Schulsanierung steht vor der Tür
Neuer Leiter des Aldinger Schulzentrums will Trend sinkender Schülerzahlen stoppen
- Ein knappes halbes Jahr ist der neue Leiter des Aldinger Schulzentrums, Bernhard Straile, nun im Amt. Kein leichtes in einer Zeit, in der Gemeinschaftsschulen landesweit über zurückgehende Schülerzahlen klagen. Zudem startet in diesem Jahr die umfassende Sanierung und Erweiterung der Gemeinschaftsschule.
Auch die Aldinger Gemeinschaftsschule verzeichnet einen zurückgehenden Andrang: Kamen 2016/2017 noch 73 Schüler ins fünfte Schuljahr, waren es in diesem nur 51. Straile erwartet aufgrund von Rückmeldungen von Eltern, dass die Zahl in diesem Sommer wieder bei etwa 50 Fünftklässlern liegen wird. Was, wie bereits dieses Schuljahr, Zweistatt Dreizügigkeit bedeutet wie noch 2016/17. Die Gesamtzahl der Schüler der Gemeinschaftsschule sei indes konstant geblieben mit knapp 650 Mädchen und Jungen. Aufgefangen werde der Schwund durch „eine große Gruppe rumänischer Schüler“, ungefähr 20; für diese und andere Kinder mit „wenigen bis keinen Deutschkenntnissen“seien zwei Vorbereitungsklassen eingerichtet worden.
Bei nur 25 Fünftklässlern würde es kritisch
Kritisch werde es, wenn sich weniger als 25 Schüler fänden für eine fünfte Klasse. „Aber das wird nicht passieren“, ist sich Straile sicher. Er kritisiert, dass die Schulart durch Parteien „politisch instrumentalisiert wird – das halte ich für unerträglich und hochgefährlich“. Die derzeitige Landesregierung sei beim Thema Gemeinschaftsschule „zurückhaltend“, Eltern seien „sehr verunsichert“– und wählten deshalb vielfach den „sicheren Weg“, etwa die Realschule, bei der Frage einer weiterführenden Schule für ihren Nachwuchs.
Die Gemeinde Aldingen habe „sehr bewusst“den Umbau des Schulzentrums auf den Weg gebracht, „um den Schulstandort attraktiv zu halten“. Die Baustellenzufahrt wurde in den vergangenen Wochen hergerichtet. Der erste Bauabschnitt mit einem Anbau ans bestehende Gebäude mit Mensa und Fachräumen beginnt im Sommer. Es folgen die Außenanlagen mit Wegen zur Verbindung der Schulgebäude.
In einem zweiten Abschnitt ab Frühjahr 2020 wird das bestehende Schulgebäude, das laut Straile in den 70er Jahren gebaut wurde, renoviert – samt energetischer Sanierung und anderer Raumaufteilung. „Dazu muss das komplette Schulgebäude freigemacht werden“, sagt Straile – mitsamt Unterricht in Containern als Übergangslösung. Dies sei eine logistische Herausforderung, „mit der man sich schon jetzt gedanklich beschäftigen muss“. Es sei eine „anspruchsvolle Aufgabe, wegen der ich mir keine Sorgen mache, aber Respekt habe“. Schließlich sei bei jedem Bauprojekt mit Unwägbarkeiten zu rechnen.
Seine Entscheidung, nach acht Jahren als Regierungsschuldirektor im Regierungsbezirk Tübingen in die Praxis zurückzukehren, bereut der frühere Leiter eines Sonderschulzentrums in Mariaberg indes nicht: „Ich bin sehr zufrieden“, lautet sein Zwischenfazit nach bald sechs Monaten an der Aldinger Schule. Mit dem Kollegium habe er „sehr gut zusammengefunden“. Er habe „den Ball bewusst flach gehalten“, habe erst einmal schauen wollen, „was da ist, was wichtig, was nicht so wichtig ist“. Gemeinsam mit dem Kollegium gelte es nun, „das Bestehende zu strukturieren“, zu sehen, was zentrale Elemente des Schulprofils seien und diese weiterzuentwickeln.
Wichtig sei zum Beispiel die Frage, „welche Schüler wir aufnehmen und was wir von ihnen erwarten“. Straile: „Die Gemeinschaftsschule darf nicht das Sammelbecken all derer werden, die irgendwelche Probleme haben – dann wird es, wie an anderen Schulen auch, nicht funktionieren.“Die Schüler sollen lernen „selber einzuschätzen, auf welchem Niveau sie in welchen Fächern arbeiten wollen“. Es sei ein „phänomenales pädagogisches Ziel, wenn wir die Schüler dazu bringen, dass sie selber sagen, wo sie stehen“.
„Sensationell anders“sei Schule nicht geworden in den acht Jahren seiner praktischen Abstinenz, sagt der Endfünfziger. Gleichwohl spürt er Veränderungen im Verhalten der Schüler. „Bei den Jugendlichen fällt mir auf, dass es schwerer geworden ist für sie, Verantwortung zu übernehmen.“Manchmal habe er das Gefühl, „dass Jugendliche, nicht nur Aldinger, zu viel Grenzenlosigkeit erleben – das hilft nicht bei der Orientierung“. Strailes Appell an Eltern und andere Erwachsene: Jugendlichen nicht alle Wünsche erfüllen und Grenzen setzen – auch beim Verhalten.
Ein Video sehen Sie bei www.schwaebische.de/aldingenschulzentrum