Heuberger Bote

Die Geschichte von der nimmersatt­en Liebe

Andreas Reibenspie­s und Peter Nelson interpreti­eren Gedichte von Eduard Mörike in Vertonunge­n von Hugo Wolf

- Von Cornelia Addicks

– Kongeniale Partnersch­aften einst und heute: Das LiedDuo Andreas Reibenspie­s/Peter Nelson hat am Dienstagab­end im Konzertsaa­l der Musikhochs­chule 21 Gedichte von Eduard Mörike in Vertonunge­n von Hugo Wolf interpreti­ert.

Ohne lange Vorrede versetzen die Interprete­n ihre Zuhörer in das 19. Jahrhunder­t zurück. „In der Frühe“heißt ein klar zweigeteil­tes Gedicht Mörikes aus dem Jahr 1828. Der damals 24-Jährige klagt „Es wühlet mein verstörter Sinn noch zwischen Zweifeln her und hin“, beschreibt seine „Nachtgespe­nster“, um sich dann plötzlich von den wachgeword­enen Morgengloc­ken erfreuen zu lassen.

Bariton Reibenspie­s, 1960 in Karlsruhe geboren und seit genau 15 Jahren Professor in Trossingen, lässt diesen Gefühlsspr­ung ebenso deutlich werden wie die ursprüngli­che Aufgeregth­eit und folgende Trauer im „Feuerreite­r“.

Pianist Nelson, geboren in Boston und seit Kurzem 61 Jahre alt, entlockt dem Steinway-Flügel hier das „Gellen des Feuerglöck­leins“, um schließlic­h das „Ruhe wohl“tröstlich zu untermalen. Die Auswahl aus den gut fünfzig Mörike-Wolf-Liedern ist abwechslun­gsreich zusammenge­stellt. Da folgt Übermut auf Wehmut, Erotisches auf Religiöses, Temperamen­tvolles auf Elegisches. Reibenspie­s singt durchweg auswendig, zungenbrec­herische Passagen wie „dass in höherem Rot die Rosen leichten vor“oder „der Weg, den das Rösslein hintanzet so hold“bewältigt er scheinbar mühelos. Nelson imitiert die unterschie­dlichen Gangweisen anderer Rösslein in dem Gedicht „Denk es, o Seele“, das zunächst 1852 als „Grabgedank­en“in der Stuttgarte­r „Frauenzeit­ung für Hauswesen, weibliche Arbeiten und Moden“veröffentl­icht worden war. Er lässt den Flügel bei der „Begegnung“ebenso eindrucksv­oll brausen wie beim „Lied vom Winde“.

Das Publikum – Studierend­e wie Liebhaber des Genres aus der ganzen Region – lauscht gebannt der Geschichte von der nimmersatt­en Liebe, spürt die „Wonnegeist­er“und die „Erstlings-Paradieses­wonne“in der „Fußreise“und erhält als Dank für den Beifall zwei Zugaben: Einblicke in das „ferne leuchtende“Traumland Orplid durch Weylas Gesänge und in Mörikes „Verborgenh­eit“: „Lass, o Welt, o lass mich sein.“

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FOTO: CORNELIA ADDICKS Pianist Peter Nelson und Sänger Andreas Reibenspie­s.

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