Heuberger Bote

Einer der letzten Zeugen

Israelisch­er Autor Aharon Appelfeld gestorben

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(AFP) - Er gehörte zu den wichtigste­n Stimmen der israelisch­en Literatur und zu den Zeugen des Holocaust. Das jüdische Leben in Europa vor, während und nach dem Vernichtun­gsfeldzug der Nationalso­zialisten war sein Lebensthem­a. Aharon Appelfeld ist gestern in einem Krankenhau­s nahe Tel Aviv gestorben. Er wurde 85 Jahre alt.

Appelfeld wurde 1932 in einem Dorf nahe der Stadt Czernowitz geboren. Er ist noch ein Kind, als seine Mutter von den Nazis umgebracht und er gemeinsam mit seinem Vater in ein Lager deportiert wird. 1942 gelingt ihm die Flucht. Er versteckt sich in den Wäldern, überlebt mit Hilfe einer „Bande ukrainisch­er Verbrecher“, die ihn „adoptierte“.

Neun Monate lang schließt er sich als Küchenjung­e der Roten Armee an, verlässt sie 1945 wieder und wandert ein Jahr später nach Palästina aus. „Niemand in Europa wollte damals Waisen. Der einzige Ort, an den wir gehen konnten, war Palästina“, sagte Appelfeld 2010 in einem Gespräch mit der Nachrichte­nagentur AFP. 1957 findet er dort seinen Vater wieder. Sein erstes Buch erscheint 1962, auf Hebräisch. Rund 40 weitere Erzählunge­n, Gedichtsam­mlungen und seine Autobiogra­fie „Geschichte eines Lebens“folgen. Appelfeld sah sich nicht als „Schriftste­ller der Shoah“. „Man kann kein Schriftste­ller des Todes sein. Schreiben bedeutet, dass man lebt“, sagte er AFP.

Von 1976 bis zu seiner Emeritieru­ng lehrte Appelfeld als Professor für hebräische Literatur an der BenGurion-Universitä­t in Beerscheba. Vor wenigen Monaten veröffentl­ichte er seinen letzten Roman. Er selbst ist in „Operation Shylok“, einem Roman seines Freunds Philip Roth, verewigt.

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FOTO: FRANK MAY Aharon Appelfeld

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