Gedanken zur Heimat beim Besinnungstag
Frauen versammeln sich am Buß- und Bettag in Spaichingen
- Heimat. Kaum ein Begriff wurde in den letzten Jahren so viel diskutiert wie dieser. Er fand sich in den Zeilen von Wahlprogrammen, wurde im Feuilleton analysiert und zerlegt oder lautstark und alles übertönend in Talkshows gerufen. Es geht aber auch leise und bedächtig: „Wo das Herz zu Hause ist“, ist das Motto beim Besinnungstag für Frauen in Spaichingen.
Jährlich zum Buß- und Bettag versammeln sich Frauen aus der Umgebung auf Einladung des Dekanats Tuttlingen-Spaichingen, um unter einem bestimmten Motto einen Besinnungstag zu begehen. Sie kommen zum Gedenken, zum Besinnen und Nachdenken. Etwa 40 finden sich in diesem Jahr im Edith-SteinHaus ein, die meisten schon etwas gehobeneren Alters. „Ich dachte mir, es wäre schön, sich auf das Thema Heimat zu besinnen. Darauf, dass wir auf der Erde verwurzelt und dennoch dem Himmel so nah sind“, begründet Mechthild Wiemuth vom Dekanat die Auswahl für dieses Jahr. In ihrem Vortrag geht sie auf diese Verbindung ein. Auf Wurzeln, die tief verankert sind, die in manchen Fällen aber auch verpflanzt werden könnten, um neu zu gedeihen. Aber auch auf Gott, der die Verbindung herstelle zwischen Himmel und Erde, zwischen Mensch und Heimat. Darauf, dass die innere Heimat manchmal wichtiger sei, als die äußere: „Wohne ich gerne in mir?“, ist die Leitfrage, die den Vortrag trägt. Beinahe schon andächtig lauschen die Zuhörerinnen einem Thema, das wohl alle von ihnen betrifft oder betroffen hat. Es geht um verwurzelte und entwurzelte Menschen. Um solche, die ständig ihren Standort wechseln und dennoch tief verwurzelt scheinen. Und um die, die immer am gleichen Ort sind, ohne je Wurzeln zu schlagen.
Besinnungstag als feste Institution
Neben Mechthild Wiemuth begleiten die Sagenerzählerin Bigit Leibold und Dekanatsreferent Hans-Peter Mattes den Tag. Der hatte den Besinnungstag eröffnet, mit Impulsen zur Heimat in einer globalisierten Welt. Ideen, wie Heimat im Selbst gefühlt werden kann. Und mit Gedanken über Menschen, die ihre Heimat verloren haben, auf der Flucht sind in eine neue.
„Der Besinnungstag hat eine lange Tradition im Dekanat“, sagt er. Die Frauen könnten ohne Anmeldung kommen, um Tag und Thema zusammen zu begehen. Das sei schon in den Zeiten so gewesen, als der Bußund Bettag noch ein Feiertag war. Dabei gehe es seit jeher nicht nur um die reine Besinnung. „In gewisser Weise ist das einfach auch ein Treff. Viele sehen sich genau einmal im Jahr und tauschen dann auch Neuigkeiten aus“, sagt Mechthild Wiemuth. Dass die angeregten Gespräche in den Vortragspausen diese etwas in die Länge ziehen, sieht sie deshalb äußerst gelassen. Genau das sei ja auch irgendwie: Heimat.