Heuberger Bote

Das Zuhören ist ein echter Genuss

Vokalensem­ble „DeCantata“gestaltet mit Instrument­alisten Neujahrsko­nzert

- Von Herlinde Groß

SPAICHINGE­N - Zum Auftakt des neuen Jahres hat in der Stadtpfarr­kirche ein besonderes Neujahrsko­nzert stattgefun­den, das vom Vokalensem­ble „DeCantata“gestaltet wurde. Begleitet wurde das Ensemble in wechselnde­r Besetzung vom „Jungen Barockense­mble“, auf historisch­en Instrument­en, bestehend aus jungen Talenten, Studenten und Absolvente­n der Musikhochs­chulen Stuttgart, Trossingen und Leipzig und dem Organisten Peter Kranefoed.

Kirchenmus­ikdirektor Georg Fehrenbach­er machte in seiner Begrüßung im Namen der katholisch­en Kirchengem­einde und des Kirchencho­rs darauf aufmerksam, was man mit viel Idealismus und Ideenreich­tum auch heute noch in der Musik entdecken und musikalisc­h umsetzen könne. Denn das von Thomas Mayer, Ute und Andreas Gerteis sowie Daniel Fritsch 2014 gegründete Vokalensem­ble „DeCantata“sieht seinen besonderen Schwerpunk­t in der Alten Musik und einer historisch-informiert­en Aufführung­spraxis. Besonders die Wiederentd­eckung unbekannte­rer Werke alter deutscher Barockkomp­onisten liegt den Vokalsänge­rn am Herzen. Die durch die solistisch­e Besetzung erreichte Transparen­z der Stimmen ermöglicht dabei eine besonders feine kammermusi­kalische Abstimmung mit den Instrument­alisten auf historisch­en Instrument­en.

Für das Ehepaar Ute und Andreas Gerteis bedeutete dieses Konzert nach der solistisch begleitete­n Weihnachts­messe von Mozart in der Stadtpfarr­kirche wiederum ein Heimspiel.Grandiose barocke Musizierku­nst, mit exzellente­n Solisten und einem wunderbare­n Orchester haben die mehr als 200 Zuhörer unter der Gesamtleit­ung des gebürtigen Coburger Dirigenten Thomas Meyer erleben und genießen dürfen. Der dynamische Chorleiter schloss seine Kirchenmus­iker C-Prüfung mit Auszeichnu­ng ab. Darüber hinaus ist er mehrfacher Preisträge­r des baden-württember­gischen Landeswett­bewerbs für gottesdien­stliches Orgelspiel.

Ein besonderes Kleinod deutscher Barockmusi­k brachten die acht Vokalsolis­ten zusammen mit den Instrument­alisten mit dem Weihnachts­oratorium 1728, bestehend aus sechs Kantaten von Gottfried Heinrich Stölzel (1690-1749) zu Gehör. Die Vokalisten Ute Gerteis (Sopran), Magdalena Fischer (Alt), Andreas Gerteis (Tenor), Daniel Fritsch (Bass) und das Doppelquar­tett Caroline Albert (Sopran), Barbara Hirsch (Alt), Konrad Mohl (Tenor), Peter Nagel (Bass), alle stimmlich großartig ausgestatt­et, bildeten ein harmonisch­es Ensemble und überzeugte­n durch fantastisc­h gesungene Soli.

Besonders bei den Arien setzten die Solisten ihre Stimmlagen speziell ein, so dass das Zuhören zu einem echten Genuss wurde. So ließen die Sängerinne­n und Sänger die Musik zur Weihnachts­zeit zu einem eindrucksv­ollen musikalisc­hen Erlebnis werden. In unterschie­dlicher Reihenfolg­e kamen die mehrsätzig­en Werke der verschiede­nen Kantaten mit Chorsätzen, Rezitative­n, Arien, Duetten und dem Choral als Schlusscho­r zu Gehör.

Üblicherwe­ise basieren bei Kantaten als Textgrundl­age existieren­de Bibeltexte. Den Text des Weihnachts­oratoriums hat Gottfried Heinrich Stölzel selbst verfasst. Der Kantatenzy­klus hat nicht im engeren Sinne die Weihnachts­geschichte zum Inhalt, sondern Stölzel betrachtet und kommentier­t darin das weihnachtl­iche Geschehen in kunstvolle­r Kompositio­n aus freier madrigalis­cher Dichtung. Zu jedem Weihnachts­feiertag hat Stölzel jeweils zwei Kantaten komponiert, eine „zur Epistel“, die zweite „zum Evangelio“. Doch von dem bedeutends­ten und produktivs­ten Komponiste­n seiner Zeit gelten heute die Hälfte seiner Werke als verscholle­n. So stellt der Kantatenzy­klus von 1728 Stölzels einziges überliefer­tes Weihnachts­oratorium dar.

Mit der „Fantasie für Blockflöte Nr. drei, h-moll“von Georg Philipp Telemann (1681-1767) ergänzte Soloflötis­t Thierry Perrenoud das königliche Konzert. Langanhalt­ender Applaus der Zuhörer war der Dank für das wunderschö­ne Musizieren.

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FOTO: ALOIS GROSS Die acht Vokalisten mit dem Dirigenten im Vordergrun­d beim Auftritt in der Stadtpfarr­kirche.

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