Stadtentwicklung statt „Blümchenschau“
Stadt stellt Planung für Landesgartenschau vor und wirbt um Unterstützung der Bürger
- In den Jahren 2026 bis 2030 soll in Tuttlingen eine Landesgartenschau stattfinden. Die Stadt wird dafür – falls der Gemeinderat dies befürwortet – bis Ende Dezember eine Bewerbung einreichen. Bei einer Informationsveranstaltung im Rathausfoyer haben am Freitag mehr als 60 Bürger einen Einblick in die bisherigen Überlegungen erhalten.
Oberbürgermeister Michael Beck betonte gleich zu Beginn der Veranstaltung, dass es sich bei einer Landesgartenschau längst nicht mehr um eine „Blümchenschau“handeln würde. „Es geht um die Infrastruktur“, sagte der Rathaus-Chef. Das Ziel von Tuttlingen müsse sein, durch eine Landesgartenschau die Grundlage für zukunftsorientierte Arbeitsplätze zu schaffen. Schließlich werde es für Unternehmen immer wichtiger, dass die Mitarbeiter in einer naturnahen Umgebung arbeiteten.
Deshalb will die Stadt die Lebensbereiche der Menschen – wie Wohnen, Arbeiten und Freizeit – in das Konzept der Landesgartenschau integrieren. „Die Gartenschau ist eine einzigartige Möglichkeit, die Stadt voranzubringen“, sagte Beck. Bei der Finanzierung hofft er, dass es Tuttlingen ähnlich wie anderen Städten zuvor gelingt, zusätzlich zu den fünf Millionen Förderung für die Landesgartenschau weitere Mittel für den Städtebau aus anderen Töpfen zu erhalten.
Mobilität ist Schwerpunkt in Tuttlinger Konzept
Kerngebiete der Bewerbung liegen an der Donau zwischen der Stadthalle und dem Nendinger Kreisel sowie rund um den Tuttlinger Bahnhof. Auf einem rund fünf Hektar großen Areal rund um die Dr. Karl-StorzStraße, dessen Kauf die Stadt bis Ende des Jahres realisiert haben will, soll Wohnraum entstehen. Die bisherigen Planungen sehen vor, das „grüne Band“entlang der Donau weiter zu entwickeln und noch besser miteinander zu verbinden. Deshalb soll auch „was am Stadtgarten passieren, und auch die Stadtmitte soll partizipieren“, sagte Michael Hensch, Leiter der städtischen Grünplanung und Verantwortlicher für die Planungen. Am Bahnhof soll ein Durchgang zu den Donauauen entstehen. „Dann stehen die Menschen gleich im Grünen“, sagte Hensch.
Ein Schwerpunkt in dem Tuttlinger Konzept ist die Mobilität. „Das Auto ist dominant. Aber in Tuttlingen kommen wir an Grenzen“, sagte Beck. Die 14 000 Menschen, die zur Arbeit nach Tuttlingen pendeln und dort parken würden, machten die Stadt nicht attraktiver. Deshalb würden, um die Bereiche der Landesgartenschau, ausgehend vom Bahnhof, miteinander zu verbinden, andere Ansätze benötigt. Beck brachte dabei die Idee einer Stadtbahn ein. Eine Möglichkeit, das Fahrrad als Fortbewegungsmittel zu fördern, nannte Hensch. Weil die Ludwigstaler Straße und die Nendinger Allee vom Automobilverkehr längst nicht so intensiv genutzt werden, könnte die donaunahe Verkehrsader sogar einen Radschnellweg aufnehmen. Ein Rückbau der Nendinger Allee sei aber nicht angedacht, versicherte Hensch.
Tuttlingen hat „sehr, sehr gute Ideen“in der Schublade
Obwohl die Bewerbung schon in eineinhalb Monaten eingereicht werden muss, scheint die Stadt mit den Planungen weit vorangeschritten zu sein. Dies, sagten Beck und Hensch, liege daran, weil bei der kleinen Landesgartenschau 2003 nur ein kleiner Teil der Vorhaben umgesetzt worden sei. Damals hatte es auch in Nordheim eine Veranstaltung gegeben.
Die Fördergelder für das Grünprojekt wurden geteilt. Mit den 500 000 Euro gestaltete die Stadt den Donaupark. „Wir bauen auf sehr, sehr guten Ideen auf. Die können wir jetzt aus der Schublade holen“, meinte Hensch. „Ideen, die die städtebauliche Entwicklung weiterbringt.“Dass es mit Schramberg und Rottweil weitere Bewerber aus der Region gebe, spiele, so Hensch, laut Auskunft aus dem Landesministerium kein Rolle. Schließlich hätten mit Horb (2011) und Nagold (2012) zwei Nachbarstädte innerhalb von zwei Jahren den Zuschlag für eine Landesgartenschau erhalten. „Entscheidend ist die Bewerbung.“
Damit die Bewerbung erfolgreich sein kann, sagte Beck, brauche es auch den Rückhalt der Bürger. Die anwesenden Tuttlinger hatten nach den Vorträgen von Beck, Hensch und Landschaftsarchitekt Johann Senner, dessen Büro die Bewerbung unterstützt, die Möglichkeit Fragen zu stellen und Anregungen zu geben.