Arbeitnehmertag: Arbeit ist wichtig, aber nicht alles
Gewerkschaft und Seelsorge tagen in Seitingen-Oberflacht – Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist Thema
(pm) Katholische Betriebsseelsorge, DGB-Region Südbaden und der KDA Reutlingen haben jüngst zu einem Arbeitnehmertag nach SeitingenOberflacht eingeladen. Thomas Maile (Betriebsseelsorge) und Hans-Peter Menger (DGB) führten durch den Tag. Das Thema: „Zu einem guten Leben gehört ein guter Beruf – aber nicht nur – Zeit für die Familie gehört ebenso dazu und nimmt für viele Menschen einen noch höheren Stellenwert ein. Doch Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren ist nach wie vor schwer zu bewältigen.“
Als Referentin stand ihnen Erzsébet-Noémi Noje-Knollmann zur Seite und gestaltete auch die Gruppenarbeit. Schwerpunktmäßig drehte sich der Tag um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Einige Unternehmen bieten ihren Arbeitnehmern viele Kombinationsmöglichkeiten und binden dadurch zugleich Fach- und Führungskräfte. In anderen Unternehmen stünden dagegen betriebswirtschaftliche Ziele unangefochten an erster Stelle. Das Familienleben der Beschäftigten werde als deren Privatsache angesehen und in der Unternehmensplanung nicht berücksichtigt. Andere Beispiele, die im Laufe des Tages beleuchtet wurden, zeigten, dass es auch Unternehmen gibt, die beiden Ansprüchen gerecht werden. Es wird nicht nur eine Vereinbarkeit ermöglicht, sondern den Arbeitnehmern wird auch mehr zugetraut. Dies stärke das Selbstbewusstsein in dem ohnehin schwierigen Spagat zwischen Sorge- und Erwerbsarbeit. Konsens unter den Teilnehmenden des Arbeitnehmertages war, dass auch die Kindererziehung, Haushaltsführung oder die Pflege von Angehörigen eine Arbeit darstellen, die zumeist aber nicht bezahlt wird.
Durch diverse familienfreundliche Maßnahmen (Jobsharing, firmeneigene Kita, Freistellungen und Sonderurlaub, Notfallpläne, Familienbüros und anderes) könnten sich Frauen und Männer eine Work-LiveBalance aufbauen, erwerbstätige Mütter und Väter die Erziehungsaufgaben partnerschaftlich teilen oder auch Pflege von Angehörigen in das Erwerbsleben integriert werden.
Nur wenige Väter nehmen Elternzeit in Anspruch
Die Teilnehmenden des Arbeitnehmertages erfuhren über die Ergebnisse des Väterreports des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahre 2016. Daraus wurde ersichtlich, dass 60 Prozent der Väter eine Elternzeit gut finden, praktisch nehmen allerdings nur 14 Prozent diese Zeit in Anspruch. Gesellschaftlich ist die Elternzeit etabliert, aber in der Umsetzung wird ein offener Umgang vermisst.
Über den Väterreport hinaus wurden die Theorien des Soziologen Oliver Nachtwey analysiert und die Anwesenden mit den Inhalten einer Abstiegs-, Arbeits- und Gleichberechtigungsgesellschaft konfrontiert.
Es wurden mehrere Wünsche geäußert, die nun in die Betriebsräte, Mitarbeitervertretungen und Versammlungen in den Unternehmen eingebracht werden, unter anderem, die Rückkehr von Teilzeit in Vollzeit erleichtern familienfreundliche Arbeitszeiten oder eine stärkere zeitliche und finanzielle Berücksichtigung der Pflege Angehöriger.