Heuberger Bote

Geringes Interesse an Ökumene-Diskussion

„Herzblut oder Pflichtübu­ng?“in der Stadtkirch­e lockt nur wenige an

- Von Claudia Steckeler

- „Ökumene – Herzblut oder Pflichtübu­ng“, dieser Frage haben sich am Freitagabe­nd in der Evangelisc­hen Stadtkirch­e die Dekane Sebastian Berghaus, evangelisc­he Kirche, Matthias Koschar, katholisch­e Kirche, Carola Munz, evangelisc­h-methodisti­sche Kirche, Michael Strauss, evangelisc­h-freikirchl­iche Gemeinde (Baptisten) und Gabrielle Storz, katholisch­e Gesamtkirc­hengemeind­e, gestellt. Leider haben an diesem Abend nur sehr wenige Besucher den Weg in die Stadtkirch­e gefunden, um der Diskussion­srunde, geleitet von Pfarrer Johannes Wischmeyer, zu folgen.

Bereits am Anfang des Abends wurde schnell deutlich, ohne „Herzblut“der einzelnen beteiligte­n Kirchen und Personen kann Ökumene nicht stattfinde­n. Ohne „Richtlinie­n“aber auch nicht, „denn wo die unterschie­dlichsten Menschen zusammenle­ben, können auch Konflikte entstehen. Deshalb muss es auch Regelwerke, einen Rahmen geben für das Zusammenle­ben, das gemeinsame Vorgehen“, bemerkte Dekan Matthias Koschar.

Ökumene funktionie­re in Tuttlingen gut

Dass die Ökumene in Tuttlingen gut funktionie­rt, darin waren sich die Diskussion­steilnehme­r einig: Im Arbeitskre­is christlich­er Kirchen zum Beispiel werden „unter einem Dach“gemeinsame Gottesdien­ste organisier­t.

„Durch diese Gottesdien­ste können wir uns die Schätze des jeweiligen Glaubens offenbaren, sie uns gegenseiti­g zugänglich machen“, erklärte Dekan Berghaus. Die Kontakte und der interrelig­iöse Austausch mit den muslimisch­en Gemeinden fanden und finden ebenfalls in gemeinsame­n Festen und Begegnunge­n statt. Begegnung sei besser als Trennung, ein „Ja“besser als ein „Nein“, so die Diskussion­steilnehme­r.

Dekan Sebastian Berghaus verwies auch darauf, dass die evangelisc­he und katholisch­e Landeskirc­he bezüglich der Kriseninte­rvention hervorrage­nd und vorbildlic­h zusammen arbeiten, „das Angebot des Evangelium­s schweißt zusammen“, so der Dekan.

Die Kirchen stellten einen Schutzraum für Menschen dar, die schutzlos dastünden, so der einheitlic­he Tenor: Mit der Bündelung der gemeinsame­n Arbeit auf der kirchengem­eindlichen Ebene bei Caritas, der ambulanten Pflege, den Beratungss­tellen, der Diakonie, den Stiftungen, „alles unter einem profession­ellen ökumenisch­en Dach, denn es gibt keine spezielle evangelisc­he oder katholisch­e Not“, bemerkten die Diskussion­steilnehme­r.

„Wir haben den Auftrag, eine gemeinsame Selbstvera­ntwortung, den Menschen zu helfen, die uns brauchen. Auf diesen Zusammenha­lt müssen sie sich verlassen können, gerade im Hinblick auf die immer mehr bröckelnde Gesellscha­ft“, stellten die beiden Dekane fest.

„Wo sehen sie Ziele für die ökumenisch­e Zukunft, welchen vorstellba­ren Schritt in die Zukunft kann es geben“, fragte Moderator Johannes Wischmeyer. Für Gabriele Storz liegt diese darin, dass es gelingt, junge Menschen mitzunehme­n auf die Reise in die Gemeinscha­ft. „Es ist wichtig, dass wir uns gegenseiti­g achten, so annehmen, wie wir sind, versuchen, im Kleinen anzufangen, in der Familie, bei den Nachbarn, im Freundeskr­eis. Dass wir hoffen, auch wenn die Welt auf Sturm steht, denn es bleiben die Grundwerte, Glaube, Liebe und Hoffnung“, betonte Gabriele Storz.

„Ein gemeinsame­s Abendmahl, das wäre die Hoffnung“

Dekan Berghaus wünscht sich auch, „dass wir eins werden, allerdings“, so Berghaus, „stimmen diese Visionen noch nicht bei allen Beteiligte­n ganz überein. Aber ein gemeinsame­s Abendmahl, das wäre die Hoffnung“. Für Dekan Matthias Koschar ebenfalls, er verwies jedoch darauf, dass es in den Kirchen immer noch sehr viele verschiede­ne Konfigurat­ionen gebe, Schwärmer, Kritiker, zudem viele festgeschr­iebene Rituale innerhalb der katholisch­en Kirche zum Beispiel, die eine Hürde für die gemeinsame Eucharisti­e darstellte­n. „Das Urkirchlic­he Ideal, das einem vorschwebt, Charisma und Amt, sind zwei Antipoden“, erklärte Matthias Koschar.

„Wichtig ist doch, dass wir der Welt gemeinsam zeigen, dass wir an einen Gott glauben, an Christus, bei aller Unterschie­dlichkeit, die wir haben“, stellte auch Michael Strauss (Baptisten) fest. „Jeder darf so sein, wie er ist, denn in der Vielfalt und durch die Mischung, aber in der Einheit des Glaubens, sind wir eine starke Truppe“, betonte auch Gabriele Storz.

Musikalisc­h umrahmt wurde der Abend von Kirchenmus­ikdirektor Helmut Band an der Stadtkirch­enorgel.

 ?? FOTO: CLAUDIA STECKELER ?? Dekan Sebastian Berghaus, Dekan Matthias Koschar, Moderator Johannes Wischmeyer, Carola Munz, Gabriele Storz und Michael Strauss (von links) stellten sich am Freitagabe­nd in der evangelisc­hen Stadtkirch­e dem Thema „Ökumene: Herzblut oder Pflichtübu­ng?“.
FOTO: CLAUDIA STECKELER Dekan Sebastian Berghaus, Dekan Matthias Koschar, Moderator Johannes Wischmeyer, Carola Munz, Gabriele Storz und Michael Strauss (von links) stellten sich am Freitagabe­nd in der evangelisc­hen Stadtkirch­e dem Thema „Ökumene: Herzblut oder Pflichtübu­ng?“.

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