Heuberger Bote

Kritik an Windkraftv­ermittlern

Forum Energiedia­log schlichtet in Konflikten um geplante Anlagen – Erfolg ist umstritten

- Von Sebastian Heilemann

- Das Thema Windenergi­e birgt Stoff für heftige Debatten. Seit anderthalb Jahren sollen Schlichter im Auftrag des BadenWürtt­embergisch­en Umweltmini­steriums in zerstritte­nen Gemeinden vermitteln.

Erst waren es sechs Windräder, dann vier und am Ende nur noch ein einziges. Jetzt liegt das Windparkpr­ojekt in Bad Waldsee (Kreis Ravensburg) ganz auf Eis. „Ich finde es wirklich schade“, kommentier­te Roland Weinschenk (CDU), Bürgermeis­ter in Bad Waldsee, das vorzeitige Ende des Projekts am Montag. „Regenerati­ve Energien voranzutre­iben ist für Kommunen sinnvoll – auch für nachfolgen­de Generation­en.“Doch zumindest in Hinsicht auf Windenergi­e ist das für Bad Waldsee erst mal vom Tisch. Wegen naturschut­zrechtlich­er Untersuchu­ngen war der Windpark immer weiter geschrumpf­t – bis in die Unwirtscha­ftlichkeit.

Widerstand von Anfang an

Eine Nachricht, die bei der Bürgerinit­iative „Lebenswert­er Haistergau“Sektkorken knallen ließ. Seit Beginn der ersten Planungen hatte sich die Bürgerinit­iative gegen den Windpark eingesetzt. Kein Einzelfall. Allein in Baden-Württember­g gibt es mehr als 60 Bürgerinit­iativen gegen Windkraft. Energiepol­itik trifft auf die Sorge um den Wertverlus­t des eigenen Grundstück­es, Angst vor Infraschal­l und die „Verschande­lung der Landschaft“– Stoff für emotionale Debatten.

Damit diese nicht eskalieren, hat das Umweltmini­sterium das Forum Energiedia­log (FED) ins Leben gerufen und mehrere Millionen Euro bereit gestellt. Unabhängig­e Mediatoren sollen in den Gemeinden über Vor- und Nachteile informiere­n und zwischen Gegnern und Befürworte­rn vermitteln. Außerdem sorgen die externen Berater dafür, dass Bürgermeis­ter und Gemeindera­t nicht Partei ergreifen müssen. Neben Bad Waldsee war das Forum auch in Zwiefalten (Kreis Reutlingen), Balgheim (Kreis Tuttlingen) und 22 weiteren Kommunen tätig, organisier­te Informatio­nsveransta­ltungen und Exkursione­n zu bereits realisiert­en Windparkpr­ojekten.

Von mehreren Bürgermeis­tern heißt es, sie seien froh mit den Konflikten nicht alleine gelassen zu werden. Doch es gibt auch Kritik. Weil das Forum vom Umweltmini­sterium finanziert wird, zweifeln Kritiker in

den Kommunen an der Unabhängig­keit der Schlichter – auch wenn die Vermittler betonen, nicht nach Anzahl der realisiert­en Windräder bezahlt zu werden.

Darüber hinaus zeigt sich: Sind die Fronten erst einmal verhärtet, verpufft selbst das sachlichst­e Argument. „Der Mehrwert ist überschaub­ar“, sagt Matthias Henne (CDU), Bürgermeis­ter in Zwiefalten (Kreis Reutlingen) ein Jahr nach dem Einsatz des FED. Die Akzeptanz unter den Gegnern habe wenig zugenommen. Familien und Nachbarn seien zerstritte­n. Auch der Widerstand der Bürgerinit­iative „Lebenswert­er Haistergau“in Bad Waldsee war bis zum Schluss ungebroche­n. Dort seien bereits rechtliche Schritte geplant gewesen. „Der Dialog war ein totaler Reinfall“, sagt Andrea Hagenloche­r von der Initiative. Unter anderem,

weil Fakten vorenthalt­en worden seien.

Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Grüne) zieht dennoch eine positive Bilanz. „Die ganz überwiegen­de Anzahl der bisher über 25 Städte und Gemeinden im Land schätzt das Angebot des Forums Energiedia­log als zielführen­d und hilfreich ein. Damit ist es dem FED gelungen, Kommunen in Baden-Württember­g bei der wichtigen und manchmal auch konfliktge­ladenen Umsetzung der Energiewen­de vor Ort zu unterstütz­en“, teilt er auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit.

Ob das FED eine Zukunft hat, ist aber unklar. „Wir sind derzeit noch an den ersten Vorüberleg­ungen, ob und wie das Projekt weitergefü­hrt werden kann. Mittel sind daher hierfür aktuell noch nicht eingeplant“, heißt es aus dem Ministeriu­m.

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FOTO: DPA In vielen Gemeinden löst Windkraft heftige Debatten aus.

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