„Krach um die Stille Nacht“
Die Weihnachtspredigten der katholischen und evangelischen Pfarrer.
– „Weihnachten beginnt im Dunkel“: So hat der evangelische Pfarrer Johannes Thiemann seine Predigt zum Weihnachtsfestbegonnen. Er beschrieb die Vorbereitungen der Menschen auf die Feier. „Ständig in Bewegung waren wir noch bei helllichtem Tag, um alles für das Fest vorzubereiten, das im Dunkel aufsteht. Und während unserer Umtriebigkeit ist langsam die Sonne untergegangen.“Es müsse dunkel werden, damit es Weihnachten werden kann.
Über dieses Dunkel breite sich ein Dach aus Worten aus, prophetische Dichtung von Jesaja. Als in Judäa ein neuer König den Thron besteige. Der Prophet Jesaja spreche seine Worte von einer heilvollen Zukunft in die politische Dunkelheit eines besetzten Landes. „Längst war es mehr als eine Vorahnung, die ängstlich in die Zukunft blicken ließ.“
In dieses Dunkel der politischen Unruhe und Unsicherheit spreche Jesaja seine eindringlichen Worte. Worte großer Zuversicht. Er erinnere an Gottes Versprechen, dass der Königsthron Judas Bestand haben wird in Ewigkeit. „Und er breitet über eine aus den Fugen geratene Gesellschaft diese alles überdauernde messianische Zusage wie ein schützendes Dach: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finsteren Lande, scheint es hell.“
„Wir feiern Weihnachten mit Gott, der sich als Kind in die Finsternis der Welt legt. Der mich in meiner Dunkelheit einholt. Mit mir durch sie geht.“Sie sei weihnachtlich-ewige Heimat Gottes, eine neue Welt. „Sein Licht geht bereits auf, im Rhythmus seines Herzschlags. Das feiern wir an Weihnachten, liebe Gemeinde. Jedes Jahr wieder. Aus der Dunkelheit heraus. Denn jede Gegenwart begegnet immer den eigenen Finsternissen.“
Die Finsternis, in der sich Judäa befand, könne mit der heutigen hier im Land verglichen werden. „Wie geht es weiter in unserem Land, wo gibt es Orientierung in unübersichtlicher Zeit, der Ruf nach einem kulturellen Erbe, ob rechts oder links. Die Sorgen um den Fortbestand der Europäischen Union, die zähen Verhandlungen, geprägt von sich ausschließendem Egoismus, den Bitten und Gebeten um Frieden auf unserer Welt.“
Wenn die Menschen im Dunkel des Dezembers hinausgehen, „dann gehen wir in eine neue Welt.“Denn Gott heilige in dieser Nacht diese Welt.
Weihnachten vom Leben geprägt
Mit „Krach um die Stille Nacht“hat der katholische Pfarrer Robert Aubele seine Predigt zur Christmette überschrieben. Er müsse ja nur in der Fernsehzeitschrift lesen, worauf es an Weihnachten ankomme. „In ihr bekommt man Hilfestellungen zu den wesentlichen Fragen rund um Weihnachten: Wann kommt welcher Blockbuster? Welcher Film hat TV-Premiere? Was darf ich im Fernsehen auf keinen Fall verpassen?“
„Wir erleben das viele Drumherum der Advents- und Weihnachtszeit im krassen Gegensatz zu der Stille der Heiligen Nacht. Was machen wir aus der „Stillen Nacht?“, kam der Pfarrer langsam von der weltlichen auf die geistliche Seite zu sprechen.
Doch wie erleben die Menschen hier Weihnachten innerlich? Absichtlich wolle bestimmt keiner das Fest torpedieren und gerade jetzt unterm Christbaum das Kriegsbeil ausgraben. Doch gerade an diesen Tagen gebe es dennoch das Phänomen der inneren Leere, einer gefühlsmäßigen Verstockung. „Ist das heute anders als früher? Sind unsere Zeiten schlechter geworden?“
Und der Pfarrer weiter: „Eines sollte uns klar sein: Unser innerer Bezug zum Weihnachtsfest und zu unseren Mitmenschen wird vom Leben geprägt, das wir das ganze Jahr hindurch führen.“Die Menschen seien an Weihnachten keine anderen, als an den restlichen 364 Tagen im Jahr. Doch die Erwartungshaltung sei an Weihnachten größer: „Heute soll alles, was sonst oft nicht so gelingt, nach Möglichkeit perfekt sein.“
Weihnachten, die Geburt Jesu in der Stillen und Heiligen Nacht, möchte die Menschen darauf hinweisen, dass es auf das Innere ankommt. Die innere Beziehung zu Gott und die innere Beziehung zum eigenen Umfeld seien der Schlüssel für ein gelingendes und fröhliches Weihnachtsfest.