Erol Sander ermittelt als Inspector Craddock
Das mobile Tourneetheater „Komödie Wasserburg“zeigt einen Fall von Miss Marple
- Herzlicher Applaus für das zehnköpfige Ensemble: Am Samstagabend hat das mobile Tourneetheater „Komödie Wasserburg“mit TV-Star Erol Sander einen „Fall für Miss Marple“auf die Bühne der Stadthalle gebracht.
Regisseur Jörg Herwegh blieb bei der Inszenierung von „Ein Mord wird angekündigt“relativ nah an dem 1950 erschienen Kriminalroman. In Tuttlingen kam wohl der Großteil der rund 600 Besucher, um Sander, den gewissenhaften Kommissar Özakin aus der ARD-Serie „Mordkommission Istanbul“, einmal live zu erleben. Für die anderen, die eingefleischten Agatha-ChristieFans, war die prominente Besetzung von Inspector Craddock das „schnuckelige Sahnehäubchen“– so formulierte es eine Zuschauerin.
Die ersten Lachsalven schallen schon wenige Minuten nach Beginn des zweieinhalbstündigen Stücks durch den Saal. Sie gelten Mitzi, der ungarischen Köchin im Hause „Little Paddocks” in Chipping Cleghorn: Constanze Baruschke verkörpert die temperamentvolle Ungarin mit Hang zum Knoblauch, einer unauslöschlichen Angst vor der Geheimpolizei ihres Herkunftslandes und dem Traum einer Karriere in Hollywood.
Als Miss Marple steckt Christl Bergmeier ihre Nase in familieninterne Dinge und lotst Craddock, der sich mehr für Fußball und seine Betthäschen zu interessieren scheint, auf die richtige Spur.
Gabriele Preuß gibt Letitia Blacklock, eine Hausherrin, großzügige Gastgeberin und geduldige Freundin ihrer langjährigen Mitbewohnerin Dora Brunner, liebevoll „Bunny“gerufen. Kirsten Lossin spielt diese tüttelige Figur – das zweite Todesopfer – überzeugend. Ihre Variabilität stellt Lossin unter Beweis, wenn sie in die Rolle der ordinären Animierdame Marla Harris schlüpft, deren tiefes Dekolletee den Herrn Inspektor magisch anzieht. Gleich drei Rollen übernimmt Steps Lossin: Relativ kurz ist sein Auftritt als Kleinkrimineller und Erpresser Rudi Scherz, tödlich getroffen von einem der drei peitschenden Schüsse. Unfall? Selbstmord? Auch als Überbleibsel der britischen Kolonialherrschaft in Indien und hilfsbereit-wehrhafter Nachbar Leticias gefällt Lossin. Als absoluter Publikumsliebling erweist er sich aber in der Rolle des schläfrigen und verfressenen DC Berkley, der Miss Marple schon mal als Garderobenständer dienen muss.
Apropos Garderobe: Während Karin Killy (als junge Witwe Philippa), Sarella Vargas (die ganz kurzfristig die Rolle der Julia übernahm) sich in drei unterschiedlichen Outfits zeigen, trägt Miss Marple die ganze, sich über mehrere Tage ziehende Geschichte über immer dasselbe Kostüm. Wenn ihre Schnürschuhe und das schwarze Hütchen zum Charakter der Hobbydetektivin passen, liegen das urbayerische Lodencape und die blassblaue Brille eher daneben. Selbst Peter Fritsch (etwas blass als Edmund) und Andreas Schwankl als Patrick dürfen sich umziehen. Erol Sander kommt dagegen bei der Garderobe schlecht weg: Trägt er doch die ganze Zeit über dieselbe Krawatte und das – nicht dazu passende – Einstecktuch.
Das Publikum vergibt dies ebenso wie das aggressive Stroboskoplicht, die technischen Patzer mit den auch optisch störenden Kopfmikrofonen und die Handvoll Versprecher.