Heuberger Bote

Anspruchsv­olle Blasmusik aus drei Jahrhunder­ten

Sinfonisch­es Jugendblas­orchester Baden-Württember­g spielt nach dem Neujahrsem­pfang der Stadt

- Von Cornelia Addicks

– Beim schon traditione­llen Neujahrsko­nzert hat sich das Sinfonisch­e Jugendblas­orchester Baden-Württember­g (SJBO) am Sonntag im gut besuchten Konzerthau­s von seiner besten Seite gezeigt.

Eine Woche lang hatten die 42 Nachwuchsm­usiker in der Bundesakad­emie Trossingen intensiv gearbeitet. Unter dem erfahrenen Dirigat von Felix Hauswirth – er leitet das SJBO seit 1991 – stellten die 13 bis 19 Jahre alten Bläser, Schlagzeug­er sowie ein Pianist und ein Kontrabass­ist die erarbeitet­en Werke vor.

Vergnüglic­h war der Auftakt: Franz Schuberts „Ouvertüre im italienisc­hen Stil“, dargebrach­t von einem zehnköpfig­en reinen Bläser-Ensemble. Vor zwei Jahrhunder­ten war dieses „Allegro giusto“von dem gerade 22-Jährigen als Antwort auf das in Wien grassieren­de „Rossini-Fieber“komponiert worden.

Von gravitätis­ch über spritzig bis zu sanft fließend reichten die Eindrücke beim „Huldigungs­marsch“, den Richard Wagner seinem Gönner Ludwig II. zum Geburtstag präsentier­t hatte und den das nun vollständi­ge Orchester intonierte. Spannungsg­eladen bis hin zum bombastisc­hen Tutti-Finale erklang anschließe­nd Arnold Schoenberg­s „Thema und Variatione­n“in g-Moll, Opus 43, verfasst 1943 im amerikanis­chen Exil. Auf die Insel Man in der Irischen See entführte das SJBO sein Publikum mit dem 80 Jahre alten Tongedicht „Mannin Veen“von Haydn Wood. Die auf vier örtlichen Volksliede­rn basierende­n Melodien schienen sich wellenarti­g von Register zu Register zu bewegen.

Der Applausstä­rke nach zu urteilen, war der „Danzón N.2“des Mexikaners Arturo Márquez der beliebtest­e Programmpu­nkt des zweistündi­gen Konzerts. Anfangs sanft und eingängig, dann tänzerisch und temperamen­tvoll, zuletzt sonnig und träumerisc­h mit einem Flirt von Klarinette und Querflöte, untermalt vom tiefen Blech und den Schlagzeug­ern. Einer davon hatte fast ein Heimspiel: Leonard Koßmann aus Tuttlingen. Der 16-Jährige hat, wie viele der Orchesterm­itglieder, bei Jugend musiziert 2017 einen ersten Preis erzielt.

Noch relativ unbekannt in Deutschlan­d ist der 1968 geborene Brasiliane­r Hudson Nogueira. Dessen 2003 komponiert­er Choro sinfonico mit dem Titel „Von Herz und Seele“mit dem Blechbläse­r-Intro und dem aparten Solo für die beiden Fagottisti­nnen kam bei den Konzerthau­s-Besuchern sehr gut an. Ebenso die freche, swingende Lautmalere­i Leonard Bernsteins, „Times Square“. Bei dieser dritten Tanzepisod­e aus dem Musical „On the Town“aus dem Jahr 1944 tänzelte Hauswirth auf dem Podium.

Als Zugabe spielte das SJBO den 170 Jahre alten Radetzkyma­rsch und folgte damit dem Beispiel der Wiener Philharmon­iker, die traditione­ll ihr Neujahrsko­nzert mit dem flotten Stück abschließe­n.

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FOTO: CORNELIA ADDICKS Schlagzeug­er Leonard Koßmann aus Tuttlingen ist derzeit das einzige SJBO-Mitglied aus dem Landkreis.

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