Vom Kunstverstand in einem lustigen Land
Die Vereinigten Staaten sind nicht erst seit der Amtszeit von Präsident Donald Trump ein lustiges Land. Wir erinnern uns: Amerika ist jener Staat, in dem man sich eine Cola im Becher einer Größe kaufen kann, die in anderen Ländern nur als Putzkübel handelsüblich ist. Die USA sind darüber hinaus die Heimat von Konzernen wie Apple und Google, die alles und jedes digital vernetzen – haben aber immer noch ein Wahlsystem, das es möglich macht, dass ein um Millionen von Stimmen unterlegener Kandidat am Ende doch gewinnt. Womit wir wieder bei Mr. Trump wären, um den es aber diesmal gar nicht gehen soll.
Vielmehr geht es um den französischen Maler François Boucher, der im 18. Jahrhundert das schöne Bild „Odaliske“gepinselt hat. Darauf zu sehen ist eine nach heutigen Maßstäben eher stabil gebaute weibliche Person, deren blankes Hinterteil den Betrachter in seinen Bann zieht. Anhand dieses Bildes hat ein Lehrer im US-Bundesstaat Utah kunsthistorische Epochen erklärt. Die im Schnitt 11-jährigen Schüler brachte das prächtige Hinterteil der Dame teilweise aus der Fassung und sie petzten bei ihren Eltern. Doch anstatt die Kinder aufzuklären, dass die Darstellung des menschlichen Körpers deutlich natürlicher ist als das Trinken von Cola aus Putzkübeln, zeigten diese den Lehrer an. Die Schule feuerte ihn. Und die Moral von der Geschichte? Den Maler können wir nicht mehr danach fragen, der starb 1770, als solche Bilder noch niemanden aufgeregt haben. Aber damals gab’s auch noch keine Amerikaner, weil dieses lustige Land erst sechs Jahre später gegründet wurde. (nyf)