischer und in deutscher Sprache wurde hier auf Missstände hingewiesen: Die freie Meinungsäußerung und die Pressefreiheit werden unterdrückt, hieß es da.
„Was der Ministerpräsident macht, ist reiner Betrug an denen, die im Asyl leben“, sagte ein Demonstrant, der bereits seit 40 Jahren in Deutschland lebt. Ursprünglich waren viele seiner Asyl suchenden Landsleute in die ehemalige DDR eingereist und hatten, wie er, im Raum Leipzig gewohnt. Nach dem Mauerfall waren sie in den Westen gekommen. Heute leben sie zum Teil auf dem Heuberg und arbeiten in den hiesigen Firmen.
Das heutige Kambodscha vergleicht der Demonstrant mit dem DDR-Regime. Er und seine Landsleute verfolgen Gewalt, Korruption oder die Landverpachtung in ihrem Heimatland an Vietnamesen mit großer Sorge.
Übergabe bleibt aus
Die geplante Übergabe eines Protest-Briefes konnte bei der Demonstration nicht erfolgen, er hatte von den Demonstranten nicht vorbereitet werden können. Indes kam es auch gar nicht zur direkten Konfrontation. Während draußen die Kundgebung stattfand, war die Halle leer. Einzelne Personen verließen sie durch einen Nebenausgang. Ziel war in Wehingen das Pfarrer-HornungHeim. Das war offenbar parallel gemietet worden, wie Pfarrer Ewald Ginter auf unsere Anfrage sagt, er meint, es könnten zwei Veranstaltungen geplant gewesen sein. Denn die kambodschanischer Gemeinschaft des Kreises sei öfter schon zu Gast gewesen etwa bei Neujahrsfeiern oder Geburtstagen.
In der Tat hatte ein Mitglied dieser Gemeinde aus Gosheim schon vor zwei Wochen angefragt, ob die Schlossberghalle zu mieten sei, so Wehingens Bürgermeister Gerhard Reichegger, auch in der alten Festhalle seien öfter kambodschanische Feste gefeiert worden. Aber die Schlossberghalle sei so kurzfristig nicht zu kriegen, sondern für dieses Jahr weitgehend ausgebucht. Er habe von der Demonstration in Wehingen auch erst im Nachhinein erfahren.
Wie in Trossingen blieb es auch in Wehingen sehr ruhig und ohne Vorkommnisse, so Polizeisprecher Thomas Kalmbach. Um 20 Uhr sei die Demo in Wehingen vorbei gewesen.