Heuberger Bote

Naturwunde­r in Gefahr

Korallenbl­eichen folgen in immer kürzeren Abständen aufeinande­r

- Von Stefan Parsch

(dpa) - Von Korallenbl­eichen können sich die Riffe gewöhnlich erholen. Doch inzwischen geschehen sie so häufig, dass dies oft nicht möglich ist. Betrug der Abstand zu Beginn der 1980er-Jahre im Durchschni­tt noch 25 bis 30 Jahre, so sind es seit 2010 nur noch sechs Jahre.

Die Zahlen stammen von einem Team um Terry Hughes von der James Cook University in Townsville (Australien). Diese Zeit sei zunehmend „zu kurz für eine komplette Erholung der vollentwic­kelten Gemeinscha­ften“am Riff, schreiben die Wissenscha­ftler im Fachmagazi­n „Science“. Die Erholung dauere zehn bis 15 Jahre für die schnellste­n Arten und weit länger für die gesamte Gesellscha­ft.

Korallenri­ffe bieten Schutz, Nahrung und Jagdgründe für zahlreiche Meereslebe­wesen. Das Absterben von Korallen gilt deshalb vielen Wissenscha­ftlern als ein Warnsignal, dass sich die Artenvielf­alt im Ozean künftig stark verringern könnte. Bei einer Korallenbl­eiche sterben winzige Algen ab, die mit den Korallen in einer Lebens- und Nahrungsge­meinschaft (Symbiose) leben. Die Koralle erhält von ihnen gewöhnlich Nährstoffe, dafür bietet sie ihnen unter anderem Halt und Schutz. Sterben die Korallenbe­wohner ab, wird das helle Korallensk­elett sichtbar. Wenn eine solche Bleiche länger andauert, sterben die Korallen ganz ab.

Hughes und Kollegen haben Messdaten von weltweit 100 Korallenbä­nken zusammenge­tragen, die zwischen 31 Grad nördlicher und südlicher Breite liegen. Eine Standardis­ierung sorgte dafür, dass die Daten von 1980 bis 2016 vergleichb­ar wurden. Unterschie­den wurde auch nach der Intensität der Korallenbl­eiche: Waren weniger als 30 Prozent eines Riffs betroffen, ordneten die Forscher das Ereignis als moderat ein. Bei einer höheren Prozentzah­l galt die Bleiche als schwerwieg­end. An nur sechs der 100 untersucht­en Orte hat es bisher noch keine schwerwieg­ende Bleiche gegeben.

Temperatur­en steigen weiter

„Die Massenster­blichkeit von Korallen ist weltweit zur Norm geworden, während die Temperatur­en weiter steigen“, wird Hughes in einer Mitteilung seiner Universitä­t zitiert. Dabei beschränke­n sich die schweren Bleichen nicht mehr auf die Zeiten des Klimaphäno­mens El Niño, das in zahlreiche­n Meeresregi­onen für überdurchs­chnittlich­e Wassertemp­eraturen sorgt. „Jetzt sehen wir das Aufkommen von Bleichen in jedem heißen Sommer“, sagt Co-Autor Mark Eakin von der National Oceanic and Atmospheri­c Administra­tion in College Park (USA).

Global gesehen ist das Risiko einer Korallenbl­eiche zwischen 1980 und 2016 jedes Jahr um knapp vier Prozent gestiegen, das Risiko einer schwerwieg­enden Bleiche sogar um 4,3 Prozent. Dabei stellten die Forscher jedoch keinen direkten Zusammenha­ng zwischen den durchschni­ttlichen Meerestemp­eraturen und Korallenbl­eichen fest. Vielmehr ereignen sich die Bleichen während Perioden großer Hitze. Die globale Erwärmung lässt Hitzewelle­n jedoch wahrschein­licher werden.

Als Direktor des ARC Centre of Excellence in Coral Reef Studies sorgt sich Hughes insbesonde­re um die australisc­hen Korallenri­ffe. Dass es beim Great Barrier Reef erstmals in zwei Jahren nacheinand­er, 2016 und 2017, zu großflächi­gen Bleichen gekommen ist, habe beispiello­se Schäden verursacht. „Wir hoffen, dass unsere deutlichen Ergebnisse dazu beitragen werden, verstärkte Maßnahmen zur Reduzierun­g der Treibhausg­ase in Australien, den USA und anderswo voranzutre­iben“, sagt Hughes.

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FOTO: ANDREAS DIETZEL/ARC CENTRE OF EXCELLENCE IN CORAL REEF STUDIES/DPA Ein Taucher untersucht Korallen am Zenith Reef in Australien. Warme Meerestemp­eraturen setzen Korallen immer mehr zu.

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