Gewerbemuseum soll attraktiver werden
Gemeinderat debattiert über Rundum-Erneuerung oder nur punktuelle Änderungen
- „Was können wir tun, um das Gewerbemuseum attraktiver zu machen?“Das ist die Kernfrage gewesen, die Bürgermeister Hans Georg Schuhmacher im jüngsten Gemeinderat stellte. Museumsleiterin Angelika Feldes präsentierte ein umfassendes Konzept zur Weiterentwicklung der Spaichinger Institution. Das traf bei den Gemeinderäten auf offene Ohren – allein fehle das Geld zur Umsetzung einer großen Lösung, so der überwiegende Tenor.
Das Museumspublikum habe sich verändert, sei jünger geworden seit der Eröffnung 1991. Deshalb sei es notwendig, die 25 Jahre alte Konzeption zu modernisieren. Feldes hat klare Vorstellungen: So sei die Dauerausstellung „mangels interaktiver Möglichkeiten für die Jugend uninteressant“– und auf der anderen Seite „mangels Barrierefreiheit für viele ältere Personen nicht mehr zu erreichen“. Es fehle ein Raum für museumspädagogische Aktivitäten. Und das Fehlen des Themas „Stadtgeschichte“sei ein „inhaltliches Manko“.
Eine Lösung stellt für Feldes ein Anbau Richtung Stadtgarten dar: In den könnten ein Ausstellungsraum mit Foyer, ein Seminarraum/Multifunktionsraum, ein Bürgersaal und ein Sitzungssaal für den Gemeinderat einziehen. Denn der Festsaal im Museum sei „nur bedingt als Ausstellungsraum geeignet“– unter anderem, weil die Fensterfront im Sommer Temperaturen über 30 Grad bewirke: „Das ist schädlich für viele Exponate und für Besucher teilweise nicht mehr zumutbar.“
Feldes „Favorit“bei der Frage nach der Unterbringung eines Raumes für die Stadtgeschichte ist es, den bisherigen Raum „Archäologie/ Geologie“aufzulösen und historische Funde aus Spaichingen in die Raumkonzeption zu integrieren. Aber auch in einem Anbau könne dieser Raum unterkommen. Falls die „Archäologie/Geologie“nicht aufgegeben werde, müsse der Raum umfassend neu konzipiert werden.
Um in den Ausstellungsräumen lange Texte einzusparen, hält Feldes die Herausgabe eines Museumsführers für sinnvoll. Zudem empfiehlt sie die Anschaffung von Audio-Guides, Kostenfaktor: 10 000 Euro. Auch Touch-Screen-Tische stehen auf der Vorschlagsliste zwecks interaktiven Agierens – einer koste 5000 Euro. Die Museumsleiterin möchte ein spezialisiertes Architekturbüro hinzuziehen, um Räume „neu oder teilweise neu zu gestalten und damit eine interessantere Ausstrahlung zu erhalten“. So müsse der Eingangsbereich neu gestaltet werden – unter anderem könne die Wand an der Theke einen Bildschirm mit Touch-Screen bekommen, an dem sich Besucher über das Museum informieren.
Vor dem Museum wolle der Heimatverein Fahne oder Werbebanner platzieren, um auf das Gebäude hinzuweisen. Der Verein solle bei der Entscheidung zur Neukonzeption einbezogen werden, regt Feldes an. Größeren Veränderungen stehe der Heimatverein „skeptisch gegenüber“, so der Aufgabe bestehender Dauerausstellungen zugunsten einer Stadtgeschichte und einem Multifunktionsraum. „Er möchte die bestehenden Ausstellungsräume beibehalten.“Feldes in der Ratssitzung, der mehrere Vereinsvertreter beiwohnten: „Es geht darum, Dinge, die lieb geworden sind, raus zu nehmen – sicher entsteht da Diskussionsbedarf.“
Grundsatzentscheidung
Den gab es auch bei den Fraktionen auf Feldes Frage „Es geht um eine Grundsatzentscheidung – wollen wir ein rundum erneuertes Museum oder nur punktuelle Änderungen?“„Wir wollen, dass das Museum inhaltlich weiterentwickelt wird mit den notwendigen Investitionen“, sagte Tobias Schumacher (CDU). Allerdings solle man sich „vom Thema Anbau verabschieden“, stattdessen Räume wie den Festsaal „so modernisieren, dass sie den Ansprüchen eines modernen Museums entsprechen“. Leo Grimm (FDP) meinte: „Konzeptionelle Weiterentwicklung ja – aber nicht so intensiv.“Erst vorige Woche seien Projekte wie das Lehrschwimmbecken weiter geschoben worden. „Wir müssen schauen, dass wir das Museum weiterentwickeln mit den Mitteln, die wir haben.“
„Man muss Altes erhalten, damit die jungen sehen, was früher war“, sagte Harald Niemann (Pro Spaichingen). Bei einem größeren Umbau gehe dies verloren. Er könne „keinen größeren Geldbeträgen zustimmen – wie soll ich der Bevölkerung das erklären, wenn so viele Baustellen offen sind“. Es sei schließlich „großer Bedarf“da in der Stadt, etwa beim Lehrschwimmbecken oder im sozialen Wohnungsbau. „Der Charme des Gebäudes ist erhaltenswert“, meinte Alexander Efinger (Grüne). Deshalb könne er eine „grundsätzliche Umgestaltung nicht gutheißen“. Lieber solle man „inhaltliche Dinge nach und nach erneuern“. Am Grundkonzept will Efinger jedoch nichts ändern, auch will er keinen Anbau.
Er sei grundsätzlich für den Erhalt des Museums, meinte Walter Thesz (SPD). „Aber wir haben andere Felder zu bearbeiten – da wird es nicht viel geben“, sagte er zu einer möglichen finanziellen Unterstützung der Pläne. „Wir wollen das Museum anders als jetzt – mit relativ wenig Geld.“Heinrich Staudenmayer (Freie Wähler) gab seine „persönliche Meinung“wieder: „Am Ende des Prozesses muss in zwei bis vier Jahren ein Anbau stehen.“Dass man modernisieren müsse, sei klar – so habe man schon „viel Geld in einen Aufzug fürs Museum gesteckt“. Er wies zudem darauf hin, dass „das jetzige Depot eine Rumpelkammer“sei.