Torten werden Rehen zum Verhängnis
Am Wildgehege am Gauger herrscht nun Fütterungsverbot - Vier Rehe waren qualvoll gestorben
TROSSINGEN - Insgesamt vier Rehe sind in wenigen Wochen im Wildgehege am Trossinger Gauger verendet. Die Tiere wurden von Spaziergängern mit Speiseresten gefüttert. Ein Fütterungsverbot soll nun das Wild vor falscher Tierliebe schützen.
Für Stefan Schmitt, der sich um das Gehege und die Tiere kümmert, war jedes Tier, das durch die Unwissenheit oder gar das Desinteresse der Besucher sterben musste, ein harter Schlag.
Vor 35 Jahren wurde das Gelände als Teil des Naherholungsgebiets angelegt. Bis im Herbst des vergangenen Jahres wurde das Wild von Paul Jung, dem Großvater von Stefan Schmitt, betreut. Rasch entwickelte es sich zu einem Magnet für Spaziergänger, die im Normalfall mit trockenem Brot, Kastanien oder Äpfeln den Tieren eine Leckerei bieten wollten. Die Tiere haben sich längst an die Anwesenheit der Menschen gewöhnt und kommen gerne zum Zaun gelaufen, um sich füttern zu lassen. Das ist nun allerdings den vier verendeteten Tieren zum Verhängnis geworden. Weihnachtsgebäck, Kuchen und sogar Torten sind von Besuchern ins Gehege geworfen worden. Sogar Süßigkeiten wurden an die Tiere verfüttert. Die Rehe fraßen all das zwar begierig, doch ihr Verdauungstrakt war damit hoffnungslos überfordert, es kam bei den vier betroffenen Rehen zu einer Darmverstopfung. In der Folge blähte sich der Darm immer weiter auf, verdrehte sich und die Tiere starben einen qualvollen Tod. „Es war schlimm, das mitzuerleben“, kommentiert Stefan Schmitt die Vorfälle. Zur Sicherheit der Tiere hat er nun ein Fütterungsverbot verhängt. „Die Wildtiere erhalten spezielles Futter. Jede Art von Futter, das außerhalb dieser normalen Fütterung gegeben wird, kann zu schweren Erkrankungen, bis hin zum Tod führen“, ist auf den entsprechenden Hinweisschildern zu lesen.
Doch gerade zwischen den Jahren ist das Gehege ein bliebtes Ausflugsziel für Familien. „Nun habe ich eine Stunde lang umsonst die Äpfel geschnippelt“, sagte ein Großvater enttäuscht mit Blick auf das Verbotsschild. Die Mülleimer in der Umgebung füllten sich in den vergangenen Tagen mit Tüten voller Brot - das Fütterungsverbot scheint also zu greifen.
„Ich bin allen Leuten dankbar, die sich an das Verbot halten“, so Stefan Schmitt. Denn wer die Tiere besuche, ohne sie zu füttern, der handele verantwortungsvoll im Sinne der Tierliebe.