Fundtiere: Hälfte muss behandelt werden
Verein nimmt regelmäßig verwahrloste Tiere auf - Fundhase „Harvey“ist gestorben
(sfk/ls) - Was nach einem Happy End aussah, endete traurig: Das ausgesetzte Kaninchen „Harvey“, das wir in unserer Freitagausgabe vorgestellt haben, ist wohl an den Folgen der Vernachlässigung durch seinen Besitzer gestorben. Für den Trossinger Tierschutzverein ist das nichts Neues: Immer wieder müssen die Ehrenamtlichen verwahrloste Tiere aufnehmen oder deren Halter überzeugen, sie abzugeben.
„Bei der dringend notwendigen Zahnoperation hat er vermutlich einen Schlaganfall erlitten. Sein kleiner Körper war durch die Vernachlässigung durch seinen ehemaligen Besitzer so geschwächt, das er alles nicht verkraftet hat“, sagt Kerstin Neipp vom Tierschutzverein Trossingen. Das Kaninchen hatte in seinem ersten Zuhause wohl zu wenig Möglichkeiten, die stetig wachsenden Zähne durch knabbern kurz zu halten. So entstand eine schmerzhafte Fehlstellung der Zähne, die vom Tierarzt unter Vollnarkose korrigiert werden sollte.
Rund 50 Prozent der Tiere, die der Tierschutzverein aufnimmt, seien behandlungsbedürftig, schätzt Kerstin Neipp. Erst am gestrigen Dienstag hat sie in der Hegaustraße eine Schildpattkatze mit Durchfall abgeholt und zum Tierarzt gebracht. Zum Tierarzt kommen generell zunächst alle Tiere, derer sich der Verein annimmt.
Die Suche nach den Besitzern, berichtet sie, laufe inzwischen fast nur noch über Soziale Netzwerke, allen voran Facebook. „Wir haben etwa 25 Fundkatzen im Jahr“, sagt Kerstin Neipp, „rund fünf davon werden wieder abgeholt.“Vor Kurzem erst machte sie die Besitzer einer Katze drei Wochen später über Facebook aus - so etwas sei jedoch die Ausnahme.
Wird der Tierschutzverein wegen anderer Tiere als Katzen alarmiert, verständigen die Mitglieder die Tierrettung Südbaden, so Neipp. Auch Fälle, in denen sie Meldung bekommen, dass Tiere schlecht gehalten werden, gebe es. Können die Tierschützer nicht selbst vermitteln, greift dann der Amtsveterinär ein.