Bebauungspläne sorgen für Diskussion
Räte kritisieren zu große Grundstücksflächen im Baugebiet Heidengraben II und Flächenverbrauch im Industriegebiet
Spaichinger Räte kritisieren zu große Grundstücksflächen in Baugebiet.
- Werden in Spaichingen nur Baugrundstücke für besser Betuchte erschlossen? Mit dieser Frage hat sich der Gemeinderat auseinandergesetzt. Es ging um eine Änderung des Bebauungsplans „Heidengraben II“. Die kam zwar letztlich durch, erhielt aber vier Gegenstimmen.
Die ersten beiden Abschnitte sind laut Stadtverwaltung inzwischen zu 95 Prozent bebaut. Der dritte und letzte Bauabschnitt stehe 2018 an. Die Änderungen, etwa zu Regelungen von Stützmauern, sollen die Umsetzung von Bauvorhaben im steilsten Abschnitt des Bebauungsplans ermöglichen. Wegen der „erhöhten Nachfrage nach Wohnraum“soll im nördlichen Bereich eine Bebauung mit Doppelhäusern zugelassen werden – zwecks besserer Nutzung der Grundstücksflächen, so die Verwaltung.
Wegen der großzügigen Bemessung der Grundstücksflächen, von 650 Quadratmetern an aufwärts, kam es jedoch zur Diskussion: „Die Baufenster sind zu groß – wenn wir so weitermachen, haben wir in 20, 30 Jahren keinen Platz mehr in Spaichingen“, bemängelte Alexander Efinger (Grüne). Zudem seien kleinere Flächen für junge Familien weniger teuer. Efinger warnte, „damit wir nicht gleich wieder ein neues Baugebiet machen müssen“. Auch Walter Thesz (SPD) meinte, dass „die Bauplatzpreise zu hoch“seien. „Die Zielsetzung waren bezahlbare Flächen.“Ins gleiche Horn stieß Tobias Schumacher (CDU).
Isabella Kustermann (Freie Wähler) sagte, dass es in Spaichingen „kleine und große Bauflächen geben“müsse. Dem stimmte grundsätzlich auch Bürgermeister Hans Georg Schuhmacher zu: „Wir müssen das eine tun, ohne das andere zu unterlassen.“Mit der Ausweisung der Flächen reagiere die Stadt auf Nachfragen. „Es gibt Leute, die in Spaichingen wohnen und einen größeren Bauplatz haben wollen.“
Unternehmen wollen erweitern
Gesprächsbedarf gab es auch bei einem zweiten Bebauungsplan, den der Gemeinderat erörterte. Laut Bürgermeister haben zwei Betriebe Bauanträge für das Gewerbegebiet an der Max-Planck-Straße gestellt. „Die zur Verfügung gestellten Bauflächen sollten die Umsiedlung zweier ortsansässiger Betriebe vereinfachen und deren künftige Erweiterung ermöglichen.“Geplant seien zwei- bis dreigeschossige Produktionshallen mit maximal elf Metern Höhe. Der BPlan „Max-Planck-Straße VII“bilde einen mittleren Teil des geplanten Gewerbegebiets zwischen künftiger Umgehungsstraße und Max-PlanckStraße.
Alexander Efinger wollte dazu Klarheit wegen einer Stellungnahme des Balgheimer Bürgermeisteramts: Darin heißt es, dass die „auf Gemarkung Balgheim dargestellte Straßenplanung nicht mit der Gemeinde abgestimmt“gewesen sei. „Das halte ich für bedenklich“, so Efinger. Bürgermeister Schuhmacher meinte dazu, dass die geplante Querspange im Zuge der Umgehungsstraße zwischen Balgheim und Spaichingen an anderer Stelle verlaufe. „Der künftige Ausbau des Straßenendes der Max-Planck-Straße tangiert die Gemeinde Balgheim nicht und benötigt keine zwischengemeindliche Abstimmung“, heißt es in der Stellungnahme der Spaichinger Stadtverwaltung.
Die Grünen stimmten gegen die Änderung des B-Plans – „auch wegen des Flächenverbrauchs“. Efinger sah eine „Existenzbedrohung für Landwirte“. Das Tuttlinger Landwirtschaftsamt hatte in seiner Stellungnahme festgestellt, dass mit den Änderungen weitere 2,5 Hektar Ackerland in Spaichingen verlören gingen. Dieser Flächenverlust beträfe ausschließlich den Spaichinger Landwirtschaftsbetrieb Josef Grimm, der bereits durch andere Bebauungsplanverfahren Flächen verloren habe. „Der Landwirtschaftsbetrieb darf nicht in seiner Existenz gefährdet werden“, so die Behörde. Dessen Wirtschaftskraft solle etwa durch „Beschaffung von Ersatzpachtland oder Entschädigungszahlungen aufrecht erhalten werden“.
„Für landwirtschaftliche Flächen, die wegfallen, muss man alternative Lösungen im Stadtgebiet finden, damit Bauern die Existenzgrundlage nicht entzogen wird“, sagte Stadtbaumeisterin Petra SchmidtmannDeniz. „Aber die gewerbliche Entwicklung der Stadt ist auch wichtig.“Bürgermeister Schuhmacher kündigte an, „dass wir darauf achten werden, Maßnahmen zu ergreifen, dass der Landwirtschaftsbetrieb Grimm keinen Konkurs macht“.