Ein Heiratsantrag für Luther
Theater „Zauberwort“bringt Liebesgeschichte der Katharina von Bora auf die Bühne
- Restlos begeistert haben am Sonntagabend die Besucher im vollbesetzten Martin-Luther-Haus Miriam Küllmer-Vogt in ihrer Eine-Frau-Show gefeiert. Passend zum Reformationsjubiläum brachte das Theater „Zauberwort“die bezaubernde Liebesgeschichte der Katharina von Bora auf die Bühne. Peter Kausch begleitete seine Partnerin souverän am Klavier und lieh ihr auch ab und zu seine Stimme.
Das Kammermusical „Wenn Engel lachen …“, ein Musiktheater für eine Person und Klavier, war viel mehr als ein kleines Theaterstück mit Musik. Das Publikum erfuhr eine Menge Persönliches über den großen Reformator Martin Luther und durfte die Auswirkungen der Reformation - aufständische Bauern, machthungrige Politiker, übereifrige Pfarrer - aus der Perspektive einer klugen Frau sehen. Man konnte – wie es Pfarrer Johannes Thiemann versprochen hatte – mit „Herrn Käte“, wie Luther seine Frau liebevoll nannte, in die turbulente Zeit des 16. Jahrhunderts eintauchen.
Die Schauspielerin, Sängerin, Hausfrau, zweifache Mutter und Pfarrerin spielte und sang die Rolle der selbstbewussten Katharina so plastisch, facettenreich und einfühlsam, dass dem Zuschauer Augenweide und Ohrenschmaus zugleich geboten waren.
Die „entlaufene Nonne“Käte lebt nach ihrer Flucht aus dem Zisterzienserinnenkloster Marienthron in Nimbschen bei Lucas Cranach und dessen Frau Barbara. Im Atelier des berühmten Malers spielen sich alle Szenen ab. Obwohl da nur ein leerer Stuhl und eine Staffelei mit dem soeben fertiggestellten Porträt von Martin Luther herumstehen, gelingt es der Schauspielerin mit ihrer fantastischen Bühnenpräsenz, die ganze Bühne mit Personen zu beleben und gleichzeitig das gespannt lauschende Publikum ins Geschehen mit einzubinden.
Die 25-jährige Katharina ist unsterblich in den Nürnberger Patriziersohn Hieronymus Baumgartner verliebt. „Ist’n ganz Süßer“, verrät sie, während sie den Herrn Doktor Luther inständig bittet, ihr als Vermittler mit einem Brief an den Vater ihres Angebeteten behilflich zu sein. Gleichzeitig möchte sie ihre Freundin Ava mit Luther verbandeln. Mit blitzenden Augen singend über die Bühne wirbelnd genießt sie sich als befreite Frau, die auch vor etlichen Tricks nicht zurückschreckt, um ihre Wünsche zu verwirklichen. So gibt sie am Ende zu, dass sie selbst die Gerüchte verbreitet hat, sie, die entlaufene Nonne, und der Herr Reformator hätten etwas miteinander. Als Hexe und Hure sei sie deshalb angespuckt worden - zu Recht, schließlich habe sie ihr Gelübde als Nonne gebrochen.
Herrliche Schlussszene
Obwohl Katharina immer wieder an Luther zweifelt, so wie sie auch an Gott zweifelt, und dann „Eine feste Burg ist unser Gott“singt, kommt sie immer mehr zur Einsicht, dass sie eigentlich den Herrn Luther liebt. Herrlich ist die Schlussszene, wo sie, die Frau (was eigentlich überhaupt nicht geht) ihm, dem großen Reformator, einen Heiratsantrag macht. Kurz vorher hat sie ihn noch als „Schlappschwanz“beschimpft: Da erinnert sie die Zuschauer an die Legende, wo Martin Luther mitten in einem schweren Gewitter der Heiligen Anna in seiner Angst geschworen hat, Mönch zu werden, wenn der Blitz ihn verschone.
„Großer Reformator mit dem kleinen Glauben, du reformierst alles, nur nicht dich, also heirate mich – denn Mönch und Nonne lieben sich“, ruft sie ihm schließlich zu. Und es klappt. Mit einem Friedenslied der Teresa von Avila, welches das Multitalent Miriam Küllmer-Vogt extra „als Zeichen der Versöhnung für die katholischen Geschwister“singt, geht ein bezaubernder musikalischer Kleinkunstabend zu Ende.