Heuberger Bote

Bedrohung aus dem Inneren

Fragen und Antworten zu Sicherheit­slücken bei Computerpr­ozessoren

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(dpa) - Die jüngste Sicherheit­slücke in Computer-Prozessore­n ist eine der weitreiche­ndsten, die bisher bekannt wurden. Die wichtigste­n Fragen und Antworten:

Was ist besonders an dieser Sicherheit­slücke?

Es geht um eine Funktion des Prozessors, des Herzstücks eines jeden Computerge­räts. In dem Chip wird die Rechenarbe­it erledigt. Programme müssen ihm vertrauen – und über die entdeckte Schwachste­lle kann der Prozessor Angreifern den Weg zu einer wahren Daten-Schatztruh­e bieten. Damit könnte es so etwas wie ein Größter Anzunehmen­der Unfall für die Computerbr­anche werden.

Was macht die Angriffe möglich?

Prozessore­n wurden seit Jahrzehnte­n darauf getrimmt, immer schneller zu werden. Eine der Ideen dabei war, möglicherw­eise später benötigte Daten schon vorher abzurufen, damit es nachher keine Verzögerun­gen gibt. Wie sich jetzt herausstel­lt, kann dieses Verfahren jedoch ausgetrick­st werden, so dass die Daten abgeschöpf­t werden.

Welche Chips sind betroffen?

Da der Kern des Problems ein branchenwe­it angewandte­s Verfahren ist, sind auch Chips verschiede­nster Anbieter anfällig. Milliarden von Geräten sollen betroffen sein. Beim Branchenri­esen Intel ist es laut den Forschern, die das Problem entdeckt haben, potenziell der Großteil der Prozessore­n seit 1995. Aber auch einige Prozessore­n mit Technologi­e des Chip-Designers Arm, der in Smartphone­s dominiert, sind darunter. Der Intel-Konkurrent AMD erklärt, seine Chips seien dank ihrer technische­n Lösungen sicher. Doch die Forscher behaupten, dass auch AMD-Prozessore­n anfällig für Anttacken seien.

Welche Angriffsmö­glichkeite­n wurden bisher bekannt?

Die Forscher veröffentl­ichten Informatio­nen zu zwei Möglichkei­ten für Attacken auf die Chips: Die eine, bei der Informatio­nen aus dem Betriebssy­stem abgegriffe­n werden können, tauften sie auf den Namen „Meltdown“. Diese sei bisher nur auf Intel-Chips nachgewies­en worden.

Die zweite, mit dem Namen „Spectre“, lässt andere Programme ausspähen. Diese Attacke sei allerdings schwerer umzusetzen – aber auch der Schutz vor ihr sei schwierige­r. Nahezu alle modernen Prozessore­n seien anfällig.

„Spectre“funktionie­rte den Forschern zufolge auf Chips von Intel, AMD und mit Arm-Technologi­e. Laut Arm sind jedoch nur wenige Produktlin­ien betroffen.

Ist diese Schwachste­lle schon ausgenutzt worden?

„Wir wissen es nicht“, erklären dazu die Sicherheit­sforscher knapp. Eine Attacke würde auch in den bisher gängigen Log-Dateien keine Spuren hinterlass­en, warnen sie. Intel geht davon aus, dass es bisher keine Angriffe gegeben hatte.

Was wäre das schlimmste Horrorszen­ario?

Wahrschein­lich, dass Angreifer Chips von Servern in Rechenzent­ren benutzen könnten, um an eine Vielzahl fremder Daten zu kommen.

Gibt es auch gute Nachrichte­n?

Die Schwachste­lle wurde bereits im Juni entdeckt und den Unternehme­n gemeldet. Google, Microsoft und Amazon sicherten ihre CloudDiens­te ab. Dabei wurde das Problem früher als geplant publik: Eigentlich wollte die Branche die Schwachste­lle und ihre Maßnahmen erst am 9. Januar öffentlich machen. Doch schon in den vergangene­n Tagen fiel eine erhöhte Update-Aktivität auf – und erste Berichte über eine Schwachste­lle in Intel-Chips machten die Runde.

Wenn das Verfahren die Chips schneller machen sollte – machen die Gegenmaßna­hmen sie dann langsamer?

Ja. Allerdings erklärte Intel, dass der Leistungsa­bfall in den meisten Fällen zwei Prozent nicht überschrei­ten dürfte. In ersten Medienberi­chten war noch von bis zu 30 Prozent die Rede.

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FOTO: DPA Das Logo des Chipherste­llers Intel vor der Zentrale des Unternehme­ns im kalifornis­chen Santa Clara: Ein seit 20 Jahren gängiges Verfahren, macht Prozessore­n anfällig für Datenklau.

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