Geschichtsinteresse dank Maulwurfshügel
Karl Martin Ruff wird 80 - Engagement für Museen und Altes Rat- und Schulhaus
- Am heutigen Mittwoch feiert Karl Martin Ruff seinen 80. Geburtstag. Wenn man etwas über die Trossinger Geschichte wissen möchte, dann fragt man den pensionierten Grundschullehrer, der als versierter Kenner und faszinierender Erzähler die Vergangenheit lebendig werden lässt.
Wann sein Interesse an der Geschichte geweckt wurde, das kann Karl Martin Ruff fast „auf die Minute genau“datieren: Es war der Pfingstmontag des Jahres 1941, als der kleine Karl Martin mit seinem Vater auf der Schwäbischen Alb spazierenging und auf die vielen Maulwurfshügel auf einer Wiese aufmerksam wurde. In diesen Hügeln, so erzählte ihm sein Vater, würde man häufig Scherben finden, die Menschen hinterlassen hätten, die früher hier gelebt haben. Sofort stürzte sich der kleine Karl Martin auf einen der Maulwurfshügel, buddelte darin herum – und fand tatsächlich eine alte Tonscherbe!
Sein Vater hat den Moment fotografisch festgehalten, wie der Dreijährige vor dem Maulwurfshügel liegt. Karl Martin Ruff hat das Foto in eines seiner mit perfekter Handschrift geschriebenen und in kostbares Leder eingebundenen selbstgeschriebenen Bücher eingeklebt, in denen er seine Erinnerungen und Forschungsergebnisse festhält. „Die erste archäologische Grabung“steht daneben.
Für den Lehrerberuf entschied sich der in Balingen geborene Karl Martin Ruff weil ihm dieser für ihn „geeignet zu sein schien“. Anfang der 70er-Jahre – er hatte gerade seine zweite Dienstprüfung abgelegt und seine (2007 verstorbene) Frau Renate aus der Trossinger Familie Burgbacher geheiratet – baute die junge Familie ein eigenes Haus in der Breslauer Straße, in dem Karl Martin Ruff seit 44 Jahren lebt.
Als er 1973 nach Trossingen kam, war gerade die Diskussion über die Einrichtung eines „Heimatmuseums“in vollem Gange. Das Projekt war keineswegs unumstritten. „Wir sollten lieber ein öffentliches WC bauen statt ein Museum“, habe ein Stadtrat damals gesagt. Karl Martin Ruff hat sich von Anfang an dafür engagiert – und ist erfreut, wie sich das Museum Auberlehaus seitdem entwickelt hat. „Das hätten wir uns damals gar nicht träumen lassen.“
Auch mit seinen Schülern – Ruff war bis zu seiner Pensionierung an der Friedensschule tätig – hat er immer wieder die Geschichte Trossingens aufgearbeitet. Zweimal hat er sich mit einer Schülergruppe am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten beteiligt und beide Male haben die Schüler dafür einen Preis erhalten– einmal für ein Projekt zur Geschichte der Trossinger Eisenbahn, das andere Mal über historische Wohnformen. Auch für seine eigenen Erinnerungen an das Kriegsende 1945 hat Karl Martin Ruff einen Preis erhalten.
Stammbäume restauriert
Für die evangelische Kirchengemeinde hat Karl Martin Ruff lange das Pfarrarchiv geführt und die Stammbäume alter Trossinger Geschlechter restauriert (dafür hat er unter anderem einen Papierkonservierungskurs besucht), die ein früherer Pfarrer sorgfältig zusammengestellt hat – allein die Stammtafeln der Familie Messner umfassen 35 Seiten.
Große Verdienste hat er sich auch beim Erhalt und der Erforschung des Alten Rat- und Schulhauses erworben. Und natürlich hat er sich von Anfang an für das heutige Deutsche Harmonikamuseum engagiert, in dessen Ehrenamtlichen-Pool er noch heute tätig ist und vor allem Führungen macht. Hier brilliert er nicht allein durch Sachkenntnis, sondern auch als verschmitzter Erzähler bezeichnender Anekdoten.
Mit zahlreichen Freunden und Verwandten – darunter zwei Kinder und ein Enkel – feiert Karl Martin Ruff heute in einem Gasthaus in Deißlingen seinen Geburtstag. Natürlich ist Ruff auch weiter forschend tätig und schreibt derzeit an einem Aufsatz, der zu Ostern 2018 im nächsten „Trossinger Jahrbuch“erscheinen wird.