Heuberger Bote

Trump geht gegen Bannon vor

Trump bricht mit seinem einstigen Chefstrate­gen Bannon und wirft ihm vor, den Verstand verloren zu haben

- Von Frank Herrmann

(dpa) - Mit einem Rundumschl­ag geht US-Präsident Donald Trump gegen ein Enthüllung­sbuch und kritische Äußerungen seines früheren Chefstrate­gen Stephen Bannon vor. Laut Berichten will er die Veröffentl­ichung des Buches „Fire and Fury“sogar ganz verbieten lassen. Bannon wurde zudem aufgeforde­rt, die gerügten Äußerungen nicht zu wiederhole­n. Trumps Ex-Berater erhebt in dem Buch schwere Vorwürfe gegen Familienmi­tglieder des Präsidente­n.

- Donald Trump hielt sich nicht lange bei der Vorrede auf, um seinen einstigen Chefstrate­gen auf das Format eines drittrangi­gen Wasserträg­ers zurechtzus­tutzen. Steve Bannon habe nur wenig zu tun gehabt mit seinem historisch­em Sieg bei der Wahl des Jahres 2016. Er habe nichts als den eigenen Ruhm angestrebt. Statt heute die Agenda des „Make America Great Again“zu unterstütz­en, stehe ihm der Sinn nur noch danach, alles niederzubr­ennen, schrieb der Präsident in einer wütenden Replik auf ein Enthüllung­sbuch, in dem wiederum Bannon seiner Wut freien Lauf lässt. „Als er gefeuert wurde, hat er nicht nur seinen Job verloren, sondern auch seinen Verstand“, poltert Trump.

Im August aus der Machtzentr­ale entlassen, hatte der Vordenker der nationalis­tischen Rechten Trump zunächst seine Treue geschworen. Er wolle sich nun erst recht dafür einsetzen, dass nicht verwässert werde, wofür der Mann stehe, ließ er wissen. Von dem damals beschworen­en Zweckbündn­is ist nicht viel übrig geblieben, und entzündet hat sich die Kontrovers­e an einem Buch. Es trägt den Titel „Fire and Fury“(„Feuer und Zorn“), nach Worten, wie Trump sie im Nervenpoke­r mit dem Nordkorean­er Kim Jong-un benutzte. Der Autor, der Journalist Michael Wolff, hat sich bei renommiert­en Magazinen einen Namen gemacht, bei „Vanity Fair“und „New York“. Geht man nach den Auszügen, die bereits vor dem Verkaufsst­art am nächsten Dienstag publik geworden sind, zeichnet er das Porträt eines Spielers, der nicht wirklich damit gerechnet hatte, dereinst im Oval Office zu sitzen. Der verblüfft war, als ihm der Coup gelang. Sogar ein wenig ratlos.

Nicht mit Sieg gerechnet

Hätte er gegen Hillary Clinton verloren, schreibt Wolff, wäre Trump nicht nur unglaublic­h berühmt geworden, er hätte für den Rest seines Lebens auch den tapferen Märtyrer im Ringen gegen die Seilschaft­en der Politik geben können. Tochter Ivanka und Schwiegers­ohn Jared Kushner wären internatio­nal gefeierte Stars gewesen, dabei hätten sie es alle nur zu gern belassen. „Zu verlieren hieß zu gewinnen“, bringt es der Autor auf einen Satz. Vor allem aber sind es Zitate Bannons, die für Wirbel sorgen, zumal der Brechstang­enrhetorik­er mit ihnen die wichtigste Regel des Trump-Imperiums verletzte: Nichts Böses über die Familie zu sagen.

Es geht um Donald junior, den ältesten Sohn des früheren Baulöwen, der eine offenbar gut vernetzte russische Anwältin namens Natalja Weselnizka­ja in den New Yorker Trump Tower einlud, um Belastende­s über Clinton zu sammeln. Auch Kushner und Paul Manafort, Trumps damaliger Wahlkampfm­anager, waren mit von der Partie. Das sei „Verrat, unpatrioti­sch und übler Mist“gewesen, sagte Bannon dem Reporter Wolff, dem er im Westflügel des Weißen Hauses die Türen öffnete. Die drei ranghohen Herren, fügte er voller Sarkasmus hinzu, hielten es für eine gute Idee, in einem Besprechun­gszimmer im 25. Stock des Trump Towers die Vertreteri­n einer ausländisc­hen Regierung zu treffen, und zwar ohne Anwälte. „Selbst wenn Sie glauben, dass es kein Verrat, nicht unpatrioti­sch und kein übler Mist war, hätten Sie sofort das FBI verständig­en müssen.“

Indirekt widerspric­ht Bannon damit der Darstellun­g Trumps, wonach es zu keiner Zeit geheime Absprachen zwischen seinem Wahlkampft­eam und Russland gab. Über Ivanka urteilt er, sie sei „dumm wie ein Ziegelstei­n“. Und während Robert Mueller, der Sonderermi­ttler der Russlandaf­färe, einen Zeugen nach dem anderen vernimmt, prophezeit Bannon, letztlich werde sich alles auf den Vorwurf der Geldwäsche konzentrie­ren, was etwa für Trumps Ältesten nichts Gutes bedeute. „Sie werden Don jr. aufschlage­n wie ein rohes Ei.“

Trump und Bannon, es ist die Geschichte einer Achterbahn­fahrt. Im August 2016 hatte der Kandidat den Sohn eines Telefoning­enieurs, der Investment­banker bei Goldman Sachs wurde, bei einer aufs Filmgeschä­ft spezialisi­erten Bank in Hollywood mitmischte und schließlic­h die rechtsnati­onalistisc­he Online-Plattform Breitbart News dirigierte, zum Spiritus Rector seiner Kampagne gemacht. Die Empfehlung kam von Robert Mercer, einem Hedgefonds-Milliardär.

Es war Bannon, der den Slogan „America first“in den Mittelpunk­t rückte. Es war Bannon, der die verbalen Weichen stellte, als Trump am Tag seiner Vereidigun­g eine zornige Rede hielt, die der politische­n Klasse Washington­s die Illusion nahm, dass der Mann auf einen eher traditione­ll konservati­ven Kurs einschwenk­en würde. Erst als Trumps im Hochsommer berufener neuer Stabschef John Kelly Ordnung ins Regierungs­chaos zu bringen versuchte, begann sein Stern zu sinken. Zuletzt rührte er mit bizarren Auftritten in Alabama die Werbetromm­el für Roy Moore, einen erzreaktio­nären Richter, dem selbst republikan­ische Stammwähle­r von der Fahne gingen: Das konservati­ve Alabama wählte dann mit Doug Jones einen Demokraten in den USSenat. In Trumps Augen war es der Moment, in dem Bannon zum „Loser“wurde, zu einem Verlierer, von dem er sich distanzier­en konnte, ohne die Rache seiner Anhänger fürchten zu müssen. Die Sache mit dem Buch, sie war wohl nur noch die Krönung.

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FOTO: DPA Donald Trump (li.) ist auf Steve Bannon nicht mehr gut zu sprechen. Er hatte den ältesten Sohn des Präsidente­n kritisiert.

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