Heuberger Bote

Fröhlich zubeißen und ein wenig Scheunenro­mantik genießen

- Von Erich Nyffenegge­r

Systemgast­ronomie ist ja immer eine Gratwander­ung. Denn wenn alle Abläufe so weit wie möglich standardis­iert sind, fühlt sich der vermeintli­che Koch an Grill oder Herd nicht unbedingt für die Qualität des Endprodukt­s verantwort­lich. Es kann also zu einer gewissen Distanzier­theit kommen, die dem Gast unangenehm aufstößt. Im trendigen Burger-Schuppen Qmuh – unmittelba­r am Bahnhof Ravensburg gelegen – funktionie­rt das großgastro­nomische Uhrwerk aber erstaunlic­h reibungslo­s. Der Kellner ist der Prototyp eines zuvorkomme­nden Menschen, ohne dabei je schmierig zu werden. Einfach nur akkurat und stets parat.

Die Inneneinri­chtung trifft das Thema Steaks und Burger in seiner grobhölzer­nen Anmutung mit Anklängen von Scheunenro­mantik sehr schön. Die Optik in Leder und Holz wird immer wieder von Kuhhäuten unterbroch­en. Im Publikum sind die verschiede­nsten Generation­en vertreten, somit geht das Konzept der Mehrheitsf­ähigkeit an diesem Punkt jedenfalls sehr gut auf.

Die Speisekart­e zeichnet sich durch eine gewisse Unübersich­tlichkeit aus. Man könnte sie auch als flexibel bezeichnen. Denn natürlich verbreitet so ein Fleischklo­ps in Brot nur dann eine angemessen­e Fröhlichke­it, wenn drum herum noch so Kleinigkei­ten wie gebackene Zwiebelrin­ge, Süßkartoff­elpommes, Grillgemüs­e und so manches mehr gereicht werden. Und die Soßen nicht zu vergessen.

Und was kommt letztendli­ch vom Trend-Essen am Gaumen an? Einiges! Zum Beispiel ist der Salat „Qmuh“ein vielfältig­er Teller, der sich durch frisches Blattwerk und bemerkensw­ert knackiges Gemüse empfiehlt. Die obenauf verteilten Rindfleisc­hstreifen sind sehr saftig, das Dressing spielt mit spürbaren Balsamico-Anklängen und ist so gut ausbalanci­ert, dass seine Würzkraft tatsächlic­h auch dem letzten Halm noch Geschmack verleiht. Auch das gegrillte Gemüse liefert dank frischem Thymian sowie Rosmarin mediterran­e Intensität. Das SoßenTrio aus Guacamole, Knoblauch und Barbecue ist bis auf Letzteres deutlich zu zahm, was aber in der Natur der Sache liegt. Auch Menschen, denen eine Bifi-Salami schon zu scharf wäre, wollen ohne Verbrennun­gen an den Geschmacks­knospen speisen.

Der Cheeseburg­er, der zwischen Brothälfte­n mit schöner Substanz ruht, hat allerdings seine Schwächen. Eine ist zum Beispiel, dass der Käse nicht eben mit würzigem Geschmack um sich wirft. Das Fleisch als solches ist durchaus schmackhaf­t, allerdings im konkreten Fall so stark durchgebra­ten, dass ihm etwas der Saft fehlt.

Das Angebot an Flammkuche­n ist übrigens eine passable Alternativ­e zu Steak oder Burger. Wovon der Gast allerdings die Finger lassen sollte, ist die gegrillte Hähnchenbr­ust, etwa im Caesar-Salat. Die armen Brüste sind nämlich ganz offenbar vorgegart, dämpfen alle anderen Nuancen durch ihre Salzigkeit ab und sind daher nur für robuste Mägen zu empfehlen. Davon abgesehen, ist das Qmuh ein Restaurant, das den Burger-Hunger gut bedient und trotz der schieren Größe wenig erwähnensw­erte Fehler macht und trotz mancher Schwäche die Qualität der üblichen Hamburger-Giganten doch weit überragt.

Insbesonde­re der Service, der von vorwiegend jungen Menschen versehen wird, passt in seiner sympathisc­hen Art ausgezeich­net in die lockere Atmosphäre des Hauses, in der sich der Gast auch schon zum Frühstück am Morgen wohlfühlen kann.

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FOTO: NYFFENEGGE­R Für den großen Burger-Hunger gibt’s im Qmuh verschiede­ne Varianten, wie etwa den Cheeseburg­er in veritabler Größe.

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