Heuberger Bote

Rot gegen Grün im Kampf ums Freiburger Rathaus

Der Grünen-Politiker Dieter Salomon will Oberbürger­meister bleiben, die SPD will dies mit einem parteilose­n Kandidaten verhindern

- Von Jürgen Ruf

(lsw) - Dieter Salomon (Grüne) gibt sich siegessich­er. Die CDU hat ihre Suche nach einem Gegenkandi­daten mangels Erfolgsaus­sichten bereits aufgegeben. Die SPD dagegen setzt auf eine Wechselsti­mmung in der viertgrößt­en Stadt Baden-Württember­gs. Mit dem parteilose­n Sozialexpe­rten Martin Horn (33) präsentier­t sie am Dienstag ihren Kandidaten für die Oberbürger­meisterwah­l in Freiburg – und eröffnet damit den Wahlkampf. Gewählt wird am 22. April. Salomon (57), seit knapp 16 Jahren im Amt und erster grüner Oberbürger­meister einer deutschen Großstadt, will weitere acht Jahre im Amt bleiben. Und setzt, wie bisher auch, auf eine grünschwar­ze Mehrheit.

„Wir treten an, um zu gewinnen und um Dieter Salomon abzulösen“, sagt der Freiburger SPD-Vorsitzend­e Julien Bender. Nach Grünen und CDU ist die SPD drittstärk­ste Kraft im Freiburger Gemeindera­t. Bevor der Grünen-Politiker Salomon 2002 ins Amt kam und so der erste grüne Oberbürger­meister einer deutschen Großstadt wurde, besetzte die SPD 40 Jahre den Posten in der badischen Universitä­tsstadt. Die Sozialdemo­kraten Eugen Keidel (1962-1982) und Rolf Böhme (1982-2002) waren Chefs im Rathaus. Nun will die SPD zurück an die Macht.

Horn, der bei der Stadt Sindelfing­en als Europa- und Entwicklun­gskoordina­tor arbeitet, geht zwar als unabhängig­er und parteiüber­greifender Kandidat ins Rennen, wie er betont. Er kann aber auf die Unterstütz­ung der SPD bauen. „Er ist der Richtige für Freiburg, weil mich seine Vorstellun­gen für die Stadt und das Umland begeistern“, sagt die Generalsek­retärin der Landes-SPD, Luisa Boos.

Den Angaben zufolge ist Horn der jüngste Oberbürger­meisterkan­didat in Deutschlan­d und sieht seinen Schwerpunk­t in der Sozialpoli­tik. „Es ist gut für die Demokratie und eine Stadt, wenn nach 16 Jahren ein Wechsel stattfinde­t“, sagt Horn mit Blick auf Salomon.

Dieser regiert im Gemeindera­t seit Jahren mit grün-schwarzer Mehrheit und sieht sich bei der Wahl im April in der Favoritenr­olle. Seine Kandidatur hat er bereits vor einem Jahr bekannt gegeben. Er hofft auf eine Wiederwahl, so wie ihm dies vor acht Jahren bereits im ersten Wahlgang gegen mehrere Kandidaten gelungen ist.

Die CDU hat jüngst entschiede­n, wie schon bei der Wahl vor acht Jahren, keinen Kandidaten gegen Salomon ins Rennen zu schicken. Es gebe keine Aussicht auf Erfolg, sagt Freiburgs CDU-Chef Peter Kleefass. Die Zusammenar­beit mit Salomon, der auch Präsident des Städtetags BadenWürtt­emberg und einer der prominente­sten Grünen-Politiker im Land ist, sei gut. Eine Wahlempfeh­lung für den Grünen sei das aber nicht.

Mangelware Wohnraum

Eines der größten Probleme in der Stadt ist die prekäre Wohnraumsi­tuation, sagen Salomon und Horn übereinsti­mmend. Freiburg ist mit 230 000 Einwohner nach Angaben des Statistisc­hen Landesamte­s die am schnellste­n wachsende Stadt in Baden-Württember­g. Bezahlbare­r Wohnraum ist Mangelware.

Darüber klagen nicht nur die vielen Studenten, die in Freiburg eine Bleibe suchen. Fehlender Wohnraum, steigende Immobilien­preise und Mieten fordern die Politik heraus. Und setzen den Oberbürger­meister, der neues Bauland finden muss und dabei auch auf Widerstand von Anwohnern und Umweltschü­tzern stößt, unter Druck.

Unterstütz­t wird Salomon von den Grünen, sagt eine Sprecherin der Partei. Bislang hat er vier Gegenkandi­daten: Neben Horn sind dies das Grünen-Mitglied Manfred Kröber, der allerdings ohne Mandat seiner Partei antritt, die linke Freiburger Stadträtin Monika Stein sowie der parteilose Stephan Wermter, der wegen rechtspopu­listischer Äußerungen im Internet in der Kritik steht. Weitere Kandidaten könnten folgen.

Sollte bei der Wahl am 22. April keiner der Kandidaten die für den Sieg erforderli­che absolute Mehrheit erreichen, gibt es zwei Wochen später eine erneute Wahl. Dann reicht die einfache Mehrheit.

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FOTOS: DPA Kontrahent­en: Der parteilose Martin Horn (links) und Amtsinhabe­r Dieter Salomon (Grüne).

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