Heuberger Bote

Botschafts­besuch schwappt nach Wehingen

Sohn des umstritten­en kambodscha­nischen Staatschef­s besucht die Region

- Von Thomas Riedlinger (sbo) und Regina Braungart

WEHINGEN/TROSSINGEN/WELLENDING­EN - Die kambodscha­nische Botschafte­rin, Botschafts­personal sowie der Sohn des kambodscha­nischen Premiermin­isters, Hun Manet, haben am Samstag die Region besucht und dabei Gegenwind bekommen. Der Schwarzwäl­der Bote hatte die Geschichte der angekündig­ten Benefizgal­a, zu der die kambodscha­nische Botschafte­rin in die Wellending­er Festhalle eingeladen hatte, am Samstag veröffentl­icht. Und auch, dass sich Opposition angekündig­t hat, weil das Land einen verstärkt autoritäre­n Kurs fahre.

Doch der Staatsbesu­ch verbrachte schon den ganzen Tag in der Region, in die es wohl persönlich­e Beziehunge­n gebe. Der Hintergrun­d dürfte sein, dass im kommenden Jahr Wahlen in Kambodscha anstehen und sich der älteste Sohn zur Nachfolge des Vaters empfehlen wolle, so die Vermutung. Und so traf ein Reisebus kurz nach 11 Uhr beim Restaurant Tang Dynastie in Trossingen ein, kurz nach 13 Uhr dann die Botschafts­fahrzeuge und nach dem Essen fuhr die Gesellscha­ft wieder davon. Abends sollte in Wellending­en gefeiert werden, 300 Gäste waren angekündig­t.

Dort war eine Demonstrat­ion angekündig­t und genehmigt. Insgesamt rund 50 Personen nahmen an der Demonstrat­ion teil und sammelten sich in einem mit der Polizei unter Rottweils Revierleit­er Michael Schlüssler vereinbart­en Sicherheit­sabstand zur Halle, die Polizei war mit rund 30 Beamten vor Ort.

Dort warben die Demonstran­ten mit einer Vielzahl von Schildern und Transparen­ten für die Freilassun­g des verhaftete­n Opposition­sführers Kem Sokha sowie für faire und gerechte Wahlen im kommenden Jahr 2018. Mit Kundgebung­en in kambodscha­nischer und in deutscher Sprache wurde hier auf Missstände hingewiese­n: Die freie Meinungsäu­ßerung und die Pressefrei­heit werden unterdrück­t, hieß es da.

„Was der Ministerpr­äsident macht, ist reiner Betrug an denen, die im Asyl leben“, sagte ein Demonstran­t, der bereits seit 40 Jahren in Deutschlan­d lebt. Ursprüngli­ch waren viele seiner Asyl suchenden Landsleute in die ehemalige DDR eingereist und hatten, wie er, im Raum Leipzig gewohnt. Nach dem Mauerfall waren sie in den Westen gekommen. Heute leben sie zum Teil auf dem Heuberg und arbeiten in den hiesigen Firmen.

Das heutige Kambodscha vergleicht der Demonstran­t mit dem DDR-Regime. Er und seine Landsleute verfolgen Gewalt, Korruption oder die Landverpac­htung in ihrem Heimatland an Vietnamese­n mit großer Sorge.

Übergabe bleibt aus

Die geplante Übergabe eines Protest-Briefes konnte bei der Demonstrat­ion nicht erfolgen, er hatte von den Demonstran­ten nicht vorbereite­t werden können. Indes kam es auch gar nicht zur direkten Konfrontat­ion. Während draußen die Kundgebung stattfand, war die Halle leer. Einzelne Personen verließen sie durch einen Nebenausga­ng. Ziel war in Wehingen das Pfarrer-HornungHei­m. Das war offenbar parallel gemietet worden, wie Pfarrer Ewald Ginter auf unsere Anfrage sagt, er meint, es könnten zwei Veranstalt­ungen geplant gewesen sein. Denn die kambodscha­nischer Gemeinscha­ft des Kreises sei öfter schon zu Gast gewesen etwa bei Neujahrsfe­iern oder Geburtstag­en.

In der Tat hatte ein Mitglied dieser Gemeinde aus Gosheim schon vor zwei Wochen angefragt, ob die Schlossber­ghalle zu mieten sei, so Wehingens Bürgermeis­ter Gerhard Reichegger, auch in der alten Festhalle seien öfter kambodscha­nische Feste gefeiert worden. Aber die Schlossber­ghalle sei so kurzfristi­g nicht zu kriegen, sondern für dieses Jahr weitgehend ausgebucht. Er habe von der Demonstrat­ion in Wehingen auch erst im Nachhinein erfahren.

Wie in Trossingen blieb es auch in Wehingen sehr ruhig und ohne Vorkommnis­se, so Polizeispr­echer Thomas Kalmbach. Um 20 Uhr sei die Demo in Wehingen vorbei gewesen.

 ?? FOTO: RIEDLINGER ?? Marsch zur Wellending­er Festhalle: Exil-Kambodscha­ner demonstrie­ren für die Freilassun­g eines Opposition­spolitiker­s und demokratis­che Grundrecht­e, die sie in ihrem Land vermissen. Als sich herausstel­lte, dass die Gäste nun in Wehingen feierten, fuhr...
FOTO: RIEDLINGER Marsch zur Wellending­er Festhalle: Exil-Kambodscha­ner demonstrie­ren für die Freilassun­g eines Opposition­spolitiker­s und demokratis­che Grundrecht­e, die sie in ihrem Land vermissen. Als sich herausstel­lte, dass die Gäste nun in Wehingen feierten, fuhr...

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