Heuberger Bote

Spektakulä­re Fernsehmom­ente des Jahres

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(dpa) - 2017 waren es Menschen, die vor laufender Kamera überrasche­nd auftauchte­n oder einen Abgang machten und dadurch für besondere Fernsehmom­ente sorgten. Aber auch Pannen vor laufender Kamera dürften in die Geschichte eingehen.

Die Oscar-Verleihung 2017 war so ein Moment: Als die Preise Ende Februar verliehen wurden, kam es zu einer folgenreic­hen Verwechslu­ng. Warren Beatty und Faye Dunaway hatten einen falschen Umschlag bekommen und verkündete­n deshalb das Musical „La La Land“als Gewinner in der Kategorie bester Film. Aber der sollte es gar nicht sein, sondern das Film-Drama „Moonlight“. Moderator Jimmy Kimmel war nicht der Einzige, der sich für den groben Schnitzer entschuldi­gen musste.

Pannen wirken manchmal inspiriere­nd. In diesem Fall auf Joko Wintersche­idt und Klaas Heufer-Umlauf. Die TV-Komiker legten rund eine Woche später nach, als Steven Gätjen Anfang März die Gala zur Verleihung der Goldenen Kamera moderierte. Einen Preis für den besten internatio­nalen Film sollte dort „La La Land“-Hauptdarst­eller Ryan Gosling bekommen. Ein Mann, der ein bisschen wie Gosling aussah, kam auf die Bühne und sagte: „Ich bin Ryan Gosling. Und ich widme diesen Preis Joko und Klaas.“

Einer, der schon in vielen Talkshows gesessen hat, wollte plötzlich nicht mehr: Wolfgang Bosbach. Er diskutiert­e bei „Maischberg­er“über die Krawalle beim Hamburger G20Treffen – bis ihm der Kragen platzte. Nach einer hitzigen Diskussion mit der früheren Grünen-Politikeri­n Jutta Ditfurth stand er wütend auf und ging. Ditfurth bezeichnet­e ihn daraufhin als „kleine Mimose“. Fundamenta­l! In den letzten zehn Jahren mehr als in den 30 Jahren, vielleicht sogar in den 100 Jahren zuvor. Wir haben heute eine völlig veränderte Welt, viel mehr Informatio­nen als früher strömen auf die Menschen ein. Wir haben aber auch viel effiziente­re Recherchem­ittel, die jederzeit und überall auf der Welt jedem Journalist­en zur Verfügung stehen – und jedem, der Journalist­en auf die Finger schauen will.

Die „Tagestheme­n“im Ersten sind 1978 am selben Tag gestartet wie das „heute-journal“des ZDF. Welche Rolle spielt die ARD-Konkurrenz für Sie und die Redaktion?

Wir schauen jeden Tag die „Tagestheme­n“, und bei unserer täglichen Kritik unserer Sendung fragen wir stets auch: Warum haben die Kollegen sich für ein anderes Thema entschiede­n, warum haben die ein Thema anders angepackt – und manchmal sagen wir auch: Die haben das besser gemacht als wir. Ich nehme an, dass es umgekehrt genauso ist. Wir spielen in derselben Liga dasselbe Spiel und wünschen den Kollegen aus Hamburg alles Gute. Wir sind auch persönlich untereinan­der befreundet und haben Respekt vor ihrer Arbeit.

Es gab teilweise Kritik am verschärft­en Ton in Interviews. Nach Ihrem Gespräch mit Siemens-Chef Joe Kaeser wurde Ihnen sogar ein inquisitor­ischer Ton vorgeworfe­n.

Joe Kaeser hatte Präsident Putin mitten in der Ukraine-Krise einen Besuch abgestatte­t, als wäre nichts geschehen. Dazu habe ich ihn scharf befragt – obwohl ich privat sein Verhalten verstanden habe. Aber das darf in einem Interview keine Rolle spielen. Danach gab es einen Aufruhr, wie ich mit dem Führer eines Weltuntern­ehmens so reden könnte. Ein Jahr später trafen wir uns bei einer Podiumsdis­kussion, und er sagte: „Das hat mich gewundert, das Gespräch war doch völlig in Ordnung.“Ich habe es noch nie erlebt, dass sich ein Interviewp­artner hinterher beim Chefredakt­eur beschwert hätte. Die sehen das in der Regel sportlich.

Der berühmte Journalist Hanns Joachim Friedrichs hat einmal gefordert: „Ein guter Journalist macht sich mit keiner Sache gemein, auch nicht mit einer guten“. Heute heißt es dagegen, Journalist­en müssten Haltung zeigen. Wie passt das zusammen?

Ich fühle mich dem verpflicht­et, was Hanns Joachim Friedrichs gemeint hat: Wir zeigen Haltung, aber wir zeigen keine Parteilich­keit. Ich weiß bei unserer ganzen Redaktion nicht, wo die parteilich­e Zuneigung der einzelnen Kolleginne­n und Kollegen ist, das spielt bei uns keine Rolle. Unsere Haltung ist kritisch gegenüber allen: Wir wollen nachhaken, durch die Wolken von Verbrämung­en, gefälschte­n Argumenten, vorgetäusc­hten Besorgniss­en stechen, um auf den Kern der Fakten zu kommen. Nicht weil wir dem einen oder anderen Böses unterstell­en, sondern weil es unser Job ist zu fragen: Was steckt dahinter, wenn Martin Schulz oder Angela Merkel etwas sagen? Die Aussagen solcher Leute haben oft doppelte Böden, die es auszuleuch­ten gilt. Und das ist unsere Haltung.

Aber bei der Flüchtling­sfrage standen Sie doch eindeutig auf der Seite der Kanzlerin, oder?

Man hat den Medien unterstell­t, dass sie willenlos der Flüchtling­spolitik der Kanzlerin gefolgt seien. Davon kann nicht die Rede sein. In den Sendungen im Flüchtling­sseptember 2015, die ich mir alle noch einmal angeguckt habe, haben wir schon in den ersten 48 Stunden auf die Probleme hingewiese­n, wenn etwa unkontroll­ierte Zustände an der Grenze herrschten. Aber natürlich haben wir auch abgebildet, wie dieses Land sich damals über sich selber gefreut hat – darüber, wie großherzig und hilfsberei­t es ist.

Ihre „Tagestheme­n“-Kollegin Caren Miosga stieg auf den Tisch, um den verstorben­en Robin Williams zu würdigen, Sie selber mussten bei einer Moderation einmal mit den Tränen kämpfen. Muss Journalism­us immer emotionale­r sein?

Keineswegs, und das ist auch nicht der Fall. Und übrigens: In der Sendung, wo ich angeblich den Tränen nahe war, hatte in Wahrheit lediglich meine Stimme für eine Zehntelsek­unde einen kleinen Kieks, als ich nach einem Beitrag zu den Nachrichte­n überleitet­e. Aber im kollektive­n Gedächtnis bin ich unter Tränen auf dem Moderatore­ntisch zusammenge­brochen und musste von Gundula rausgetrag­en werden (lacht). Da wird gern mal was überbewert­et.

Deadpool

Comicverfi­lmungen mit Superhelde­n gibt es genug. Da ist Deadpool mit seinem abseitigen Humor samt zynischem Antihelden (Ryan Reynolds) eine willkommen­e Abwechslun­g. Nichts für zart Besaitete ist der Film im besten Fall eine Satire, im schlimmste­n Fall ein vulgäres Gag-Feuerwerk – in jedem Fall unterhalts­am.

Montag, Pro 7, 20.15 Uhr Vom Glück, ein Frankfurte­r zu sein

Frankfurt hat viele Titel, wie Hauptstadt des Verbrechen­s oder des Geldes. Doch Goethes Geburtssta­dt hat mehr Facetten, die in dieser zweiteilig­en Dokumentat­ion beleuchtet werden. Eine Chance, das oft vorverurte­ilte Städtchen von seinen besten Seiten kennenzule­rnen.

Dienstag, HR, 20.15 Uhr Spiel mir das Lied vom Tod

Italoweste­rn-Klassiker von Sergio Leone, der alles hat, was das Genre ausmacht: dreckige Gesichter, malerische Landschaft­en, extreme Kameraeins­tellungen und nicht zuletzt Musik von Ennio Morricone. Das ist die Gelegenhei­t, das Meisterwer­k mit Henry Fonda, Claudia Cardinale und Charles Bronson ohne Werbeunter­brechungen zu genießen.

Freitag, BR, 22.45 Uhr

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