Arztbischof
Mit Michel Aupetit (66) tritt an diesem Samstag ein Geistlicher sein neues Amt als Erzbischof von Paris an, der ganz auf der Linie von Papst Franziskus liegen dürfte. Aupetit hat keine geradlinige Kirchenkarriere hinter sich, keinen Weg vom Messdiener über die Priesterweihe in Rom und anschließender Tätigkeit innerhalb der Kirche ohne tagtägliche Seelsorge. Aupetit hat zuerst mit den Menschen gearbeitet und dann erst den Priesterweg eingeschlagen – daher kennt er die Gläubigen, die Pfarreien und seine Diözese mit ihren Sorgen und Nöten sehr genau. Das passt zur Personalpolitik Franziskus’, der konsequent auf Nähe zur Basis setzt. Er sagte: „Geistliche müssen sich als Hirten mitten unter ihre Herde mischen, den Geruch der Schafe annehmen.“Sie würden sonst zu „traurigen Priestern“, Hirten, die den Kontakt zu den Menschen verloren hätten.
Aus einem kirchenfernen, französisch-laizistischen Elternhaus stammend, studierte Aupetit zunächst Medizin und praktizierte von 1979 bis 1990. „Damals, war ich Arzt, um für das Leben zu kämpfen. Heute bin ich im Dienst des ewigen Lebens“, sagt Aupetit. Erst mit 39 Jahren trat er ins Pariser Priesterseminar ein und wurde 1995 zum Priester geweiht. Anschließend war Aupetit Kaplan in verschiedenen Pariser Gemeinden. 2006 wurde er zum Generalvikar des Erzbistums Paris und 2013 zum Weihbischof ernannt, seit 2014 war er Bischof von Nanterre im Pariser Westen.
Der neue Erzbischof dürfte parallel zur Seelsorge den Dialog der französischen Kirche in gesellschaftlich relevanten Fragen auf Augenhöhe führen: Zwischen 1997 und 2006 vertiefte Aupetit sein Wissen über Bioethik am Universitätskrankenhaus Henri Mondor in Creteil. Er beschäftigte sich intensiv mit der Bedeutung des Embryos und mit dem Lebensende. Das könnte ihm auch 2018 zugutekommen, denn Staatspräsident Emmanuel Macron plant eine Reform des Bioethikgesetzes. Ludger Möllers