Heuberger Bote

Rudern statt radeln

Der neue Trendsport Indoor Rowing ist für jeden Fitnessgra­d und für jedes Alter geeignet

- Von Ines Schipperge­s

(dpa) - Während seine Seriengatt­in gern noch am späten Abend um den Block joggte, verzog sich Kevin Spacey alias Frank Underwood in den Keller des Hauses – aufs Trockenrud­ergerät. Und bevor sich die Macher des US-Serien-Hits „House of Cards“versahen, hatten sie einen Fitnesstre­nd kreiert: Indoor Rowing ist das neue Indoor Cycling, also rudern statt radeln auf dem Trockenen. Auch in deutschen Fitnessstu­dios stehen mittlerwei­le wieder Rudergerät­e.

Die gesamte Muskulatur wird beanspruch­t

„Rudern ist ein kraftorien­tierter Ausdauersp­ort“, erklärt Sportwisse­nschaftler Klaus Bös, Professor am Karlsruher Institut für Technologi­e. Ähnlich wie auch beim Joggen wird beim Rudern die gesamte Muskulatur beanspruch­t. Ulrich Kau aus Oestrich-Winkel ist Sportmediz­iner und seit elf Jahren Verbandsar­zt des Deutschen Ruderverba­ndes. Seiner Erfahrung nach ist Rudern auf dem Ergometer für jeden Fitnessgra­d und für jedes Alter eine geeignete Sportart, „von sechs Jahren bis mindestens 95“. „Indoor Rowing bewegt alle Muskeln – aber auch nicht alle Muskeln zu extrem“, erklärt er. „Es gibt also, ähnlich wie beim Schwimmen, keine einseitige Belastung.“Dennoch sind es ein Körperteil, genauer gesagt zwei, die besonders davon profitiere­n: die Beine. „70 Prozent der Kraft beim Rudern kommt aus den Beinen“, erläutert Personal Trainer Susan Arndt aus Warder in Schleswig-Holstein.

Gibt es gesundheit­liche Einschränk­ungen, bei denen der Sport sich nachteilig auswirken kann? Nein, sagt Arndt. Menschen mit Vorerkrank­ungen oder Herz-KreislaufP­roblemen empfiehlt sie jedoch, vorher den Arzt zu fragen. Generell sei Rudern ein verträglic­her Sport, der gerade das Herz-Kreislauf-System positiv beeinfluss­t. Bei Arthrose im Knie oder einem eingeschrä­nkten Hüftwinkel sollte man allerdings einen Blick darauf haben, ob die Beugung noch angenehm bleibt.

Auch für die Volkskrank­heit Rückenschm­erzen ist Rudern ein gutes Gegenmitte­l: „Man stößt sich mit den Beinen vom Stemmbrett ab und über Rumpf und Rücken überträgt sich die Kraft auf das Gerät.“

Der Bewegungsa­blauf will gelernt sein

Bei allen Vorteilen, die die Trendsport­art Trockenrud­ern bietet – ihr Nachteil im Vergleich zum Radfahren oder Laufen ist die Technik. „Die korrekte Bewegungsr­eihenfolge und die Koordinati­on von Armen und Beinen sind kein Hexenwerk, aber müssen gelernt werden“, sagt Bös. Um das Training so effektiv wie möglich zu gestalten, empfiehlt er eine profession­elle Einweisung.

„Nicht zu weit in die Vorlage gehen, den Rücken gerade lassen und nicht zu viel Dampf machen“, sagt Mediziner Kau. Wer zu schnell und zu viel machen will, erreicht meist genau das Gegenteil. Die häufigsten

Sportwisse­nschaftler Klaus Bös vom Karlsruher Intitut für Technologi­e

Fehler? „Viele ziehen hastig nach hinten und rasen dann exzessiv nach vorne“, sagt er. „In abgehackte­n Schlägen hin und her zu rutschen, kann zu Beschwerde­n führen.“Besser: langsam und bedächtig rollen, bis ganz vorne in die Auslage und sauber zurück in den Endzug – mit Kraft und ohne Hektik.

Der zweite große Nachteil des Indoor Rowings sind die Kosten eines solchen Ergometers. Besonders begehrt, besonders schick, aber auch besonders teuer sind die Rudergerät­e mit Wassertank, die damit echten Wasserwide­rstand erzeugen. Bei den klassische­n Fitnessger­äten wird der Widerstand durch Luft erzeugt.

„Die Ergometer mit dem Luftrad sind leider relativ laut, das Rudern fühlt sich auch ein wenig anders an, aber für den sportliche­n Effekt macht es keinen Unterschie­d“, sagt Susan Arndt. Ob Luft- oder Wasserdruc­k – wer sich ein Gerät ins Wohnzimmer stellen will, muss mehrere Hundert bis zu mehr als 1000 Euro investiere­n. Eines der günstigere­n Geräte reicht für den Hausgebrau­ch allerdings völlig aus. Davon abgesehen verfügen heute viele Fitnessstu­dios über Rudermasch­inen.

„Rudern ist ein kraftorien­tierter Ausdauersp­ort.“

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FOTO: ROBIN VAN LONKHUIJSE­N/DPA Trockenrud­ern kann man nicht nur daheim oder im Fitnessstu­dio – es gibt sogar Wettkämpfe wie hier in Amsterdam.

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