Ladengröße steht in der Kritik
Vorstellung der Wohnbau-Pläne für das Union-Areal stößt nicht auf volle Zustimmung
- Reichen Flächen von 530 Quadratmeter für die Neu-Ansiedlung von Einzelhandel aus oder nicht? Die Planungen der Wohnbau am Union-Areal hat am Donnerstag den Technischen Ausschuss beschäftigt. Mit einem kritischen Schreiben hatte schon im Vorfeld der Sitzung der Handels- und Gewerbeverein ProTUT für Aufsehen gesorgt.
Zum Hintergrund: Auf dem rund 3300 Quadratmeter großen Gelände plant die Wohnbau ein hochwertiges Quartier mit 59 Wohnungen, Dienstleistungen und Einkaufsflächen. Drei Baukörper sind vorgesehen, die im Untergeschoss miteinander verbunden sind und über eine unterschiedliche Anzahl an Geschossen verfügen. Die höchste Stelle im neuen „DreiKronen-Quartier“umfasst sechseinhalb Geschosse.
Die konkreten Planungen stellte das von der Wohnbau beauftragte Architekturbüro Kauffmann, Theilig und Partner dem Technischen Ausschuss vor. Einigkeit herrschte darüber, dass es architektonisch gesehen ein gelungener Plan und ein großer Mehrwert für Tuttlingen sei.
Was der LBU, ProTUT und dem Citymanagement jedoch missfällt, ist die Aufteilung der Einkaufsflächen. So ist derzeit geplant, dass in jedem der drei Baukörper ein Laden Platz findet – mit einer Fläche von 530, beziehungsweise 500 Quadratmetern. Dies ist den Kritikern jedoch zu klein – Tuttlingen brauche ein Angebot an größeren Flächen, hieß es.
„Maßlos enttäuscht“
Die LBU argumentierte, dass das Union-Areal das letzte größere Gebiet sei, das zentrumsnah bebaut werden könne. „Wenn wir die Chancen jetzt vergeben, haben wir in Zukunft keine Möglichkeiten mehr“, sagte Uwe Schwartzkopf (LBU), der sich als „maßlos enttäuscht“über die vorgestellten Pläne zeigte.
Um tatsächlich neue Geschäfte nach Tuttlingen zu locken – im Gespräch sind bekannte Filialnamen – plädierte auch Citymanager Alexander Stengelin dafür, zumindest Verkaufsflächen von 600 bis 800 Quadratmetern zu schaffen. „Die hinteren beiden Ladenflächen haben keine Chance“, beurteilte er den aktuellen Plan des Architekturbüros.
Rückendeckung für die Wohnbau kam von einem Stadtrat, der gleichzeitig Mitglied des Wohnbau-Aufsichtsrats ist: „Das, was man manchmal will, geht eben nicht immer“, nahm Herwig Klingenstein (SPD) Bezug darauf, dass Einzelhandel in Tuttlingen nicht immer so funktioniere, wie gewünscht.
Dass es für die geplanten Geschäfte durchaus Interessenten gäbe, versicherte Horst Riess, Geschäftsführer der Tuttlinger Wohnbau. „Ich stehe mit zahlreichen Filialisten im Gespräch“, sagte er. Es bestünde auch Interesse, zusätzlich Fläche im Unter- oder Obergeschoss anzumieten – etwa um Personalräume und Lager unterzubringen. Das Problem seien eher die Parkplätze, so Riess. Viele Filialen würden ebenerdige Parkplätze fordern. „Und es ist nicht so, dass die gewünschten Ketten von sich aus bei uns anklopfen“, wies er auf die Schwierigkeiten hin, überhaupt Geschäfte nach Tuttlingen zu holen.
Das wirtschaftliche Risiko trage zudem die Wohnbau: „Bauen wir einen Laden mit 800 Quadratmetern und dieser bricht dann weg, ist das wirtschaftlich ein Fiasko“, sagte er.
Schon im Vorfeld der Sitzung hatte auch ProTUT in einem Schreiben Bedenken geäußert. „Die Ansiedlungen nehmen zu, aber sobald ein Fachmarkt mehr als 500 Quadratmeter ebenerdige Verkaufsfläche sucht, muss man ihn aus Tuttlingen wegschicken“, ist ProTUT dafür, im Union-Areal Geschäfte mit 500 bis 1000 Quadratmetern anzubieten.
„Vorgehensweise ist keck“
Leicht verschnupft zeigte sich Riess im Gespräch mit unserer Zeitung über das Schreiben ProTUTs. Die Vorgehensweise sei keck: Ohne im Vorfeld mit ihm gesprochen zu haben, sei ein Schreiben verbreitet worden, in dem sogar das Wort „Verrat“gefallen sei, sagte Riess. Mittlerweile habe man jedoch miteinander gesprochen und könne sich verstehen.
„Wir werden gewissenhaft das Anliegen prüfen“, sicherte Riess zu, die geplante Ladengröße noch einmal zu überdenken. Diese Hausaufgabe hatte ihm auch Oberbürgermeister Michael Beck im Ausschuss mitgegeben: Er solle bis zur Sitzung des Gemeinderats am Montag, 23. Oktober, mit den Interessenten über deren Raumvorstellungen zu sprechen – „ohne dabei das Gesamtkonzept über den Haufen zu werfen“.