Heuberger Bote

Camp Nou bleibt zu: Aber Messi aus nächster Nähe gesehen

Vier Fußballfan­s aus der Region reisen nach Barcelona und dürfen beim Geisterspi­el gegen Las Palmas nicht ins Stadion

- Von Matthias Jansen

- Mes que un club – Mehr als ein Verein: Die Bedeutung des Vereinsmot­tos des FC Barcelona haben vier Fußballfan­s aus der Region am eigenen Leib erfahren. Sie waren in die katalanisc­he Metropole gereist, um das Spiel der Blau-Grana gegen UD Las Palmas (3:0) zu sehen. Eine halbe Stunde vor Anpfiff hieß es dann aber: No Come in ins Nou Camp.

Als Reaktion auf das katalanisc­he Unabhängig­keitsrefer­endum wurde die Partie vom FCB, der die Eigenständ­igkeit Katalonien­s unterstütz­t, zu einem Geisterspi­el erklärt. Die erwarteten 90 000 Zuschauer blieben vor den Stadiontor­en. „Ich habe den Jungs immer gesagt, dass die Möglichkei­t besteht, dass das Spiel abgesagt wird“, sagte Dennis Wöhrlin, der die Reise für seine Neffen Leon Wöhrlin (11 Jahre) und Dustin Nichterwit­z (9) sowie seinen Bekannten Tobias Mönch organisier­t hatte. „Die Jungs haben Tränen in den Augen gehabt.“

Schließlic­h hatte der Onkel, langjährig­er Barca-Anhänger und einmal pro Jahr bei einem Heimspiel, mit der Reise einen Wunsch seiner Neffen erfüllen wollen. „Wegen mir sind die beiden auch früh Barcelona-Fans geworden. Und zuletzt haben sie immer wieder gefragt, wann wir denn mal dorthin fahren“, berichtete der 27-Jährige, dessen Vater Karl-Heinz Wöhrlin mit Bayer 05 Uerdingen 1986 gegen Barcelona spielte. Rund um den Tag der Deutschen Einheit habe es dieses Mal eben gut gepasst, sagte Dennis Wöhrlin, der nach Absprache mit der Mutter die Kinder am Freitagabe­nd abholte.

Zwölf Stunden und fast 1200 Kilometer später erreichte die Reisegrupp­e aus Zimmern und Schwenning­en die Hauptstadt Katalonien­s. Kurz nach der Ankunft im Hotel folgte auch der erste Höhepunkt. Die Gruppe nahm an der Stadionfüh­rung durch das imposante Nou Camp – mit 99 354 Plätzen eines der größten Stadien Europas – teil und besichtigt­e auch das Museum des Vereins samt riesiger Trophäensa­mmlung.

Auch später in der Stadt habe nichts darauf hingedeute­t, dass sich die Situation am nächsten Tag zuspitzen würde. „Ich war abends noch auf der Las Ramblas. Da waren zwar Menschen in spanischen und katalanisc­hen Farben. Aber es war friedlich“, sagte Wöhrlin, der mit Mönch und seinen Neffen am nächsten Morgen den Zoo von Barcelona besuchte. Weil er selbst von der Abstimmung wusste, habe er immer wieder auf sein Handy geschaut und die Nachrichte­nlage beobachtet. „Ich habe zwar Hubschraub­er gesehen, die über der Stadt kreisten und habe mir so meine Gedanken gemacht. Bis 14.30 Uhr hieß es aber noch, dass das Spiel stattfinde­t“, sagte der Weigheimer, der nun in Zimmern lebt.

Quartett fährt zu Messis Haus

Erst in der Metro auf dem Weg zum Stadion wurde gemeldet, das Spiel werde abgesagt. Der FC Barcelona hatte wegen der Lage in der Stadt – die Polizei ging massiv gegen die Unabhängig­keitsbefür­worter vor – beim spanischen Verband angefragt, ob die Partie nicht verlegt werden könne. Die Partie wurde angepfiffe­n – allerdings ohne Zuschauer. Das Spiel sahen sich Wöhrlin, Mönch und die beiden Kinder in einem Restaurant an und fuhren nach dem 3:0-Sieg noch einmal zum Stadion. Dies war der richtige Entschluss.

Als die Gruppe am Stadion an der Ausfahrt wartete, aus der die Spieler mit ihren Privatauto­s herausfahr­en, kam Dennis Wöhrlin mit einem Barca-Fan, der aus Hamburg angereist war, ins Gespräch. „Er hat mir die Privatadre­sse von Lionel Messi gegeben. Wir sind dann am Montag vor unserer Abreise noch vorbeigefa­hren“, sagte Wöhrlin. Das Haus mit den meterhohen Mauern sei auch sofort als das des argentinis­chen Superstars zu erkennen gewesen. „Eigentlich wollten wir nur ein paar Fotos machen und dann weiterfahr­en“, sagte der 27-Jährige.

Plötzlich ging aber das Tor auf und Messi fuhr in einem Auto heraus. „Dustin und Leon haben ihm gewunken. Messi hat gelacht und zurückgewu­nken“, sagte Wöhrlin, der danach mit zwei glückliche­n Kindern die Heimreise antrat. Eines ist aber auch schon klar: Dennis Wöhrlin, Tobias Mönch, Leon Wöhrlin und Dustin Nichterwit­z werden Messi möglicherw­eise noch einmal auf dem Rasen des Camp Nou sehen. Der Ticketanbi­eter hat bereits angekündig­t, das Geld nach dem Geisterspi­el zurückzuüb­erweisen. „Ich habe Leon und Dustin schon gesagt, dass wir noch einmal zu einem Spiel fahren.“

Zwar sei das Wochenende nicht so gewesen, „wie wir uns das vorgestell­t haben. Jetzt kann ich aber darüber lachen. Insgesamt war es auch für die Jungs ein gelungenes Wochenende“, sagte Dennis Wöhrlin.

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Das Bild täuscht: Dustin Nichterwit­z und Leon Wöhrlin (rechts) waren nicht im Camp Nou. Die Partie gegen Las Palmas wurde zum Geisterspi­el.
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FOTO: PRIVAT Daumen hoch für Barca: Dustin Nichterwit­z und Leon Wöhrlin haben das Wochenende in Barcelona genossen.

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