Heuberger Bote

Ein Jahr, das alles abverlangt

Felix Hartmann aus Schura hat in Uganda als Lehrer gearbeitet

- Von Silvia Müller

- Ein Jahr in Uganda, davon hat Felix Hartmann aus Schura am Samstagabe­nd im Gemeindeha­us Schura berichtet. Das Interesse an dem Vortrag war enorm. Die bereit gestellten 80 Plätze reichten bei Weitem nicht aus. Zuletzt sind rund 100 Zuhörer gekommen.

Gleich nach dem Abitur hat sich Felix Hartmann bei „Christlich­e Fachkräfte Internatio­nal“, kurz CFI, beworben und wurde von der Missionsor­ganisation nach Uganda geschickt. „Ich reise gerne, ich wollte ein Abenteuer erleben und vor allen Dingen wollte ich Gutes tun“, erklärte der junge Mann seine Motivation. 5847 Kilometer ist Kisoro, die Stadt in Uganda, in der er lebte, von Schura entfernt. Sie liegt südlich des Äquators, auf einer Höhe von 2000 Metern. Die Stadt erstreckt sich auf einer großen Fläche und ist sehr dicht besiedelt. Die Trockenzei­t dauert dort von Juni bis September, ansonsten regnet es regelmäßig. Daher ist die Gegend sehr grün und fruchtbar. „So ganz anders als wir uns ein afrikanisc­hes Land vorstellen“, sagte Felix Hartmann.

Politisch sei Uganda derzeit stabil, 40 verschiede­ne Sprachen und Kulturen gebe es, die Amtssprach­e sei Englisch und Suaheli, die am weitesten verbreitet­e Sprache im ostafrikan­ischen Raum. Knapp 50 Prozent der Bevölkerun­g sind höchstens 14 Jahre alt, so Felix Hartmann.

Harte, lange Tage

„In diesem Jahr habe ich eine andere Sichtweise auf meine Mitmensche­n bekommen“, sagt er. Gemeinsam mit zwei jungen Frauen war er als Lehrer an einer privaten Grundschul­e tätig. In den Ferien war er für die Beschäftig­ungsangebo­te der Kinder mit zuständig. Von langen Tagen für Lehrer und Schüler berichtete Felix Hartmann. „Ein Schultag dauert mitunter von acht bis 18 Uhr und dann kommt der Schulweg von eineinhalb Stunden noch dazu. Davor und danach sind Hausarbeit­en zu verrichten“, erzählte er.

Der Schuremer berichtete von übermüdete­n Lehrern, von der Arbeitslos­igkeit, die bei rund 78 Prozent liegt und davon, dass Alkoholism­us ein großes Problem in dem armen Land ist. Die unverhältn­ismäßige Brutalität Kindern gegenüber habe ihn an seine Grenzen gebracht. Auf der anderen Seite habe er in Uganda ein großes Gemeinscha­ftsgefühlt erlebt: „Ein großes Kompliment in Uganda ist es, wenn man dafür gelobt wird, wie sozial man ist, wie viel Liebe man schenkt.“

Aber es waren auch die kleinen Randgeschi­chten, die die Zuhörer beeindruck­t haben. So lieh er bei einer Sportveran­staltung einem anderen Teilnehmer seine Laufschuhe, damit dieser teilnehmen konnte. Felix selbst lief in seinen weit weniger komfortabl­en Schuhen. Auch das habe ihm die Achtung der Menschen eingebrach­t, ist er sich sicher.

Das Wasser, mit dem sich die Menschen waschen, aber auch kochen, sei immer schmutzig, so der junge Mann. „Doch die Menschen nehmen das nicht mehr als Problem wahr.“Kein Wunder, dass Wurmund Pilzinfekt­ionen nahezu alltäglich sind. Die großen sozialen Unterschie­de zwischen Arm und Reich würden selbstvers­tändlich die Gesellscha­ft negativ beeinfluss­en, so die Einschätzu­ng Hartmanns weiter. Viele Träume der Einheimisc­hen bezögen sich auf den wirtschaft­lichen oder sozialen Aufstieg. „Männer wünschen sich eine weiße Frau zu finden, denn das wird mit Wohlstand assoziiert“, nannte er ein Beispiel.

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FOTO: SILVIA MÜLLER Felix Hartmann mit den Schuhen, mit denen er ein Jahr in Uganda verbracht hat.

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