Eine Hommage an das Leben an sich
Quartett Dos Mundos musiziert in der evangelischen Kirche
- „Lieder, die ihnen auf der Seele brennen“, hat das Musikerquartett Dos Mundos versprochen. Doch beim alleinigen Versprechen ist es nicht geblieben in der evangelischen Kirche: Melanie Munoz, Patrick (Paddy) Brohammer, Tina und Gerhard Mattes haben die in sie gesetzten Erwartungen voll erfüllt.
Nach der Begrüßung von Irene Kaiser, die den erkrankten Pfarrer Johannes Thiemann entschuldigte, verbreiteten die vier Vollblutmusiker, die übrigens auch durch ihr soziales Engagement bekannt sind, sofort eine warmherzige Atmosphäre in dem kühl-sachlichen Kirchengemäuer. Schließlich ist den reformierten Kirchen alle barocke Pracht fremd. Trotzdem bringt die weit über ihre Heimat Tuttlingen hinaus bekannte Gruppe sofort Stimmung in ihre Fangemeinde, die nicht nur aus der Primstadt angereist ist.
Beim Sprechgesang „Gracias a la Vida“von Violeta Parra bringt Munoz (Gesang, Gitarre und Klavier) mit einfühlsamer Stimme ihren ganz persönlichen Dank an das Leben zum Ausdruck: „Ich danke dem Leben, das mir so viel gegeben…“. Dabei gelingt es der Musikerin spontan, über ihre temperamentvolle Mimik den Kontakt mit dem Publikum zu knüpfen. Nach der Hommage an das Leben an sich, fragt Munoz mit ihren eigenen Worten, wie man die Engel wohl anspricht. Dabei hat sie durchaus keine romantisch-kindliche Vorstellung von den geflügelten Wesen, sondern sieht die vielen helfenden und guten Geister in der Gestalt von den sozial eingestellten Mitmenschen als die „wahren“Engel an. Diese seien ihr schon oft real im Alltag begegnet, so zum Beispiel beim Einkaufen im Krankheitsfall oder beim Führen durch kritische Situationen: „Der Engel schaut mich an, er führt mich ohne Worte“, meint die Sängerin, deren Eltern aus Spanien kommen. Überhaupt beeindruckt Munoz durch eine sehr wandlungsfähige Stimme, welche den verschiedensten Themen gerecht wird. Und wenn ihr Gatte Brohammer süffisant einstreut, „meine Frau braucht ziemlich viel Platz“, trifft er den Nagel auf den Kopf, denn der Altarraum ist für das südländische Temperament beinahe zu eng.
Nicht eng gefasst sind dagegen die Themen der Songs, welche von Tina Mattes mit der Querflöte, Paddy Brohammer mit der Gitarre und Gerhard Mattes mit dem Kontrabass gefühlvoll begleitet werden. Neben den Eigenkompositionen wie „La Libertad“, „Wie ein Lied“, „Träume“und „Wie spricht man Engel an“standen einige Volkslieder aus Spanien und Südamerika auf dem Programm. Und weil das dankbare Publikum nicht mit Beifall geizte, rundeten die Zugaben „Cucurrucucu“und „Ade zur guten Nacht“einen vergnüglichen Konzertabend perfekt ab.