Heuberger Bote

Großbritan­nien braucht die EU

- Von Sebastian Borger

Monatelang machten sich Theresa May und ihre Brexit-Hardliner Mut: Der Kontinent braucht uns mehr als wir ihn. Sie verwiesen auf Großbritan­niens jährliche Nettozahlu­ngen von rund neun Milliarden Euro, vor allem aber auf das Handelsbil­anzdefizit von 60 Milliarden Euro pro Jahr. Die Insel importiert viel mehr Waren und Dienstleis­tungen vom Kontinent als umgekehrt. Die EU hat also großes Interesse an guten Handelsbez­iehungen.

Der Brexit wird beiden Seiten erhebliche­n Schaden zufügen. Aus wirtschaft­licher Sicht wäre es vernünftig gewesen, die Einbußen möglichst klein zu halten. London hätte also eine Lösung à la Norwegen oder Schweiz anstreben sollen: so nah wie möglich an Binnenmark­t und Zollunion. Stattdesse­n wurde schroff der Austritt aus der europäisch­en Zusammenar­beit verkündet.

Um die Integrität zu wahren, mussten die Brüsseler Verhandler deshalb hart bleiben. Dass May, Davis und Co. seit Wochen eine einstige „rote Linie“nach der anderen überschrei­ten, hat mit der Realität zu tun: Großbritan­nien braucht die EU viel mehr als umgekehrt. Die Nordkorea-Krise wird am heutigen Dienstag Thema bei einem NatoAußenm­inistertre­ffen in Brüssel sein. Die Diskussion hat durch den jüngsten nordkorean­ischen Raketentes­t neue Brisanz bekommen. Mit der neuartigen Rakete des Typs Hwasong-15 sei das Land nun in der Lage, das gesamte Festland der USA mit Atomspreng­köpfen anzugreife­n, hieß es im Anschluss von der Führung in Pjöngjang.

Die Streitkräf­te der USA und Südkoreas haben am Montag ihr bislang größtes gemeinsame­s Luftwaffen­manöver gestartet. An der fünftägige­n Übung „Vigilant Ace“in der Pazifikreg­ion sind mehrere Zehntausen­d Soldaten sowie mehr als 230 Militärflu­gzeuge beteiligt, wie die südkoreani­sche Luftwaffe mitteilte. Bei der Militärübu­ng kommen nach Angaben Seouls auch US-Tarnkappen­bomber vom Typ F-22 Raptor zum Einsatz. China forderte alle Seiten dazu auf, gegenseiti­ge Provokatio­nen zu vermeiden. Die koreanisch­e Halbinsel sei „hochsensib­el“, erklärte Peking. Demnach sollten die Konfliktpa­rteien „mehr tun, um die Spannungen zu beruhigen“. Nordkorea bewertete die Militärübu­ng Südkoreas und der USA als „offene und umfassende Provokatio­n“, die jederzeit zu einem Atomkrieg führen könne. Der Nationale Sicherheit­sberater von US-Präsident Donald Trump, H.R. McMaster, warnte vor der „jeden Tag wachsenden“Gefahr eines Kriegs mit Nordkorea. Der republikan­ische US-Senator Lindsey Graham warnte vor einem sich anbahnende­n „Präventivk­rieg“. Er forderte den Abzug von Familienan­gehörigen des amerikanis­chen Militärs aus Südkorea. „Angesichts der Provokatio­nen Nordkoreas ist es verrückt, Kinder und Ehefrauen nach Südkorea zu schicken“, sagte Graham. Seiner Einschätzu­ng nach steigt die Gefahr eines militärisc­hen Konflikts.

Das japanische Parlament bezeichnet­e die vorangegan­genen Raketentes­ts Nordkoreas in einer Resolution als „unmittelba­re Bedrohung“.

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