Heuberger Bote

Die CSU in der Bredouille

- Von Tobias Schmidt politik@schwaebisc­he.de

Die Christsozi­alen stecken in einem klassische­n Dilemma: Vorrangige­s Ziel ist ein erneuter Erfolg bei der Landtagswa­hl im Herbst. Weil aber Neuwahlen im Bund den bayerische­n Landtagswa­hlkampf empfindlic­h stören und die Verteidigu­ng der absoluten Mehrheit deutlich erschweren würden, muss so schnell und geräuschlo­s wie möglich die Große Koalition in Berlin zustande kommen. Aber erneut regieren mit der SPD und auch mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel – davor graut es vielen in der CSU ebenfalls.

Die Flüchtling­spolitik der CDUChefin, Merkels pragmatisc­her Kurs der Mitte und die vielen Zugeständn­isse an die Sozialdemo­kraten im Rahmen der Großen Koalition haben die Marke CSU ohnehin schon beschädigt. Mit einer schwierige­n Doppelstra­tegie suchen die Christsozi­alen nun den Ausweg – und gehen dabei ein hohes Risiko ein.

Alexander Dobrindt und seine Landesgrup­pe im Bundestag machen auf CSU pur. Sie türmen harte Positionen in der Migrations­politik aufeinande­r und sticheln kräftig gegen Merkel und natürlich auch die SPD. Maximale Abgrenzung und Profilschä­rfung auf Bayerisch. Dobrindts Ruf nach der „bürgerlich-konservati­ven Wende“und die Kampfansag­e an die 68er ist ein besonders verzweifel­ter Versuch, den Markenkern der CSU wieder aufzupolie­ren.

Gleichzeit­ig soll Seehofer möglichst geräuschlo­s die Große Koalition aushandeln und Kompromiss­bereitscha­ft signalisie­ren – auch bei Themen, bei denen Dobrindts Positionen sicher nicht mehrheitsf­ähig sind. Es wird auch dem Routinier Seehofer nicht gelingen, sämtliche Forderunge­n, also CSU pur, durchzuset­zen. Dem Bayerische­n Löwen droht die Landung als Bettvorleg­er. Statt Glaubwürdi­gkeit zurückzuge­winnen, erhöhen die roten Linien, die Dobrindt und seine Gefolgsleu­te dieser Tage einziehen, die Gefahr, am Ende mal wieder nicht Wort gehalten zu haben. Mag sein, dass der Landesgrup­penchef darauf spekuliert, die Schuld dafür am Ende Parteichef Seehofer in die Schuhe schieben zu können. Ganz unbeschade­t dürfte er aber kaum aus der Sache herauskomm­en.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany