Neuerungen bei den Narren
Die Spitze der Narrenzunft Deichelmaus im Interview.
SPAICHINGEN - Die Narrenzunft Deichelmaus organisiert am Samstag, 13. Januar, 19 Uhr, in der Alten Turnhalle ihr jährliches Wagenbauerfest – eine von vielen Veranstaltungen in einem eng gestrickten Terminkalender, den es 2018 zu bewältigen gibt. Darüber, über Neuerungen beim Wagenbauerfest und die Förderung närrischen Nachwuchses sprach Redakteur Michael Hochheuser mit Präsident Steffen May, Zugmeister Marius Weiss und dem stellvertretenden Kanzleimeister Torsten Bühler.
Welche Veränderungen gibt es beim Wagenbauerfest? Und warum?
May: Wir gehen back to the roots. Zuletzt haben wir vor sicherlich 20 Jahren ein Wagenbauerfest in dieser Form organisiert. Die letzten gingen schon mehr in Richtung Fasnetopening. Weiss: Das war eher partymäßig mit DJ, großer Bar und wenig Sitzgelegenheiten. Wir haben gesagt, dass wir den Charakter ändern wollen. Was ist der eigentliche Sinn und Zweck eines solchen Fests? Die Zunft will sich bei Wagenbauern, Fußgruppen und Hästrägern des Umzugs bedanken. Also weniger das Partyvolk ansprechen, mehr die Aktiven. So wird es mehr Sitzgelegenheiten geben und statt eines DJs Blasmusik mit dem Musikverein Balgheim. Bühler: Wir wollen das Fest traditioneller gestalten. Durch die Partygeschichte entstand ein kommerzieller Eindruck. Wir wollen mehr die Wagenbauer und Umzugsteilnehmer in den Vordergrund stellen, als dass wir versuchen, Schnaps zu verkaufen.
Wie sieht das Programm aus am kommenden Samstag?
Weiss: Die Gruppen werden alle einden zeln vorgestellt. Bisher haben wir nur einen Film vom Umzug laufen lassen. Die jeweils drei besten Wagenbauerund Umzugsgruppen werden prämiert. Das Prinzenpaar übernimmt den Fassanstich mit 50 Litern Freibier und wird mit Tabletts ausschenken und versuchen, mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen. Wir rechnen mit 300 bis 350 Gästen – ein paar weniger als sonst wegen des zeitgleichen Narrentreffens in Gosheim. Es gibt rustikalen Krustenbraten mit Kartoffelsalat.
Wird beim erfolgreichen Zunftball der Deichelmaus am 3. Februar in der Stadthalle nun auch alles anders?
May: Es gab in den letzten Jahren nur kleinere kosmetische Veränderungen. Ich hoffe, dass der Ball wie in vergangenen beiden Jahren ausverkauft sein wird. Es wird wieder einen Wechsel von Tänzen und Büttenreden geben. Ich bin stolz, dass wir keine Leute von außerhalb Spaichingens holen müssen, sondern die Zunft das Programm selber stemmt.
Diese Saison ist extrem kurz – sind die Narren derzeit im Freizeitstress?
Bühler: Es ist kompakt geballt, man muss sich die Zeit aus den Rippen schneiden. Es ist Stress – aber schöner Stress. May: Diese Woche ist die Deichelmauszunft freitags, samstags und sonntags im Einsatz. Wir müssen uns das aufteilen im Rat, es kann nicht jeder alles machen – sonst sind die Leute platt. Wenn eine Saison länger ist, klappt das besser.
Viele Vereine klagen über Nachwuchsmangel – die Deichelmauszunft ebenso?
Bühler: Wir haben dieses Jahr elf neue Hästräger. Weiss: Durch die Jugendshowtanzgruppe haben wir zumindest auf weiblicher Seite ordentlichen Zulauf. Nachwuchsprobleme hat die Zunft nicht: Die Purzelgarde der Deichelmaus hat sogar Wartezeiten. Die Mitgliederzahlen sind stabil. Lediglich Funktionsträger sind schwer zu finden. May: Wir sind aktiv, gehen in Schulen und Kindergärten, verteilen Brauchtumsbücher. Es ist so wichtig, dass Kinder Brauchtum übermittelt bekommen. Es wird immer schwieriger, den Spagat zu schaffen, Neues zu integrieren und Brauchtum zu bewahren.