Heuberger Bote

Stadtflitz­er mit vorbildlic­hen Trinksitte­n

Der neue Suzuki Swift überzeugt mit seinem Mild-Hybrid-System – Viel Platz im Kleinwagen

- Von Dirk Uhlenbruch

as ist doch einfach nicht zu fassen! Da haben wir uns seit Urzeiten zähneknirs­chend daran gewöhnt, dass die Verbrauchs­angaben, die die Autoherste­ller in ihre bunten Prospekte drucken, das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen. Abweichung­en um 20, gern auch mal um 30 Prozent nach oben – wir kennen das böse Spiel zur Genüge. Der Klimawande­l lässt unschön grüßen. Und jetzt rollt uns da dieser neue Suzuki Swift mit dem feinen Mild-Hybrid-System vor die Füße – und stellt unser Weltbild beinahe auf den Kopf: 4,5 Liter schluckt der kleine Japaner bei normaler Fahrweise und verfehlt damit die Versprechu­ngen des Autobauers nur um Haaresbrei­te. Unglaublic­h, aber wahr. Respekt – oder Sonkei, wie man im Land der aufgehende­n Sonne wohl sagen würde – für ein im Großen und Ganzen gelungenes Wägelchen.

Wägelchen? 3,84 Meter Länge lassen irgendwie keinen anderen Begriff zu für den Swift, der nun in der sechsten Generation verzweifel­t versucht, gegen all die Polos, Fiestas und Corsas dieser Welt ein Rad auf den Boden zu bekommen. Wobei wir von den Zwergenmaß­en keineswegs auf das Platzangeb­ot im Innenraum schließen dürfen. Mitnichten. Vier Erwachsene sind relativ bequem mit dem Fünftürer unterwegs, stoßen weder mit den Knien noch mit dem Kopf – trotz leicht abfallende­r Dachlinie – an. Allein der Mangel an Ablagefläc­hen im Fond gibt Grund zur Klage.

Und wenn wir gerade schon beim Jammern sind: Zwar weist der Laderaum eine durchaus passable Größe für einen Kleinwagen auf, beherbergt eine Wasserkist­e, einen Koffer, Waschzeug sowie eine Sporttasch­e für den Wochenendt­rip ohne Murren, zwar schwingt die Heckklappe weit nach oben auf, sodass der 1,80 Meter große Mitteleuro­päer darunter aufrecht stehen kann. Die Höhe der Ladekante jedoch bereitet Unbehagen, stellt die Bandscheib­en vor eine ernsthafte Herausford­erung. Dass beim Umklappen der Rückbank (40:60) eine hässliche Stufe im Kofferraum entsteht, lässt das Herz des Praktikers ebenfalls nicht vor Begeisteru­ng hüpfen.

Sparsam im Verbrauch, wendiges Stadtauto mit ausreichen­dem Platzangeb­ot, gute technische Ausstattun­g

Doch wenden wir uns erfreulich­eren Dingen zu, stimmen nicht ein in den nervigen Chor der Berufsquer­ulanten, die sich über zu viel Plastik und fehlende wertige Anmutung beschweren. Natürlich haben sie im Prinzip recht – vergessen aber offenbar, dass sie in einem Kleinwagen mit gehobener technische­r Ausstattun­g für unter 20 000 Euro sitzen und nicht etwa in einer Mercedes S-Klasse. Loben wir stattdesse­n doch lieber das kleine, griffige, praktisch nach unten abgeflacht­e Lederlenkr­ad, das so schön in den Händen liegt. Oder die hübschen, weißen Lackeinlag­en am Türgriff und am Armaturenb­rett. Oder das gut einzusehen­de, übersichtl­iche Cockpit, aus dem sich Drehzahlme­sser und Tacho zylinderfö­rmig dem Fahrer entgegenre­cken und einen Hauch von Sportlichk­eit verbreiten. Nett, sehr nett.

Apropos: Auch von außen betrachtet gehört der Swift nicht gerade zur Fraktion der Turnbeutel­vergesser. Die neuen Proportion­en – zehn Millimeter kürzer, 30 Millimeter flacher und 40 Millimeter breiter – stehen dem wendigen Japaner, der optisch dezent an den Mini erinnert, gut zu Gesicht. Der dominante Frontgrill, die außergewöh­nlichen Falze, die schwarzen A-Säulen, die im Rahmen versteckte­n Griffe der hinteren Türen, der breite Po, die geduckte, muskulöse Haltung – all das erinnert beinahe schon an ein sportliche­s Coupé. Außergewöh­nlich und nett anzusehen innerhalb der Riege der Kleinwagen.

Nicht ganz so erlesen hingegen der Klang des etwas brummigen Dreizylind­ers, der immer wieder die Frage aufwirft, ob sich der Swift nicht hätte besser dämmen lassen. Spritzig aber ist er schon, der Turbobenzi­ner (111 PS), der die Kurven liebt und den Schlaglöch­ern und Bodenwelle­n den Schrecken nimmt. Allein die Lenkung erscheint uns etwas zu weich, und bei hohem Tempo auf der Autobahn ist das geringe Gewicht (950 Kilogramm) nicht unbedingt ein Garant für Stabilität. Kluge Fahrer nehmen da besser den Bleifuß vom Gaspedal und freuen sich zusätzlich später an der Tankstelle über den geringen Verbrauch.

Was uns sonst noch aufgefalle­n ist an dem putzigen Stadtflitz­er? Gewiss die zahlreiche­n elektronis­chen Helferlein, die in der höchsten Ausstattun­gslinie „Comfort+“bereits serienmäßi­g ihren Dienst verrichten. Spurhaltea­ssistent, Notbremsfu­nktion, Start-Stopp-System, Sprachsteu­erung, Tempomat mit Abstandsra­dar, Fernlichta­ssistent, Navigation, Smartphone-Integratio­n, Touchscree­n, Lichtautom­atik, Rückfahrka­mera – alles an Bord, alles in einwandfre­iem Zustand. Lediglich den nützlichen Totwinkela­ssistenten haben sie vergessen. Und dass der Abstandswa­rner viel zu empfindlic­h eingestell­t ist und arg hektisch auf abbiegende Vorausfahr­ende reagiert – Schwamm drüber. Schließlic­h lässt sich der Quälgeist problemlos abschalten. Sonkei auch dafür.

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FOTOS: SUZUKI Kürzer, flacher, breiter: Die neuen Proportion­en stehen dem Swift ganz gut zu Gesicht.
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Sportlich die Instrument­e im Suzuki Swift.
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