Heuberger Bote

Verhandlun­gen sind gefragt

- Von Ralph Schulze politik@schwaebisc­he.de

Die Tage der Separatist­enregierun­g Puigdemont in der spanischen Region Katalonien sind gezählt – und das ist gut so. Nachdem sie wochenlang die spanische Verfassung mit den Füßen getreten und Gerichtsur­teile missachtet hatte, leitete Madrid die Zwangsabse­tzung der Rebellen ein. Bis zu den Neuwahlen wird die spanische Regierung die Kontrolle in der abtrünnige­n Region übernehmen.

Das Gleiche gilt für das katalanisc­he Parlament, das ebenfalls an die Kette kommt und keine verfassung­sfeindlich­en Beschlüsse mehr fassen kann. In einem letzten Akt des Ungehorsam­s brachte die Kammer am Freitag noch per Resolution die „katalanisc­he Republik“auf den Weg. Doch Spaniens Verfassung­sgericht kündigte bereits an, dass man auch diese rechtswidr­ige Unabhängig­keitserklä­rung umgehend annulliere­n werde. Es wird also keine Abspaltung Katalonien­s geben. Doch damit ist die Krise nicht beendet. Im Gegenteil, nun könnte es erst richtig losgehen. Harte Konfrontat­ionen und auch Gewaltausb­rüche können nicht ausgeschlo­ssen werden.

Die von Spaniens Regierung angestrebt­e Rückkehr zur Normalität in Katalonien wird somit nicht einfach sein. Denn auch wenn die Separatist­en in Kürze nicht mehr am Ruder sind: Sie haben rund die Hälfte der 7,5 Millionen Katalanen hinter sich. Es ist gut möglich, dass sich auch mit der im kommenden Jahr angestrebt­en Neuwahl das Meinungspa­norama nicht verschiebe­n wird.

Das könnte sich höchstens ändern, wenn Spaniens Regierungs­chef Mariano Rajoy den Katalanen ein politische­s Angebot macht. Umfragen lassen wenig Zweifel daran, dass die Unabhängig­keitsfront nur deswegen so stark wurde, weil Rajoy alle Wünsche nach mehr Selbstbest­immung und Selbstverw­altung ablehnte: mehr Steuerhohe­it, weniger Bevormundu­ng, vielleicht auch irgendwann ein legales Referendum über mehr Autonomie oder Unabhängig­keit. Warum soll man Katalonien nicht gestatten, was in anderen europäisch­en Regionen möglich ist? Dialog und Verhandlun­gen werden weiterhin gefragt sein. Wobei klar sein muss: Gespräche können nur auf dem Boden des Gesetzes stattfinde­n.

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