Mit Luther singen, beten und glauben
Festgottesdienst stellt Beziehung her zu der Zeit, in der der Reformator lebte
- Zum Abendgottesdienst in der Trossinger Martin Luther Kirche war das Gotteshaus voll besetzt. Der Festgottesdienst, der am Dienstag Abend stattfand, stand ganz im Zeichen des Reformators. Pfarre- rin Gabriele Großbach las aus Schriften Martin Luthers vor und der Posaunenchor, sowie die Kantorei umrahmten den Gottesdienst mit Liedern von Martin Luther.
In den Schriften Luthers ist oft die Rede von seinem Ringen um den Glauben und von seinem Verständ- nis von der Gerechtigkeit Gottes. Die Leiterin der Kantorei, Esther Holl, erläuterte den Gottesdienstbesuchern die Zeit, in der die Lieder des Reformators entstanden sind. „Die Leute waren damals arm und zumeist Analphabeten. Der Ablasshandel blühte und der Machtmissbrauch durch die Kirche war allgegenwärtig“, sagte Esther Holl.
Die kirchlichen Schriften waren seinerzeit in lateinischer Sprache geschrieben. Sie konnten daher von der einfachen Bevölkerung nicht verstanden werden. Das empfand Martin Luther als Missstand und er übersetzte die Texte, entsprechend dem Sprachgebrauch der damaligen Zeit.
Auch die Melodien wurden über die Jahrhunderte wenig bis gar nicht verändert. Sie sind zum Teil kompliziert zu singen. Dabei stellte die Kantorei einmal mehr ihr gutes Ausbildungsniveau unter Beweis. Die Klänge des Posaunenchores Schura un- terstrichen den Gesang und schufen ein harmonisches Miteinander. Esther Holl gelang es auch, wie selbstverständlich die Gemeinde beim Singen der Lieder mit einzubinden. So wurden Verse im Wechsel zwischen Kantorei und Posaunenchor, mit den Gottesdienstbesuchern gesungen.
„Sie wundern sich vielleicht, dass heute keine Orgel spielt. Das war vor 500 Jahren auch so“, erklärte Esther Holl. „Stellen Sie sich vor, Sie stünden im Straßburger Münster und ihr Gesang würde an den Säulen empor himmelwärts dringen“, lautete die Einladung der Kantorin. Die Gemeinde ließ sich darauf ein und ein Kirchenlied ertönte als Kanon gesungen. Auch das gesungene Glaubensbekenntnis war für die Gottesdienstbesucher ein neues Erlebnis.
Melodie und Rhythmus wurde von der Kantorei in der ersten Strophe vorgesungen. Die Gemeinde und der Posaunenchor folgten.