Eine echte Gala-Vorstellung
Beim Konzert des Musikvereins Wehingen überzeugen drei Orchester ihr Publikum
- Gleich drei Orchesterbesetzungen haben am Samstagabend in der Wehinger Schlossberghalle ein Feuerwerk gezündet, das einerseits am Traditionellen festhalten, andererseits aber auch etwas anderes über die Bühne flimmern sollte. Man mag es drehen oder wenden wie man will: Der Jugendkapelle des Musikvereins Wehingen unter der letztmaligen Leitung von Mario Reger, dem Musikverein Bubsheim, mit seinem ambitionierten Dirigenten Manuel Morales und dem gastgebenden Musikverein Wehingen mit Karl-Heinz Dreher am Dirigierpult gelang eine famose Inszenierung eines wunderbaren Konzertabends, dessen einziger Makel darin bestand, dass er bis kurz vor Mitternacht dauerte.
Eigentlich ist es schade, wenn eine Leitfigur von der Bühne abtritt. Mario Reger wollte mit seinen Schützlingen, mit denen er in den vergangenen Jahren so gut zusammengearbeitet hatte, noch einmal sein Bestes geben. Das gelang ihm mit „ A Day of Hope“und „First Flight“auf eindrucksvolle Art und Weise, weil er mit seinen Schützlingen blasmusikalische Finessen fein herausarbeiten konnte.
Spanier mit Heuberger Tugenden
Manuel Morales’ Markenzeichen ist nicht die spanische Lässigkeit, vielmehr verkörpert er mit seinem Musikverein Bubsheim Heuberger Eigenschaften, die aufzeigen, wie man Topleistungen mit Fleiß, Zielstrebigkeit und Begabung erzielen kann. Die Bubsheimer präsentierten sich als stattlicher Klangkörper mit einer klaren Ausdrucksstärke und viel Sinn fürs musikalische Detail. Morales ließ sie in „Scarborough Fair“einfühlsam in den Konzertabend gleiten, bevor sie sich mit Furore dem drohenden „Magnetberg“von Mario Bürki ausgesetzt fühlten und dieses Abenteuer auch mit Verve bestanden. Wie man einem Marienlied auch orientalische Klänge aufsatteln kann, bewiesen die Bubsheimer mit „Crossbeed“, einer sprichwörtlichen Kreuzung eben von unterschiedlichen Stilrichtungen. Spiellust kam bei der „80er KULT(tour) auf, denn dabei durften sich die Register einzeln austoben und auf der deutschen Welle lustvoll gleiten, bevor sie die „Alpenwelt“in einen flotten Vierviertel-Rhythmus packten. Das war schon eine Gala-Vorstellung!
Karl-Heinz Dreher ließ zu Beginn des zweiten Teils gleich sechs Instrumentalisten im Stile einer Dixieland-Beerdigung aufmarschieren, die sich aber schnell in „Just a Closer Walk with Thee“im New-OrleansStil als eine lust- und freudvolle Besetzung ins Gesamtorchester einfädelten. Der Transfer von der Trauer zur Freude kam dabei gut rüber und war eben anders als sonst üblich. Doch mit der „Festa Paesana“von Jacob de Haan betrat man doch wieder traditionelles Terrain und beschrieb mit netten, stilistischen Mitteln das bunte Treiben eines Dorffestes. Ebenso entwickelte sich auch „Vilia“aus der Operette „Die Lustige Witwe“eher zu einem traditionellen Harmoniegefüge mit ihren sympathischen Klangeffekten und ihren pulsierenden, oft samtig weichen Melodienbögen. Gegensätzliches indes kam in der „New York Overture“zum Ausdruck, in der das pulsierende Leben der Stadt, die niemals schläft, wunderbar umgesetzt wurde. Da fühlte sich Trompeter Bernd Moosbrucker swingend wohl, und da kam auch die rhythmisierende Lust der Besetzungen zum Vorschein.
Genuss für Auge und Ohr
Ein Genuss für Auge und Ohr war der finale Song „Over the Rainbow“, der von Lena Meßmer mit samtiger Stimme in die Schlossberghalle gespannt wurde, und der zum Schluss einen stürmischen Applaus der Zuhörer auslöste. Damit war die letzte Klappe gefallen, bleiben aber wird die angenehme Erinnerung an einen besonderen Konzertabend mit ein bisschen anderer Färbung.
Bleibt noch zu erwähnen, das die charmanten Moderatorinnen Nadine Heinemann vom Musikverein Bubsheim, Jule Narr von der Jugendkapelle, Linda Reger und Claudia Grüble vom Musikverein Wehingen locker und fachkundig die Stücke anmoderierten.