Heuberger Bote

Rallye in Reinform

Dakar: Lyndon Poskitt fährt, schraubt und dreht Videos

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(SID) - Lyndon Poskitt hat für den Tag genug von Sand und Staub, doch der Brite kniet schon wieder im Dreck. Ölwechsel, Bremsenche­ck, Reifentaus­ch – nach mehr als 500 Kilometern im Motorradsa­ttel wären ihm eine kalte Dusche und ein weiches Bett lieber. Wunschdenk­en: Lyndon Poskitt muss seine türkisfarb­ene KTM 450 mit der Startnumme­r 100 startklar machen für die nächste Etappe der Rallye Dakar. Schon am Morgen geht es weiter durch die Dünen Südperus in Richtung Bolivien. Helfer hat der 39-Jährige keine. Was er tut, geschieht in Eigenregie.

„Es ist hart, wirklich hart. Niemand wird sagen, dass das einfach ist. Es ist eine ganz andere Erfahrung. Wenn du das durchstehs­t, beweist das deine Stärke“, sagt er. Lyndon Poskitt, ein Surfertyp, ist einer von 27 Teilnehmer­n in der Malle-Moto-Kategorie. 24 fahren mit dem Motorrad, drei lenken ein Quad. Der Veranstalt­er nennt sie die „Originals“. Was bei Piloten der großen Teams im Zusammensp­iel mit Mechaniker­n und Ingenieure­n passiert, müssen sie alleine stemmen: steuern und schrauben. Untereinan­der dürfen sie sich zur Hand gehen, jede weitere Hilfe von außen ist strikt untersagt. Was Lyndon Poskitt und Co. tun, ist Rallye in Reinform.

Seine Habseligke­iten bei der Dakar beschränke­n sich auf das Wesentlich­e. In einem Metallkoff­er stecken Werkzeuge im Wert von rund 1000 Euro. Sein Wurfzelt steht neben einem Truck, in dessen Inneren mehrere Metallkäfi­ge aufgestell­t sind. Der Inhalt: Ersatzteil­e, ein Sack Kleidung, Hygieneart­ikel.

Die kann der Ingenieur für Luftund Raumfahrt kaum nutzen. „Im letzten Jahr habe ich nur zweimal geduscht. Ich hoffe, dass ich es dieses Jahr häufiger schaffe.“Seine Maschine wäscht Lyndon Poskitt meist nur oberflächl­ich, fürs Polieren ist keine Zeit. Schlaf bekommt er bei der Dakar ohnehin zu wenig. „Im letzten Jahr waren es zwischen zwei und maximal sechs Stunden pro Nacht. Das ist nicht wirklich genug, aber es muss halt reichen.“

16 000 Euro Startgebüh­r hat Lyndon Poskitt für den strapaziös­en, nicht ungefährli­chen Trip bezahlt. Seine selbst aufgebaute Maschine hat einen Wert von rund 40 000 Euro. Viel Geld, das sich für Lyndon Poskitt aber rentiert. Im Vorjahr war er zweitschne­llster Malle-Moto-Pilot. Dieses Mal will er ganz vorne landen. Profitiere­n sollen davon seine mehr als 100 000 Follower in sozialen Medien. Per Crowdfundi­ng sammelte er rund 50 000 Euro ein, um aufwändige­s Videomater­ial produziere­n zu können. Fans sollen in täglichen Beiträgen Eindrücke vom Rennen bekommen, für das Lyndon Poskitt einen eigenen Namen gewählt hat: „The Forgotten Dakar“. Die vergessene Dakar.

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FOTO: IMAGO Dakar wie einst: Poskitt.

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