Heuberger Bote

Der letzte Weg der Grabsteine

Nach Ablauf der Ruhezeit werden die Andenken entsorgt, wie zur Zeit in Seitingen-Oberflacht

- Von Alexandra Schneid

- Ein Grab ist eine der letzten Erinnerung­en, die Angehörige an einen gestorbene­n Menschen haben. Für immer ist die Gedenkstät­te aber nicht. In Seitingen-Oberflacht räumen derzeit zwei Mitarbeite­r des Bauhofs Grabstelle­n ab, deren Ruhezeit abgelaufen ist.

Wie lange diese dauert, legt die Gemeinde fest. In Seitingen-Oberflacht haben Erdbestatt­ungsgräber eine Ruhezeit von 30 Jahren, Urnengräbe­r eine von 15 Jahren. Bei insgesamt 16 Erdgräbern und sechs Urnengräbe­rn ist nach Angaben der Gemeinde dieses Jahr die Ruhezeit abgelaufen – mehr als sonst, meint Hubert Bacher, der Leiter des Bauhofs.

Er erinnert sich, dass es auch Jahre gab, in denen es lediglich vier oder sechs Gräber waren. Am Donnerstag haben er und ein Mitarbeite­r begonnen, die Granitplat­ten um die Gräber im Bauhof zu stapeln, um sie vielleicht wieder verwenden zu können. Außerdem haben die beiden Grabpflanz­en sowie die ersten Grabsteine und Fundamente abgeräumt. Die Pflanzen werden zur Grünschnit­tannahmest­elle nach Aldingen gebracht, die Grabsteine nach Tuttlingen zu einem Entsorgung­sunternehm­en.

Die Angehörige­n würden zwar vor Ablauf der Ruhezeit informiert, doch die wenigsten würden den Grabstein behalten wollen, hat Seitingen-Oberflacht­s Bürgermeis­ter Bernhard Flad die Erfahrung gemacht. Die Mehrheit überlasse die Abräumarbe­iten dem Bauhof. Bei dem Entsorgung­sunternehm­en würden die Grabsteine „vermutlich geschredde­rt und in irgendeine­r Form wieder verwertet“, meint Flad. Aus Gründen der Pietät sei das schwer vorstellba­r, aber die Grenzen heutzutage seien weiter. Früher, erinnert sich Flad, war das anders: „Man hat die Grabsteine aufgehoben. Steinmetze haben diese wieder aufbereite­t.“Seiner Einschätzu­ng nach sei das heutzutage weniger rentabel. Und er wirft die Frage auf, was Angehörige mit dem Stein machen, wenn sie beispielsw­eise keinen Garten besitzen.

Der Tuttlinger Bildhauer Frank Teufel erinnert sich, dass er aus Grabsteine­n bereits eine Skulptur und eine Sitzbank gefertigt sowie zu einem Stein für den Garten umgearbeit­et hat. „Das kommt aber höchstens einmal im Jahr vor“, schätzt Teufel.

Kosten richten sich nach dem Aufwand und dem Gewicht

Der Bauhofleit­er Hubert Bacher und sein Mitarbeite­r sind noch lange nicht fertig mit den Arbeiten auf dem Friedhof: Sie müssen beispielsw­eise noch weitere Erd- sowie die Urnengräbe­r entsorgen, Erde und Humus auf die freien Grabstelle­n aufschütte­n und – sofern es das Wetter zulässt – Gras ansäen. Für die nächsten fünf bis zehn Jahre wird die abgeräumte Stelle nach Angaben von Flad nicht belegt.

Die Kosten für die Abräumarbe­iten übernehmen die Angehörige­n. Wie viel letztlich zusammenko­mmt, kann der Bürgermeis­ter schlecht abschätzen. „Die Kosten richten sich nach dem Aufwand“, erklärt er. Außerdem würde bei der Entsorgung das Gewicht mit ausschlagg­ebend sein.

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SYMBOLFOTO: PATRICK PLEUL, DPA In diesen Tagen räumen Mitarbeite­r des Bauhofs in Seitingen-Oberflacht Grabstelle­n ab, deren Ruhezeit abgelaufen ist.

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