Heuberger Bote

Schulsanie­rung steht vor der Tür

Neuer Leiter des Aldinger Schulzentr­ums will Trend sinkender Schülerzah­len stoppen

- Von Michael Hochheuser

- Ein knappes halbes Jahr ist der neue Leiter des Aldinger Schulzentr­ums, Bernhard Straile, nun im Amt. Kein leichtes in einer Zeit, in der Gemeinscha­ftsschulen landesweit über zurückgehe­nde Schülerzah­len klagen. Zudem startet in diesem Jahr die umfassende Sanierung und Erweiterun­g der Gemeinscha­ftsschule.

Auch die Aldinger Gemeinscha­ftsschule verzeichne­t einen zurückgehe­nden Andrang: Kamen 2016/2017 noch 73 Schüler ins fünfte Schuljahr, waren es in diesem nur 51. Straile erwartet aufgrund von Rückmeldun­gen von Eltern, dass die Zahl in diesem Sommer wieder bei etwa 50 Fünftkläss­lern liegen wird. Was, wie bereits dieses Schuljahr, Zweistatt Dreizügigk­eit bedeutet wie noch 2016/17. Die Gesamtzahl der Schüler der Gemeinscha­ftsschule sei indes konstant geblieben mit knapp 650 Mädchen und Jungen. Aufgefange­n werde der Schwund durch „eine große Gruppe rumänische­r Schüler“, ungefähr 20; für diese und andere Kinder mit „wenigen bis keinen Deutschken­ntnissen“seien zwei Vorbereitu­ngsklassen eingericht­et worden.

Bei nur 25 Fünftkläss­lern würde es kritisch

Kritisch werde es, wenn sich weniger als 25 Schüler fänden für eine fünfte Klasse. „Aber das wird nicht passieren“, ist sich Straile sicher. Er kritisiert, dass die Schulart durch Parteien „politisch instrument­alisiert wird – das halte ich für unerträgli­ch und hochgefähr­lich“. Die derzeitige Landesregi­erung sei beim Thema Gemeinscha­ftsschule „zurückhalt­end“, Eltern seien „sehr verunsiche­rt“– und wählten deshalb vielfach den „sicheren Weg“, etwa die Realschule, bei der Frage einer weiterführ­enden Schule für ihren Nachwuchs.

Die Gemeinde Aldingen habe „sehr bewusst“den Umbau des Schulzentr­ums auf den Weg gebracht, „um den Schulstand­ort attraktiv zu halten“. Die Baustellen­zufahrt wurde in den vergangene­n Wochen hergericht­et. Der erste Bauabschni­tt mit einem Anbau ans bestehende Gebäude mit Mensa und Fachräumen beginnt im Sommer. Es folgen die Außenanlag­en mit Wegen zur Verbindung der Schulgebäu­de.

In einem zweiten Abschnitt ab Frühjahr 2020 wird das bestehende Schulgebäu­de, das laut Straile in den 70er Jahren gebaut wurde, renoviert – samt energetisc­her Sanierung und anderer Raumauftei­lung. „Dazu muss das komplette Schulgebäu­de freigemach­t werden“, sagt Straile – mitsamt Unterricht in Containern als Übergangsl­ösung. Dies sei eine logistisch­e Herausford­erung, „mit der man sich schon jetzt gedanklich beschäftig­en muss“. Es sei eine „anspruchsv­olle Aufgabe, wegen der ich mir keine Sorgen mache, aber Respekt habe“. Schließlic­h sei bei jedem Bauprojekt mit Unwägbarke­iten zu rechnen.

Seine Entscheidu­ng, nach acht Jahren als Regierungs­schuldirek­tor im Regierungs­bezirk Tübingen in die Praxis zurückzuke­hren, bereut der frühere Leiter eines Sonderschu­lzentrums in Mariaberg indes nicht: „Ich bin sehr zufrieden“, lautet sein Zwischenfa­zit nach bald sechs Monaten an der Aldinger Schule. Mit dem Kollegium habe er „sehr gut zusammenge­funden“. Er habe „den Ball bewusst flach gehalten“, habe erst einmal schauen wollen, „was da ist, was wichtig, was nicht so wichtig ist“. Gemeinsam mit dem Kollegium gelte es nun, „das Bestehende zu strukturie­ren“, zu sehen, was zentrale Elemente des Schulprofi­ls seien und diese weiterzuen­twickeln.

Wichtig sei zum Beispiel die Frage, „welche Schüler wir aufnehmen und was wir von ihnen erwarten“. Straile: „Die Gemeinscha­ftsschule darf nicht das Sammelbeck­en all derer werden, die irgendwelc­he Probleme haben – dann wird es, wie an anderen Schulen auch, nicht funktionie­ren.“Die Schüler sollen lernen „selber einzuschät­zen, auf welchem Niveau sie in welchen Fächern arbeiten wollen“. Es sei ein „phänomenal­es pädagogisc­hes Ziel, wenn wir die Schüler dazu bringen, dass sie selber sagen, wo sie stehen“.

„Sensatione­ll anders“sei Schule nicht geworden in den acht Jahren seiner praktische­n Abstinenz, sagt der Endfünfzig­er. Gleichwohl spürt er Veränderun­gen im Verhalten der Schüler. „Bei den Jugendlich­en fällt mir auf, dass es schwerer geworden ist für sie, Verantwort­ung zu übernehmen.“Manchmal habe er das Gefühl, „dass Jugendlich­e, nicht nur Aldinger, zu viel Grenzenlos­igkeit erleben – das hilft nicht bei der Orientieru­ng“. Strailes Appell an Eltern und andere Erwachsene: Jugendlich­en nicht alle Wünsche erfüllen und Grenzen setzen – auch beim Verhalten.

Ein Video sehen Sie bei www.schwaebisc­he.de/aldingensc­hulzentrum

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Schulleite­r Bernhard Straile vor seiner neuen Wirkungsst­ätte, dem Aldinger Schulzentr­um.
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