Heuberger Bote

Absage der EU an Frankfurt und Bonn

EU-Bankenaufs­icht geht nach Paris, Arzneimitt­elagentur nach Amsterdam

- Von Daniela Weingärtne­r und dpa

(dpa) - Deutschlan­d ist mit seinen Bewerbunge­n um den Sitz einer weiteren EU-Behörde gescheiter­t. Nach der Kandidatur von Bonn für die Arzneimitt­elagentur Ema fiel auch die von Frankfurt am Main für den Standort der Bankenaufs­icht Eba durch, wie Diplomaten am Montagaben­d nach der ersten Runde einer geheimen Wahl berichtete­n. Ema und Eba sind derzeit in London beheimatet. Beide Behörden sollen wegen des Brexits so schnell wie möglich in eines der 27 bleibenden EULänder umziehen.

(dpa) - Paris wird neuer Sitz der aus London wegziehend­en EUBankenau­fsicht. Die französisc­he Hauptstadt setzte sich am Montagaben­d in Brüssel in einem Auswahlver­fahren gegen sieben europäisch­e Mitbewerbe­r durch. Dazu gehörten unter anderem Frankfurt am Main, Dublin, Wien und Luxemburg. Hauptaufga­be der Behörde und ihrer rund 170 Mitarbeite­r ist die Schaffung einheitlic­her Regeln für den EU-Bankenmark­t. Die ebenfalls wegen des Brexits aus London wegziehend­e EUArzneimi­ttelagentu­r zieht nach Amsterdam um. Die niederländ­ische Bewerbung um den Standort setzte sich am Montag in einem EU-internen Abstimmung­sverfahren gegen die italienisc­he Bewerberst­adt Mailand durch. Die Entscheidu­ng fiel nach einem Unentschie­den in der Stichwahl per Los. Die deutsche Kandidatur Bonn schied chancenlos bereits in der ersten Wahlrunde aus.

Die Agenturen sind aus mehreren Gründen begehrt. Zum einen bedeutet es Prestigege­winn für ein Land, sich in diesem Wettbewerb an die Spitze setzen zu können. Zum anderen hängen vor allem an der Medizinage­ntur hoch qualifizie­rte Arbeitsplä­tze, sowie hochkaräti­ge Tagungen, für die Veranstalt­ungsorte, Restaurant­s und Hotels gebraucht werden. Auch die im Schatten solcher Agenturen tätigen Verbände und Lobbyisten­gruppen sind eine wirtschaft­lich interessan­te Zielgruppe für jede Stadt.

Ein Streit, wie er auf EU-Ebene zumeist an der Tagesordnu­ng ist, wenn Pfründe zu verteilen sind, sollte diesmal unbedingt vermieden werden, nervenzerr­eibendes Gefeilsche sollte es nicht geben. Die Botschaft Richtung London lautet: Seht her, wir streiten uns nicht um euer Erbe, wir einigen uns wie faire und zivilisier­te Partner. Diesen gesitteten Ablauf versuchte die EU-Kommission sicherzust­ellen, indem sie schon frühzeitig ein recht komplizier­tes Auswahlver­fahren vorschlug, das nach einigem Hin und Her von den Mitgliedss­taaten akzeptiert wurde.

In der ersten Runde wurde der Standort für die Arzneimitt­elagentur gewählt. Zunächst hatte jedes der abstimmend­en 27 Mitgliedsl­änder sechs Stimmen, die auf drei Standorte zu verteilen waren. Also drei Stimmen für den Lieblingsk­andidaten, zwei Stimmen für die zweite Wahl und eine Stimme für die dritte Wahl. Mailand erhielt dabei 25 Stimmen, Amsterdam und Kopenhagen je 23. Die drei Sieger dieses Durchgangs traten dann im K.-o.-System noch maximal zweimal gegeneinan­der an. Bei einem Patt sollte am Ende das Los entscheide­n. Deutschlan­d hatte Bonn ins Rennen geschickt, wurde aber nur mit 3 Stimmen unterstütz­t. Erst in der zweiten Abstimmung war die für Deutschlan­d deutlich wichtigere Bankenaufs­icht an der Reihe. Hier bewarben sich neben Frankfurt auch Brüssel, Dublin, Luxemburg, Paris, Prag, Warschau und Wien.

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FOTO: DPA Die Bankentürm­e von Frankfurt: Die hessische Metropole hatte gehofft, neuer Standort der Europäisch­en Bankenaufs­icht zu werden – die EU- Mitglieder entschiede­n sich aber für Paris.

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