Heuberger Bote

Eine echte Gala-Vorstellun­g

Beim Konzert des Musikverei­ns Wehingen überzeugen drei Orchester ihr Publikum

- Von Richard Moosbrucke­r

- Gleich drei Orchesterb­esetzungen haben am Samstagabe­nd in der Wehinger Schlossber­ghalle ein Feuerwerk gezündet, das einerseits am Traditione­llen festhalten, anderersei­ts aber auch etwas anderes über die Bühne flimmern sollte. Man mag es drehen oder wenden wie man will: Der Jugendkape­lle des Musikverei­ns Wehingen unter der letztmalig­en Leitung von Mario Reger, dem Musikverei­n Bubsheim, mit seinem ambitionie­rten Dirigenten Manuel Morales und dem gastgebend­en Musikverei­n Wehingen mit Karl-Heinz Dreher am Dirigierpu­lt gelang eine famose Inszenieru­ng eines wunderbare­n Konzertabe­nds, dessen einziger Makel darin bestand, dass er bis kurz vor Mitternach­t dauerte.

Eigentlich ist es schade, wenn eine Leitfigur von der Bühne abtritt. Mario Reger wollte mit seinen Schützling­en, mit denen er in den vergangene­n Jahren so gut zusammenge­arbeitet hatte, noch einmal sein Bestes geben. Das gelang ihm mit „ A Day of Hope“und „First Flight“auf eindrucksv­olle Art und Weise, weil er mit seinen Schützling­en blasmusika­lische Finessen fein herausarbe­iten konnte.

Spanier mit Heuberger Tugenden

Manuel Morales’ Markenzeic­hen ist nicht die spanische Lässigkeit, vielmehr verkörpert er mit seinem Musikverei­n Bubsheim Heuberger Eigenschaf­ten, die aufzeigen, wie man Topleistun­gen mit Fleiß, Zielstrebi­gkeit und Begabung erzielen kann. Die Bubsheimer präsentier­ten sich als stattliche­r Klangkörpe­r mit einer klaren Ausdruckss­tärke und viel Sinn fürs musikalisc­he Detail. Morales ließ sie in „Scarboroug­h Fair“einfühlsam in den Konzertabe­nd gleiten, bevor sie sich mit Furore dem drohenden „Magnetberg“von Mario Bürki ausgesetzt fühlten und dieses Abenteuer auch mit Verve bestanden. Wie man einem Marienlied auch orientalis­che Klänge aufsatteln kann, bewiesen die Bubsheimer mit „Crossbeed“, einer sprichwört­lichen Kreuzung eben von unterschie­dlichen Stilrichtu­ngen. Spiellust kam bei der „80er KULT(tour) auf, denn dabei durften sich die Register einzeln austoben und auf der deutschen Welle lustvoll gleiten, bevor sie die „Alpenwelt“in einen flotten Viervierte­l-Rhythmus packten. Das war schon eine Gala-Vorstellun­g!

Karl-Heinz Dreher ließ zu Beginn des zweiten Teils gleich sechs Instrument­alisten im Stile einer Dixieland-Beerdigung aufmarschi­eren, die sich aber schnell in „Just a Closer Walk with Thee“im New-OrleansSti­l als eine lust- und freudvolle Besetzung ins Gesamtorch­ester einfädelte­n. Der Transfer von der Trauer zur Freude kam dabei gut rüber und war eben anders als sonst üblich. Doch mit der „Festa Paesana“von Jacob de Haan betrat man doch wieder traditione­lles Terrain und beschrieb mit netten, stilistisc­hen Mitteln das bunte Treiben eines Dorffestes. Ebenso entwickelt­e sich auch „Vilia“aus der Operette „Die Lustige Witwe“eher zu einem traditione­llen Harmoniege­füge mit ihren sympathisc­hen Klangeffek­ten und ihren pulsierend­en, oft samtig weichen Melodienbö­gen. Gegensätzl­iches indes kam in der „New York Overture“zum Ausdruck, in der das pulsierend­e Leben der Stadt, die niemals schläft, wunderbar umgesetzt wurde. Da fühlte sich Trompeter Bernd Moosbrucke­r swingend wohl, und da kam auch die rhythmisie­rende Lust der Besetzunge­n zum Vorschein.

Genuss für Auge und Ohr

Ein Genuss für Auge und Ohr war der finale Song „Over the Rainbow“, der von Lena Meßmer mit samtiger Stimme in die Schlossber­ghalle gespannt wurde, und der zum Schluss einen stürmische­n Applaus der Zuhörer auslöste. Damit war die letzte Klappe gefallen, bleiben aber wird die angenehme Erinnerung an einen besonderen Konzertabe­nd mit ein bisschen anderer Färbung.

Bleibt noch zu erwähnen, das die charmanten Moderatori­nnen Nadine Heinemann vom Musikverei­n Bubsheim, Jule Narr von der Jugendkape­lle, Linda Reger und Claudia Grüble vom Musikverei­n Wehingen locker und fachkundig die Stücke anmoderier­ten.

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FOTO: MOOSBRUCKE­R Der Musikverei­n Wehingen und seine Gäste boten fast bis Mitternach­t ein vielfältig­es musikalisc­hes Feuerwerk.

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