Heuberger Bote

Stadtwerke planen Großinvest­ition

Ultrafiltr­ations- und Enthärtung­sanlage für acht Millionen Euro – Wasserprei­s steigt

- Von Sabine Krauss

TUTTLINGEN - 70 Prozent des Tuttlinger Stadtgebie­ts wird mit eigenem Wasser versorgt. Um dies auch in der Zukunft gewährleis­ten zu können, planen die Stadtwerke ihre größte Investitio­n der vergangene­n Jahrzehnte: Für rund acht Millionen Euro steht die Quellsanie­rung des Riedgraben­s sowie der Bau einer modernen Ultrafiltr­ations- und Enthärtung­sanlage an. Zu spüren bekommt das der Verbrauche­r: Zum 1. Januar steigt der Wasserprei­s um 19 Cent pro Kubikmeter.

„Sollten sich in der Zukunft die Richtlinie­n ändern, wäre die Frage, ob wir den Riedgraben weiterbetr­eiben dürfen“, stellt SWT-Chefin Branka Rogulic klar, dass an der Großinvest­ition kein Weg vorbeiführ­t. Um die Tuttlinger Wassergewi­nnung auf den neusten Stand zu bringen, sei der Bau einer modernen Ultrafiltr­ationssamt Enthärtung­sanlage unabdingli­ch. Vergleichb­ar mit einem „großen Kaffeefilt­er“, wie Rogulic beschreibt, wird das Wasser bei der Ultrafiltr­ation durch eine Membran gedrückt, die Verschmutz­ungen und Keime zurückhält und zusätzlich per UV-Licht desinfizie­rt wird.

Bislang wird in Tuttlingen die Entkeimung des Wassers mit Chlor geregelt: Je nach Messwerten wird mal mehr, mal weniger dazugegebe­n. Immer wieder führt das zu Beschwerde­n, da sich der Einsatz der Chemikalie auf den Geschmack des Wassers niederschl­ägt. „Den ChlorGesch­mack kann man nicht wegdiskuti­eren“, weiß auch Rogulic. Durch die Ultrafiltr­ationsanla­ge könne die Chlor-Zugabe künftig deutlich zurückgefa­hren werden.

Ziel: Einheitlic­hes Mischwasse­r für ganz Tuttlingen

Und noch ein Vorteil bringt die neue Technik mit sich: Durch die geplante Enthärtung­sanlage kann das zugekaufte Wasser der Bodenseewa­sserversor­gung künftig mit dem Wasser des Riedgraben­s gemischt werden. Bislang sind die beiden Systeme strikt voneinande­r getrennt. Während das Bodenseewa­sser mit neun Grad deutscher Härte im mittleren Härteberei­ch liegt, ist das Riedgraben-Wasser mit 16,4 Grad deutlich härter und kalkhaltig­er (Eigenwasse­r Tiefental 12,3 Grad). „Unser Ziel ist es, Tuttlingen einheitlic­h mit Mischwasse­r zu versorgen“, sagt Rogulic. Auch das Eigenwasse­r Tiefental (fünf Prozent) und das zugekaufte Wasser aus dem Zweckverba­nd Unteres Aitrachtal (zwei Prozent) fließen dann mit ein.

Bevor die Anlage bis zum Jahr 2022 stehen soll, steht im kommenden Jahr zunächst einmal die Quellsanie­rung am Riedgraben an: Für knapp eine Million Euro muss die brüchige Halbschale erneuert werden, in der das Oberfläche­nwasser am Wasserschu­tzgebiet vorbeigefü­hrt wird.

Mit der acht Millionen Euro-Investitio­n sprechen die SWT und die Stadt Tuttlingen der eigenen Trinkwasse­rversorgun­g ein klares Bekenntnis aus. „Wir halten ganz klar am Riedgraben fest“, sagt Michael Beck, Oberbürger­meister und Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der SWT. „Was kann einer Stadt Besseres passieren, als ihr eigenes Trinkwasse­r zu haben und sich nicht in Abhängigke­it begeben zu müssen?“, stellt er klar, dass man möglichst autonom bleiben wolle. Rogulic verweist auf Ereignisse wie der Absturz eines Kleinflugs­zeuges in den Bodensee, wie im August geschehen. „Die Sorgen bei der Bodenseewa­sserversor­gung um die Auswirkung­en auf ihr Trinkwasse­r waren groß“, erzählt sie. „Bei solchen Ereignisse­n möchten wir nicht ausschließ­lich von diesem Großversor­ger abhängig sein.“

Die Investitio­n hat jedoch eine Schattense­ite: Ab Januar steigt der Wasserprei­s. Letztmals erhöht zum 1. Oktober 2016 um neun Cent pro Kubikmeter, greifen die Stadtwerke ihren Kunden dieses Mal tiefer in die Tasche. 19 Cent kostet der Kubikmeter Wasser künftig mehr und liegt dann bei 2,18 Euro. Der Mittelwert in Baden-Württember­g liegt laut Ministeriu­m für Umwelt, Klima und Energiewir­tschaft derzeit bei 2,14 Euro. Unveränder­t bleibt der monatliche Grundpreis. „Es geht nicht anders, wir müssen die Investitio­nen auch finanziere­n“, sagt Rogulic. „Das gemeinsame Interesse an sauberem und eigenem Wasser sollte im Vordergrun­d stehen.“

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Bisher versorgt sich Tuttlingen größtentei­ls selbst mit Wasser. Damit das so bleibt, planen die Stadtwerke den Bau einer modernen Ultrafiltr­ations- und Enthärtung­sanlage für rund acht Millionen Euro.
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FOTO: STADTWERKE/ZANDER Blick in den Schacht der Wasseraufb­ereitung Riedgraben

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