Heuberger Bote

Zu Trossingen geboren ...

Am 7. Januar ist eines der wenigen in Trossingen geborenen Kinder zur Welt gekommen

- Von Frank Czilwa

TROSSINGEN - Die kleine Melia Topuz, die am frühen Morgen des 7. Januar zur Welt gekommen ist, ist das erste Kind, das in diesem Jahr in Trossingen geboren wurde. Und sie gehört damit einem ziemlich kleinen „Club“an: Denn die meisten Kinder Trossinger Eltern kommen heutzutage in den Kliniken in umliegende­n Ortschafte­n zur Welt.

Dass Melia daheim in der Tuninger Straße und nicht in einem Kreißsaal das Licht der Welt erblickte, war auch nicht so geplant: „Samstagnac­ht habe ich Wehen bekommen“, erzählt Mama Eva Topuz, „aber in großen Abständen und nicht so stark, dass wir gedacht haben, jetzt steht die Geburt kurz bevor.“Doch dann ging es schneller als gedacht: Als die Fruchtblas­e platzte, berichtet Eva Topuz, hätten sie „ganz panisch“den Notruf gewählt und die Handynumme­r ihrer Wochenbett-Hebamme Eva Hohner.

„Sie hatten Glück“, sagt Eva Hohner, „denn ich war gerade in Rufbereits­chaft für eine andere, geplante Hausgeburt und bin dann gleich an mein Handy gegangen.“Sofort fuhr sie in die Tuninger Straße, wo bereits Sanitäter und – wegen des Notrufs – die Feuerwehr vor Ort waren und kurz darauf auch der Notarzt eintraf. Die Geburt verlief dann schnell und problemlos: „Vom Platzen der Fruchtblas­e bis zur Geburt waren es nur 18 Minuten“, sagt Eva Topuz.

Seit den 70er-Jahren, nachdem es kein Krankenhau­s mehr in Trossingen gibt, sind Geburten in der Stadt eher selten. Im zu Ende gegangenen Jahr 2017 etwa haben laut Auskunft von Hauptamtsl­eiter Dieter Kohler in Trossingen wohnhafte Eltern insgesamt 213 Kinder bekommen. Von diesen sind aber nur neun in Trossingen selbst zur Welt gekommen, also nur rund vier Prozent – die meisten anderen dagegen wurden in den Kliniken und Geburtshäu­sern des Umlands geboren.

Rechtliche oder verwaltung­stechnisch­e Konsequenz­en habe der Geburtsort zunächst nicht, so Dieter Kohler, allerdings ist er ein wesentlich­es Merkmal bei standesamt­lichen Urkunden und Ausweispap­ieren und kann von den zuständige­n Behörden bei der näheren Bezeichnun­g einer Person neben Vornamen, Nachname und Geburtsdat­um abgefragt werden.

Beratung vor der Hausgeburt

Anders als im Falle von Familie Topuz finden die meisten Hausgeburt­en gewollt und geplant statt, weiß Hebamme Eva Hohner. „Die Gründe sind ganz unterschie­dliche: Manche beschließe­n beim vierten Kind, dass sie das ganze Drumherum in der Klinik nicht mehr haben wollen, während andere sich gleich beim ersten Mal für eine Hausgeburt entscheide­n, weil sie Angst vor den Eingriffen in der Klinik haben.“Wer sich für eine Hausgeburt entschließ­t, muss auf jeden Fall aber zuerst ein ausführlic­hes Beratungsg­espräch führen. „Das schreiben die Krankenkas­sen vor“, so Eva Hohner. Dabei wird etwa darauf hingewiese­n, dass daheim kein OP für unerwartet auftretend­e Notfälle zur Verfügung steht. Auch gibt es bestimmte Ausschluss­kriterien, bei denen eine Hausgeburt nicht erlaubt ist, wie zum Beispiel Lageanomal­ien des Kindes oder bei Risikogebu­rten wie Mehrlinge.

Für Eva Topuz, die ihre beiden anderen Töchter im Krankenhau­s zur Welt gebracht hat, war die – unfreiwill­ige – Hausgeburt in Nachhinein gesehen etwas ganz Besonderes: „Natürlich war da zuerst die Panik da, aber dann war es doch viel, viel schöner. Und morgens um 9 Uhr saßen wir schon wieder alle zusammen um den Frühstücks­tisch.“

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SYMBOLFOTO: DPA Die meisten Babys werden heutzutage in der Klinik geboren – doch ab und zu gibt es auch in Trossingen Hausgeburt­en.

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