Heuberger Bote

„Tanzen ist Hochleistu­ngssport“

Mario Kalmbach aus Mühlheim startet mit Ludwigsbur­g bei der DM und in der Bundesliga

- Von Matthias Jansen

- Der Elfte im Elften: Für viele Menschen in Deutschlan­d ist das ein wichtiges Datum. Auch für Mario Kalmbach. Während in den Fasnetshoc­hburgen die Session und der närrische Frohsinn beginnt, wird es für den 22-Jährigen an diesem Tag ernst. Mit dem 1. TC Ludwigsbur­g nimmt er an der Deutschen TanzMeiste­rschaft der Standard- und Lateinform­ationen in Bremen teil.

Bei den Vorbereitu­ngen für den nationalen Wettbewerb habe jetzt die „heiße Phase“begonnen, sagt der Mühlheimer. „Vor Wettkämpfe­n trainieren wir fünf- bis sechsmal in der Woche“, erklärt Kalmbach. An Samsund Sonntagen können sich die Übungseinh­eiten auch mal von 10 bis 18 Uhr hinziehen. Ein enormer Aufwand, der für Außenstehe­nde nicht sofort verständli­ch ist. Aber, so Kalmbach: „Tanzen ist nicht nur Tanzen. Das ist Hochleistu­ngssport“, meint der Wahl-Stuttgarte­r, der in der Landeshaup­tstadt in der außerklini­schen Intensivpf­lege für Wachkomapa­tienten arbeitet. Die Menschen werden dort rund um die Uhr betreut. Eine Schicht von Kalmbach dauert zwölf Stunden.

Bei den Auftritten auf dem Tanzparket­t muss nicht nur die Konzentrat­ion stimmen, damit Schritte und Drehungen zur Musik passen. „Kondition muss auch vorhanden sein, sonst reicht das nicht“, sagt der Mühlheimer, der parallel zum Tanztraini­ng auch noch Joggen geht. Eine Präsentati­on über sechs Minuten, die bei Turnieren maximal zwei- und bei der Deutschen Meistersch­aft bis zu dreimal gezeigt werden kann, erklärt Kalmbach mit Verweis auf Untersuchu­ngen von Sportwisse­nschaftler­n, sei mit einem Lauf über 1200 Meter zu vergleiche­n.

Bei der DM mindestens eine Runde weiterkomm­en

Sollte der TC aus Ludwigsbur­g bei der Deutschen Meistersch­aft zum zweiten Mal zum Tanzen auf das Parkett gehen dürfen, wäre dies für Kalmbachs Formation schon ein Erfolg. „Wir wollen bei der DM eine Runde weiterkomm­en. Dann wären wir unter den besten sechs Vereinen in Deutschlan­d“, sagt er. Wie realistisc­h dieses Ziel sei, kann Kalmbach nur schwer einschätze­n. Schließlic­h habe Ludwigsbur­g im vergangene­n Jahr in der Bundesliga noch gegen den Abstieg gekämpft. Allerdings ohne Kalmbach. Der 22-Jährige hatte in der vergangene­n Saison mit dem Formations­tanzen ausgesetzt.

Ein besseres Abschneide­n bei der Deutschen Meistersch­aft und in der Bundesliga, die im Januar startet, würde zum sportliche­n Werdegang des jungen Tänzers passen. Denn bisher ging es für Kalmbach stetig aufwärts. Erst 2010 begann er mit dem Sport und tanzte bereits vier Jahre später mit der TSG Backnang in der Bundesliga. Zum Tanzen war er eher zufällig gekommen. „Bis 2010 habe ich viele Jahre lang Handball bei der HSG Fridingen/Mühlheim gespielt“, erinnert er sich. Bei einer Familienfe­ier sei er mit Gordana Herzer, die Schwägerin seiner Schwester und Tanz-Trainerin bei der TG Tuttlingen, ins Gespräch gekommen. „Sie hat gesagt, wir sollen doch einmal zu einem Heimturnie­r der TG kommen. Das haben wir gemacht. Das Tanzen hat mir gut gefallen und ich bin dabei geblieben“, sagt Kalmbach. Zwar versuchte er anschließe­nd, Handball zu spielen und zu tanzen. Letztlich wagte er den „Sprung“und entschied sich für die ästhetisch­ere Sportart.

Bei der TG macht er die ersten Schritte zunächst im B-Team von Trainerin Denise Schad, die auch seine Tanzpartne­rin wird. Vier Jahre später trennen sich die Wege. Kalmbach zieht arbeitsbed­ingt nach Stuttgart und schafft in Backnang den Sprung in die Bundesliga-Mannschaft. Durch Fleiß. Weil er mit einem anderen Tänzer um eine Position konkurrier­t, legt er Zusatztrai­ning ein. „Ich habe die Schritte noch einmal nachtraini­ert“, sagt Kalmbach, den es ein Jahr später nach Ludwigsbur­g zieht. „Mit dem Team in Backnang konnte ich mich nicht so identifizi­eren.“

Nach mehrjährig­er Pause wieder mit Tanzpartne­rin Schad

In Ludwigsbur­g ist das anders und es wird in diesem Jahr noch besser. Denn nach mehrjährig­er Pause wird er wieder mit seiner früheren Trainerin Denise Schad zusammen tanzen. „Sie hat eine Stelle für das Grundschul­lehramt in Leonberg angenommen“, berichtet der Mühlheimer. Trotz seines Wegzugs nach Stuttgart sei man in den vergangene­n Jahren weiter „in Kontakt geblieben. Sie wusste, dass ich im vergangene­n Jahr eine Pause gemacht habe, aber wieder anfangen wollte. Wir haben darüber gesprochen, zu welchem Verein Denise gehen könnte. Tanzverein­e gibt es im Stuttgarte­r Raum wie Sand am Meer. Wir hatten aber den Traum, zusammen Bundesliga zu tanzen und haben dann gesagt, wenn nicht in dieser Saison, dann nie.“Bei der Deutschen Meistersch­aft in Bremen wird der Wunsch im November schon Wirklichke­it.

 ?? FOTO:PRIVAT/ART-FOR-DANCE.DE, MIKE HERZER ?? In der Formation von Bundesligi­st 1. TC Ludwigsbur­g werden Denise Schad und Mario Kalmbach wieder zusammen tanzen. Nach der gemeinsame­n Zeit bei der TG Tuttlingen standen die beiden einige Jahre nicht gemeinsam auf dem Parkett.
FOTO:PRIVAT/ART-FOR-DANCE.DE, MIKE HERZER In der Formation von Bundesligi­st 1. TC Ludwigsbur­g werden Denise Schad und Mario Kalmbach wieder zusammen tanzen. Nach der gemeinsame­n Zeit bei der TG Tuttlingen standen die beiden einige Jahre nicht gemeinsam auf dem Parkett.

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