Ohne Namen und gnadenlos erniedrigt
Mit Gedenkfeier wird an das Schicksal der Häftlinge in den „Wüste“-Konzentrationslagern erinnert
(sbo) - Die Gedenkveranstaltung sollte eigentlich in den Ruinen der Gedenkstätte Eckerwald stattfinden. Aber der starke Regen verlangte von den Organisatoren Flexibilität. Also wich Gerhard Lempp mit seinem Team in die Halle auf dem KZ-Friedhof Schörzingen aus.
Dort sind 529 Häftlinge des ehemaligen Konzentrationslagers begraben. Die Namen aller Toten sind auf Holztafeln vermerkt. Bei seiner Begrüßung erinnerte Gerhard Lempp daran, dass anfangs 70 Verstorbene aus dem Lager im Schwenninger Krematorium verbrannt worden seien, dann aber wurden dort keine Toten mehr aus dem Konzentrationslager angenommen; man habe die sterblichen Überreste einfach in ein Massengrab „geschmissen“.
Danach zeigten Schüler von Rottweiler Gymnasien ein Stationentheater, das auch ohne Kulissen überaus stark wirkte. Im Mittelpunkt der Handlung standen fünf Häftlingsschicksale aus den „Wüste“-Konzentrationslagern Schörzingen, Dautmergen und Schömberg. Grundlage waren dabei Auszüge aus den Berichten der Überlebenden Robert Egly, Julien Hagenbourger, Tadeusz Noiszewski, Helge Norseth und Jerzy Sztanka.
Beklemmend waren dabei die Szenen, bei denen die Häftlinge ihrer Namen „beraubt“wurden und die Namenlosen danach nur noch als Nummern existierten. Der Lageraufseher machte deutlich: „Es ist hier kein Sanatorium, sondern ein deutsches KZ. Hier wird gearbeitet.“Die Häftlinge nannte er „Pestbeulen“, die jetzt über ihre Taten nachdenken könnten. Hier zähle Gehorsam, Fleiß, Sauberkeit, Opfersinn und die Liebe zum Vaterland. Der NS-Spruch „Arbeit macht frei!“war in Wirklichkeit pure Vernichtung durch Arbeit.
Die zitierten Berichte enthielten zahlreiche Details über das fast unerträgliche Arbeitsumfeld, die mangelhafte, schmutzige und nasse Kleidung, fehlendes Schuhwerk und die Erniedrigung durch schmerzhafte Stockschläge bis zur Bewusstlosigkeit. Dramatisch verliefen auch die Todesmärsche, denn eine der letzten Anweisungen von Reichsführer SS Heinrich Himmlers lautete: „Kein Häftling darf lebend in die Hände des Feindes fallen.“
In die Hoffnung nach Freiheit mischte sich zum Kriegsende schnell die Angst. Aber jetzt gab es auch Hilfe aus der Bevölkerung. Dabei waren Frauen aus Ostrach und Königseggwald besonders mutig, denn sie unterstützten die Häftlingskolonnen nach besten Kräften – unvergesslich für die geschundenen Menschen.
Am Schluss der überaus eindrucksvollen Vorträge und Spielszenen bedankte sich Gerhard Lempp bei den Darstellern Carola Theißen, Friederike Klingner, Claudius Schiffer, Sina Walter, Anna Schneider, Annika Dautel, Susanne Weiß und Georg Fröhlich.