Heuberger Bote

Hängebrück­e: Stadträte kritisiere­n die Stadtverwa­ltung

Fraktionen beklagen die Informatio­nspolitik bezüglich eines möglichen neuen Investors

-

ROTTWEIL (sbo/sz) - Die Rottweiler Stadträte sehen mit großer Sorge, wie sich das Hängebrück­enbau-Projekt entwickelt. Zum einen wird die dürftige Informatio­nspolitik der Stadtverwa­ltung gegenüber dem Gemeindera­t scharf kritisiert, zum anderen wird der Umgang mit Investor Günter Eberhardt gerügt.

Die Stadt Rottweil will die historisch­e Innenstadt direkt mit dem Berner Feld über eine Fußgänger-Hängebrück­e verbinden. Günter Eberhardt hat sich als Investor und Projektträ­ger bereiterkl­ärt, diese Verbindung herzustell­en.

Da der Investor über Grundstück­e von zwei privaten Eigentümer­n im Bereich des Schafwasen­s derzeit nicht verfügt, sieht seine aktuelle Planung eine 600 Meter lange Brücke von der historisch­en Innenstadt bis zu einem Felsen auf der anderen Neckarseit­e oberhalb des Steinbruch­s vor. Eine Verbindung bis zum Berner Feld müsste dann über einen etwa 300 Meter langen Fußweg erfolgen.

Ein weiterer Investor, Joachim Glatthaar, hat nun signalisie­rt, sich mit den Besitzern der fehlenden Grundstück­e geeinigt zu haben und so den Brückensch­lag zum Berner Feld realisiere­n zu können. Glatthaar, der bereits durch Mitarbeite­r des Fachbereic­hs Bauen und Stadtentwi­cklung und von Oberbürger­meister Ralf Broß zu Gesprächen empfangen worden war, wurde vom OB als möglicher zweiter, wenn nicht sogar als alleiniger Investor, in das Projekt eingeführt. Sehr zum Missfallen des bisherigen Investors Günter Eberhardt. So haben sich die Gemeindera­t-Fraktionen und Stadträte geäußert:

Die Meinung der Fraktionen

Günter Posselt, Sprecher der CDUFraktio­n, sagt, es sei wichtig, dass die Gespräche zwischen dem Investor, der Stadtverwa­ltung und dem Gemeindera­t offen, verlässlic­h und vertrauens­voll stattfinde­n. „Dieses Vertrauen wäre bei parallel laufenden Verhandlun­gen mit einem anderen Investor nicht unerheblic­h gestört. Wir hätten für derartige Verhandlun­gen - ohne Notwendigk­eit und vorherige Abstimmung im Gemeindera­t - wenig Verständni­s.“

SPD-Sprecher Arvid Sassnick: „Wenn Herr Glatthaar in der Brückensac­he mitwirken möchte, dann sollte er sich mit Herrn Eberhardt und OB Broß zusammense­tzen und ausloten, welcher Weg zum Brückenbau gangbar und vernünftig ist, also auch, ob es beim bisherigen Brückenpla­ner allein bleibt oder ein Zusammenwi­rken mit einem neuen Mitwirkend­en überhaupt gewollt ist.“

Hubert Nowack, Sprecher der Grünen-Fraktion fordert, dass die Verwaltung schnellstm­öglich Klarheit schaffe: „Herr Eberhardt als williger und offener Partner auch in anderen Fragen, zum Beispiel E-Bike-Stationen, braucht als Unternehme­r Klarheit für seine Entscheidu­ngen, wir als Gemeinderä­te aber auch!“

Auch die Mitglieder von FFR seien, so deren Sprecherin Elke Reichenbac­h, über die aktuellen Entwicklun­gen „verärgert“. Sie fordern von OB Ralf Broß vehement, mehr Transparen­z gegenüber Bürgern und Gremien zu zeigen. „Seit Monaten verhandelt die Verwaltung mit einem zweiten Investor, und der Gemeindera­t weiß nichts davon“, kritisiert FFR-Stadträtin Heide Friederich­s.

Die FDP beklagt laut Michael Gerlich: „Über die laufenden Verhandlun­gen hat man uns bisher nicht ausreichen­d informiert, das meiste wissen wir aus der Presse, zum Beispiel den Namen eines zusätzlich­en Investors.“Stadtrat Jens Jäger hatte bereits zuvor gefordert , eine Dialoggrup­pe zu gründen, da er das Projekt gefährdet sehe.

„Die aktuellen öffentlich­en Diskussion­en untergrabe­n das Vertrauen zwischen Stadtverwa­ltung und Investor und gefährden damit das Projekt als Ganzes", äußert Freie-WählerFrak­tionssprec­her Martin Hielscher. Die Freien Wähler wünschen sich, so Hielscher, „vom Oberbürger­meister eine Informatio­nspolitik, die diesen Namen auch verdient und die sowohl die Bürger als auch den Gemeindera­t auf Augenhöhe mitnimmt.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany