Stoßstange an Stoßstange
Pendler drängen sich zu Hauptverkehrszeiten durch das Möhringer Städtle – Brennpunkt Eßlinger Straße
- Immer m ehr Betriebe lassen sich im Gewerbegebiet Gänsäcker in der Möhringer Vorstadt nieder – und nun steht noch eine Erweiterung an. Möhringer Bürger befürchten ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Dabei sei die Verkehrssituation ohnehin schon belastend, beschwerten sich kürzlich Leserbriefschreiber. Unser Reporter Simon Schneider hat sich am Brennpunkt Eßlinger Straße umgesehen.
Abends, halb fünf – auf der Bundesstraße 311 in der Möhringer Vorstadt herrscht Berufsverkehr. Die Pendler wollen in ihren wohlverdienten Feierabend und das schnellstmöglich. Eine Abkürzung kommt da gerade recht.
Warum also nicht quer durch die Wohngebiete von Möhringen, auf die Kreisstraße 5944 Richtung Eßlingen, die bis auf die Bundesstraße 523 führt und ab nach Hause – egal ob nach Villingen-Schwenningen, RottBundesstraßen weil, Trossingen oder auf die Autobahn 81.
Am Bahnübergang klemmt es
Das hohe Verkehrsaufkommen macht sich bereits am Bahnübergang am Möhringer Ortseingang bemerkbar. Die Schranken sind unten – der Ringzug lässt auf sich warten. Es bildet sich ein Rückstau. Schnell sind es so viele Autos, dass die Schlange bis fast zur Einmündung auf die B311 reicht. Es geht weiter. Wie eine Karawane rollen die Autos bis zum Hanselebrunnen, biegen allesamt rechts ab und schlängeln sich durch den Ort. Alle verfolgen ein Ziel: Schnellstmöglich die B523 erreichen. Das gelingt, aber kaum einer hält sich an Tempo 30. Weit vor dem Ortsschild drücken die Fahrer auf das Gaspedal und düsen auf der schmalen Eßlinger Straße aus Möhringen hinaus.
„Der Durchgangsverkehr durch Möhringen ist utopisch und unmöglich. Die Straßen sind viel zu eng. Morgens um 8 Uhr gib es bereits am Hanselebrunnen in der Ortsmitte ein erhöhtes Verkehrsaufkommen“, beobachtet Heribert Baur, der an der Eßlinger Straße wohnt. „Wenn ich auf die B 311 einbiegen möchte, gibt es um diese Uhrzeit einen Rückstau, der fast bis zum Bahnübergang reicht.“
Während er seine Eindrücke schildert, zischen weitere 27 Autos die Eßlinger Straße entlang. An den Nummernschildern ist leicht zu erkennen, wohin die Reise geht. Waiblingen, Rottweil, häufig VillingenSchwenningen, Tuttlingen, Stuttgart und Böblingen. „Morgens um sechs Uhr geht es los“, meint Anlieger Fritz Harsch, der das Geschehen vor der Haustür täglich miterlebt.
„Wir wollen keinen Ausbau der Straße. Wir an der Straße sind nicht alleine mit dem Verkehr – ganz Möhringen ist belastet“, findet Harsch, der auf die Abgase aufmerksam macht. Bislang sei allerdings definitiv kein Ausbau geplant, stellte Möhringens Ortsvorsteher Herwig Klingenstein kürzlich klar (wir berichteten). „Eine Anliegerstraße wäre das Beste, die nur Möhringer benutzen dürfen“, so Harschs Lösungsvorschlag. „Es dauert nur rund eine Minute länger, wenn die Leute über Tuttlingen und den Aesculap-Kreisel zum Gänsäcker fahren“, ergänzt er.
Berufsverkehr zugenommen
Einige Häuser weiter erzählt Beatrix Walter: „Der Berufsverkehr hat deutlich zugenommen. Viele verwenden auch Schleichwege durch Wohngebiete wie bei der Feuerwehr“, sagt sie. Der Schulweg sei deutlich gefährlicher geworden. „Jede Gemeinde schaut, dass sie den Verkehr aus dem Ort bekommt und wir kriegen ihn – und das obwohl wir Luftkurort sind.“Sie glaubt, dass Autofahrer auch aufgrund von Sperrungen der auf diese Abkürzung aufmerksam geworden seien. „Durch das immer weiter steigende Verkehrsaufkommen sinkt die Lebensqualität deutlich“, so Walter. Sie meint: Zeitlich geregelte Einbahnstraßen, oder Verkehrsverengungen, die die Attraktivität der Kreisstraße reduzieren, könnten helfen.
Der Möhringer Volker Schneckenburger, der sich ebenso eine Verkehrsberuhigung wünscht, berichtet von vielen abgefahrenen Spiegeln auf der Eßlinger Straße. „Um sechs Uhr geht es los mit dem Verkehr und es wird immer mehr“, sagt Schneckenburger und macht auf die vielen Kinder aufmerksam, die an den betroffenen Straßen wohnen.
Nach 18 Uhr weiter Betrieb
Inzwischen ist es 18 Uhr – es ist längst dunkel. Aber: Kein Ende des Berufsverkehrs durch Möhringen ist in Sicht. Stattdessen steuert ein Fahrer seinen großen Lkw mit Stuttgarter Kennzeichen durch Möhringen. Sein Problem: Lastwagen dürfen die Abkürzung auf der Eßlinger Straße nicht nutzen.
Deutlich darauf aufmerksam gemacht werden Lkw-Fahrer erst durch ein Verkehrsschild – als es fast zu spät ist. Nur schwer findet er eine Möglichkeit zum Umkehren: Er stößt zweieinhalb Minuten an den Wohnhäusern am Möhringer Ortsausgang vor und zurück – dann hat er es geschafft. Dieses Prozedere beobachten die Anwohner nahezu täglich – und hoffen auf eine Lösung der Verwaltung.