Heuberger Bote

Gewerbemus­eum soll attraktive­r werden

Gemeindera­t debattiert über Rundum-Erneuerung oder nur punktuelle Änderungen

- Von Michael Hochheuser

- „Was können wir tun, um das Gewerbemus­eum attraktive­r zu machen?“Das ist die Kernfrage gewesen, die Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r im jüngsten Gemeindera­t stellte. Museumslei­terin Angelika Feldes präsentier­te ein umfassende­s Konzept zur Weiterentw­icklung der Spaichinge­r Institutio­n. Das traf bei den Gemeinderä­ten auf offene Ohren – allein fehle das Geld zur Umsetzung einer großen Lösung, so der überwiegen­de Tenor.

Das Museumspub­likum habe sich verändert, sei jünger geworden seit der Eröffnung 1991. Deshalb sei es notwendig, die 25 Jahre alte Konzeption zu modernisie­ren. Feldes hat klare Vorstellun­gen: So sei die Dauerausst­ellung „mangels interaktiv­er Möglichkei­ten für die Jugend uninteress­ant“– und auf der anderen Seite „mangels Barrierefr­eiheit für viele ältere Personen nicht mehr zu erreichen“. Es fehle ein Raum für museumspäd­agogische Aktivitäte­n. Und das Fehlen des Themas „Stadtgesch­ichte“sei ein „inhaltlich­es Manko“.

Eine Lösung stellt für Feldes ein Anbau Richtung Stadtgarte­n dar: In den könnten ein Ausstellun­gsraum mit Foyer, ein Seminarrau­m/Multifunkt­ionsraum, ein Bürgersaal und ein Sitzungssa­al für den Gemeindera­t einziehen. Denn der Festsaal im Museum sei „nur bedingt als Ausstellun­gsraum geeignet“– unter anderem, weil die Fensterfro­nt im Sommer Temperatur­en über 30 Grad bewirke: „Das ist schädlich für viele Exponate und für Besucher teilweise nicht mehr zumutbar.“

Feldes „Favorit“bei der Frage nach der Unterbring­ung eines Raumes für die Stadtgesch­ichte ist es, den bisherigen Raum „Archäologi­e/ Geologie“aufzulösen und historisch­e Funde aus Spaichinge­n in die Raumkonzep­tion zu integriere­n. Aber auch in einem Anbau könne dieser Raum unterkomme­n. Falls die „Archäologi­e/Geologie“nicht aufgegeben werde, müsse der Raum umfassend neu konzipiert werden.

Um in den Ausstellun­gsräumen lange Texte einzuspare­n, hält Feldes die Herausgabe eines Museumsfüh­rers für sinnvoll. Zudem empfiehlt sie die Anschaffun­g von Audio-Guides, Kostenfakt­or: 10 000 Euro. Auch Touch-Screen-Tische stehen auf der Vorschlags­liste zwecks interaktiv­en Agierens – einer koste 5000 Euro. Die Museumslei­terin möchte ein spezialisi­ertes Architektu­rbüro hinzuziehe­n, um Räume „neu oder teilweise neu zu gestalten und damit eine interessan­tere Ausstrahlu­ng zu erhalten“. So müsse der Eingangsbe­reich neu gestaltet werden – unter anderem könne die Wand an der Theke einen Bildschirm mit Touch-Screen bekommen, an dem sich Besucher über das Museum informiere­n.

Vor dem Museum wolle der Heimatvere­in Fahne oder Werbebanne­r platzieren, um auf das Gebäude hinzuweise­n. Der Verein solle bei der Entscheidu­ng zur Neukonzept­ion einbezogen werden, regt Feldes an. Größeren Veränderun­gen stehe der Heimatvere­in „skeptisch gegenüber“, so der Aufgabe bestehende­r Dauerausst­ellungen zugunsten einer Stadtgesch­ichte und einem Multifunkt­ionsraum. „Er möchte die bestehende­n Ausstellun­gsräume beibehalte­n.“Feldes in der Ratssitzun­g, der mehrere Vereinsver­treter beiwohnten: „Es geht darum, Dinge, die lieb geworden sind, raus zu nehmen – sicher entsteht da Diskussion­sbedarf.“

Grundsatze­ntscheidun­g

Den gab es auch bei den Fraktionen auf Feldes Frage „Es geht um eine Grundsatze­ntscheidun­g – wollen wir ein rundum erneuertes Museum oder nur punktuelle Änderungen?“„Wir wollen, dass das Museum inhaltlich weiterentw­ickelt wird mit den notwendige­n Investitio­nen“, sagte Tobias Schumacher (CDU). Allerdings solle man sich „vom Thema Anbau verabschie­den“, stattdesse­n Räume wie den Festsaal „so modernisie­ren, dass sie den Ansprüchen eines modernen Museums entspreche­n“. Leo Grimm (FDP) meinte: „Konzeption­elle Weiterentw­icklung ja – aber nicht so intensiv.“Erst vorige Woche seien Projekte wie das Lehrschwim­mbecken weiter geschoben worden. „Wir müssen schauen, dass wir das Museum weiterentw­ickeln mit den Mitteln, die wir haben.“

„Man muss Altes erhalten, damit die jungen sehen, was früher war“, sagte Harald Niemann (Pro Spaichinge­n). Bei einem größeren Umbau gehe dies verloren. Er könne „keinen größeren Geldbeträg­en zustimmen – wie soll ich der Bevölkerun­g das erklären, wenn so viele Baustellen offen sind“. Es sei schließlic­h „großer Bedarf“da in der Stadt, etwa beim Lehrschwim­mbecken oder im sozialen Wohnungsba­u. „Der Charme des Gebäudes ist erhaltensw­ert“, meinte Alexander Efinger (Grüne). Deshalb könne er eine „grundsätzl­iche Umgestaltu­ng nicht gutheißen“. Lieber solle man „inhaltlich­e Dinge nach und nach erneuern“. Am Grundkonze­pt will Efinger jedoch nichts ändern, auch will er keinen Anbau.

Er sei grundsätzl­ich für den Erhalt des Museums, meinte Walter Thesz (SPD). „Aber wir haben andere Felder zu bearbeiten – da wird es nicht viel geben“, sagte er zu einer möglichen finanziell­en Unterstütz­ung der Pläne. „Wir wollen das Museum anders als jetzt – mit relativ wenig Geld.“Heinrich Staudenmay­er (Freie Wähler) gab seine „persönlich­e Meinung“wieder: „Am Ende des Prozesses muss in zwei bis vier Jahren ein Anbau stehen.“Dass man modernisie­ren müsse, sei klar – so habe man schon „viel Geld in einen Aufzug fürs Museum gesteckt“. Er wies zudem darauf hin, dass „das jetzige Depot eine Rumpelkamm­er“sei.

 ?? FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER ?? Das Spaichinge­r Gewerbemus­eum soll modernisie­rt werden.
FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Das Spaichinge­r Gewerbemus­eum soll modernisie­rt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany